Samstag, 7. Januar 2012

Letzter Halt @Arsenal

In sieben glorreichen Jahren bei Arsenal avancierte Thierry Henry nicht nur zum Rekordschützen der „Gunners“. Seither gilt Henry dort als lebende Legende. Seit kurzem darf sich Henry daneben zu dem erlauchten Klub jener aktiven Kicker zählen, die über ein eigenes Denkmal verfügen. Denn erst kürzlich stellte Arsenal eine Statue Henrys vor sein Emirates-Stadium.

Nur wenig später wird nun der Traum vieler Gunners-Anhänger wahr.Nachdem Henry Arsenal  2007 verließ, streift der Franzose doch noch einmal Arsenals rot-weißen Dress über. Sein derzeitiger Klub New York Red Bulls leiht ihn für zwei Monate an die „Gunners“aus. Ob die Londoner U-Bahnfahrer wie kürzlich streiken oder nicht, für den inzwischen 34-Jährigen wird es wohl der letzte Halt @ Arsenal werden.


Doch ist Monsieur Henry noch mehr als ein Denkmal? Der LIBERO fragt nach: Und zwar bei Arsenal-Blogger Ste, dem Kopf des einstigen Goonerportals.

Thierry Henry kickt wieder für Arsenal. Ste, in wenigen Worten: Deine erste Reaktion?

Eine Mischung aus Vorfreude und Ungläubigkeit. Zwar hatte sich die Ausleihe Stück für Stück angedeutet und uns somit nicht über Nacht überrascht, aber es bleibt nun einmal die Rückkehr des verlorenen Sohnes und damit etwas ganz Besonderes. Man könnte fast den Eindruck haben, dem Verein sei damals ein Stück seiner Seele abhanden gekommen, das nun doch noch den Weg nach Hause findet. So ganz werde ich das Ganze aber wohl erst glauben können, wenn ich ihn endlich wieder für unsere Farben in Aktion sehe.

Wie wurde seine Rückkehr ansonsten bei den Arsenal-Fans aufgenommen?

Ausnahmslos positiv. Den Abgang nach Barcelona hat man ihm längst verziehen, stattdessen wird er mit warmherzigen Beifall und Sprechchören begrüßt, wo auch immer er auf Arsenal-Fans trifft. Sicher gibt es stellenweise Bedenken, ob er mit seinem Kurzengagement nicht sein sportliches Denkmal beschädigen könnte, aber das ist weder bei Campbell noch bei Lehmann passiert und wird bei Henry auch nicht passieren. Die Fans sind intelligent genug, um zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu unterscheiden, und wollen einfach nur noch ein bisschen Zeit mit einem ihrer ewigen Lieblinge verbringen.

Nach drei Jahren beim FC Barcelona hat Henry zuletzt seine lange Laufbahn bei New York Red Bull ausklingen lassen. Wie gut ist Henry mit seinen 34 Jahren noch?

Eine gute Frage, die er uns vermutlich nur selbst auf dem Platz beantworten kann. Natürlich hat er mit der Zeit an Schnelligkeit und Dynamik eingebüßt, aber mit der technischen Begabung, seinem Näschen für Situationen und seiner unverschämten Abgebrühtheit stellt er immer noch eine unliebsame Aufgabe für jeden Verteidiger dar. Zumal diverse britische Journalisten voll des Lobes über seine Trainingsform waren, wo man ihn angeblich kaum vom Ball trennen konnte und er auch bei den Spielern ziemlichen Eindruck hinterlassen haben muss. Trotzdem sollte man natürlich keine Heldentaten erwarten, wie er sie in der Vergangenheit vollbracht hat, sondern sich einfach mal überraschen lassen.

Kann Henry Arsenal angesichts des bisher durchwachsenen Saisonverlaufs als „Kurzzeit-Kanonier“ überhaupt helfen?

Definitiv. Die bittere Wahrheit ist, dass Arsenal abgesehen von Robin van Persie keinen einzigen Angreifer hat, den der Gegner wirklich auf dem Zettel haben muss. Chamakh spielt jenseits von Gut und Böse und muss sowieso zum Afrika-Cup, vom Panikkauf Park ist nichts zu sehen und mit Bendtner hat man sowieso endgültig abgeschlossen. Einen echten Joker haben wir also gar nicht im Aufgebot, und wenn Henry diese Rolle für ein paar Wochen auch nur halbwegs zufriedenstellend erfüllen kann, ist uns schon massiv geholfen.
Man darf ja auch nicht vergessen, dass er nicht nur mit dem Ball am Fuß helfen kann. Schon seine Präsenz zieht zwangsläufig die Aufmerksamkeit der Defensive auf sich und verschafft damit anderen Spielern mehr Räume und mehr Möglichkeiten. Zumal er unseren zahlreichen jungen Spielern gerade auch menschlich eine Menge vermitteln kann, was hinsichtlich ihrer charakterlichen Entwicklung sehr förderlich sein wird.


Nachdem Arsenal-Coach Arsene Wenger neben Henry zuletzt immer häufiger erfahrenere Spieler verpflichtete, kannst Du einen Strategiewechsel in Wengers Transferpolitik erkennen?

Die letzte Transferperiode stellt sicher einen Sonderfall dar, als Wenger für ihn höchst ungewöhnliche Panikkäufe tätigte und dabei auch auf ältere Spieler wie Benayoun oder Arteta setzte. Allerdings mussten damals in Form von Nasri, Clichy und Fàbregas drei Leistungsträger auch recht plötzlich abgegeben werden. Von einem Strategiewechsel zu sprechen erscheint mir deshalb etwas zu verfrüht, wenngleich es mich freuen würde, wenn das junge Team nun regelmäßig um erfahrene Kräfte ergänzt werden würde.

Letzte Frage: wie viele Treffer erwartest Du von Monsieur Henry in seinem wahrscheinlichen „Arsenal-Endspiel“ Ende Februar im Derby gegen Erzrivale Tottenham?
Bedenkt man, dass Henry schon immer gerne im Duell um den Norden Londons traf und er dabei noch nie als Verlierer vom Platz gegangen ist, muss man aus Sicht unseres Erzrivalens das Schlimmste befürchten. Zumal er sein Debüt für New York amüsanterweise ausgerechnet gegen die Spurs gab und in dieser Partie prompt auch zuschlug. Da er aber wahrscheinlich erst gegen Ende des Spiels von der Bank aus kommen wird, sollten wir am besten bescheiden sein und es augenzwinkernd bei einem Doppelpack belassen.

Vielen Dank für das Interview.


Dienstag, 3. Januar 2012

Prosit 2012 allerseits!

2012: Ich hoffe, alle Leser des LIBERO sind gut hineingerutscht. Fußballerisch hat das neue Jahr dagegen schon längst wieder begonnen. Sicher auf der Insel wurde wie eh und je gekickt.Zum Jahreswechsel machte auch ein alter Bekannter mal wieder von sich reden.

Das neue Jahr begann daher für mich mit A wie Ailton. Der Brasilianer lässt es wieder krachen und soll sozusagen auf einer Silvesterrakete nach Australien geflogen sein. Richtig, auweia - ab in den Dschungel. Nicht in die A-League, die australische Profiliga, die Ailton etwa auf seiner Weltenbummlerkarte noch fehlt. „Das ist Ailton“, könnte er dazu treffend  im gewohnt lakonischen Sound aus seinem Zitatenschatz, der genau ein Zitat enthält, kommentieren.

Doch 2012, das Jahr der Euro in Polen und der Ukraine, soll beim LIBERO mit jemandem beginnen, der einen weitaus umfassenderen Zitatenschatz hinterlassen hat. Die Rede ist vom Grandseigneur deutscher Länderspielübertragungen der goldenen 80er Jahre: Heribert „’n Abend allerseits“ Faßbender. Eine Top 5 gefällig? Zur Einstimmung auf die Euro mit geographischen Finessen? Bitte schön, werde wie Heribert Faßbender:

1. „Norwegen in rot, die deutsche Mannschaft, das muss ich Ihnen nicht mehr sagen und da brauche ich auch gar nicht viel zu erklären, wie so oft - wie eigentlich immer, wie fast immer, in den Farben, die Sie kennen: In den weißen Trikots und den schwarzen Hosen! Aber, meine lieben Zuschauer, das wissen Sie ja sicher auch so, da muß man keine großen Worte mehr verlieren.“

2. „Und jetzt skandieren die Fans wieder: "Türkiye! Türkiye!", was so viel heißt wie "Türkei! Türkei"

3. „Da singen sie: We are red, we are white, we are Danish Dynamite - Wir sind rote, wir sind weiße wir sind dänische..., äh...“

4. „Toulouse or not to lose, das ist hier die Frage. Bitte verzeihen sie mir diesen kleinen Kalauer.“

5. „Oliver Neuville, der europäischste Europäer, den man sich am heutigen Abend überhaupt vorstellen kann: Vater Deutscher, Mutter Italienerin und Großvater Belgier - von dem er auch den Namen hat! Sonst würde er "Neustadt" heißen!“


Das neue Fußballjahr und die Euro in Polen und in der Ukraine können also kommen oder frei nach Heribert Faßbender gesagt: Prosit 2012 allerseits!