Sonntag, 18. Mai 2014

Unsinkbar wie die Titanic?

Ich gebe zu: selten wirken Relegationspartien auf mich anziehender als das Pokalendspiel samt seines Brimboriums. In diesem Jahr ist dies anders, obwohl sich der BVB und die Bayern in Berlin duellieren und das Ganze längst zum deutschen »Clásico« hochgejazzt wurde. Zweifellos liegt dies am HSV, dessen letzter Titelgewinn bereits 27 Jahre her ist und der zur Kompensation sein gefährdetes Etikett »Bundesliga-Dino« längst wie einen Titel führt. Denn beim großen HSV werden nach dem Abpfiff in Fürth nicht unbedingt alle Lichter ausgehen, aber immerhin könnte wegen des drohenden Abstiegs seine Bundesliga-Uhr stehenbleiben.

Nach dem torlosen Relegationshinspiel gegen die forschen Franken tat sie dies zwar bereits. Aber nicht, weil dem Fußball-Gott Blitze schlagend die Geduld mit den Seeler-Erben ausging. Eher, weil das HSV-Stadionmanagement vergaß, eine schnöde Zeitschaltuhr abzuschalten. Nun tickt sie weiter, die Uhr. Dennoch liest man seitdem ausufern darüber, wie anhand der schlimmen Symbolik das böseste aller Omen für den HSV heraufbeschworen wird - der Abstieg.

Das gute Omen wäre demgegenüber auf Seiten der Fürther zu Hause. Denn rund um den Ronhof wäre da - augenzwinkernd gesagt - noch die Sache mit der Kleeblattkultur. Laut Wikipedia hat man in Fürth jenes Kleeblatt in nahezu allen Wappenvariationen der Klubhistorie untergebracht.  So wie es in der weiten Welt des Fußballs in den Emblemen von Rot-Weiß Oberhausen, den Shamrock Rovers und Celtic Glasgow zu finden ist. Und folgt man der Symbolik dieser Kleeblattkultur, müsste Fürth nur so vom Glück gesegnet sein.

Liest man dieser Tage die forschen Kommentare von Fürths Trainer Kramer hört sich dies jedenfalls schon einmal so an. Kramer will heute Abend mit einem Heimsieg, wie er auf den Busch klopfend sagt, »den Deckel draufmachen« auf den Bundesligaaufstieg. Führt Fürth recht rasch könnte sich beim HSV sicher eine Art Abstiegspanik breit machen. Doch irgendwie sagt mir mein Bauchgefühl, dass es dem HSV trotz des sagenhaften Slomka'schen Auswärtsfluchs, der Fürther Kleeblattkultur, des bösen Uhren-Omens undsoweiter gelingen wird, sich mit einem knappen 1:1-Remis am Bundesliga-Strohhalm festzuhalten.

Ist es etwa ein Zeichen, dass Slomka - aus dem Polnischen ins Deutsche übersetzt - tatsächlich Strohhalm, heißt? Und wer weiß, ob diesem Diekmeier in Fürth einmal eine dieser berühmt-berüchtigten Bananenflanken der Kaltz'schen Art gelingt, die dieser Lasogga in rabiater Hrubesch-Manier unter den Fürther Torbalken wuchtet.  Das ist schon alles überaus spannend. Oder ist der bisher unabsteigbare HSV am Ende doch so unsinkbar wie einst die Titanic?

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