Freitag, 25. September 2015

»Rummenigge, what a man«

Gratulation! Der olle Karl-Heinz Rummenigge feiert heute seinen 60. Geburtstag. Rummenigges seltsame Sprüche blenden wir einmal aus und blicken kurz zurück. Auf die Anfänge seiner Karriere in den wilden Siebzigern. Weiland ward der gebürtige Westfale  beim FC Bayern noch  »Rotbäckchen« genannt und der jüngst verstorbene Dettmar Kramer soll seinem Jüngling aus Lippstadt vor wichtigen Spielen angeblich Cognac eingeflößt haben, um dessen flatternde Nerven zu entspannen.

Später, als Rummenigges Nervosität geringer wurde, nahmen dafür die Loblieder auf den mittlerweile großen Kalle kaum ein Ende. Zunächst die britischen Barden Alan & Denise, die die sich 1983 zu der Single Rummenigge hinreißen ließen. Grund hierfür soll Rummenigges Galaabend am 13. Oktober 1982 im Wembleystadion gewesen sein, an dem er beide deutsche Tore beim 2:1-Triumph gegen England beisteuerte und der englische Kommentator vor Begeisterung überschäumend frohlockt haben soll: »Rummenigge, what a man«.

Irgendwann danach wurde dann die völlig bescheuerte deutsche Version vertont, in der Wolfgang (Fierek) und Cleo (Kretschmer) von Kalles strammen Schuss, seinen sexy Knien und auch ansonsten von „Rummenigge, Rummenigge, Tag und Nacht “ trällern...

 

Sonntag, 20. September 2015

Singing Sunday #3: Eine Ode an Ewald Lienen

Immer mal wieder sonntags präsentiert »Der Libero«  den »Singing Sunday«. Denn schließlich existieren im Fußball-Orbit einfach zu viele musikalische Preziosen von schönen Chants oder gar singenden Fußballern, deren herbe Stimmgewalt zuweilen jedem Shanty-Chor erstaunen lässt.

Es zeugt von Takt, wenn dieser Tage auf Tribünen, im Netz und sonstwo Unterstützung für die aufrechte und aufrichtige Haltung des FC St. Pauli erklingt. Die Diekmann'sche Grätsche gegen den Klub und dessen Werte war im übertragenen Sinne so blutig wie jene, mit der einst Norbert Siegmann den jungen und zotteligen Ewald Lienen fällte. Jener Ewald Lienen ist bekanntlich längst auf St. Pauli als Trainer angekommen und wirkt als bester Pauli-Botschafter nicht nur an den Seitenlinien der Rasenrechtecke fast emblematisch für den Klub. Knorrig, kritisch, eigenwillig, ehrlich, weltoffen. 

Es fühlt sich mitunter an, als habe Ewald Lienen in seiner langen Karriere schon immer als Pauli-Trainer seine Zettel vollgekritzelt. Kurzum: Der Topf scheint einen Deckel gefunden zu haben. Kein Wunder, dass der Heilige Ewald schon nach wenigen Monaten als Dank für den mit Blut, Schweiß und Tränen erkämpften Zweitliga-Klassenerhalt Ende Mai bereits ein eigenes Lied kredenzt bekam. Daher folgt nun Fettes Brot mit einer Ode an Ewald Lienen.

 

Dienstag, 15. September 2015

Der Mann mit der Mütze

Heute Abend steht zwar der Auftakt der Gruppenphase der Champions League auf dem Programm und Jürgen Klopp wird dieser Tage schmunzelnd vernehmen, dass die Fans des FC Liverpool unter dem Hashtag #KloppForTheKop seine Inthronisierung an der Anfield Road herbeitwittern wollen.

Doch vergesst mir nicht, dass Helmut Schön heute 100 Jahre alt geworden. Der Mann mit der Mütze, der feinsinnige, sensible Sachse, bei dem harsche Pressekritik oder wichtige Spiele schon einmal Magenschmerzen ausgelöst haben sollen. Im November 1978 wurde Schön, der zunächst Assistent von Sepp Herberger und zuvor Nationaltrainer des Saarlands war, im Vorfeld des Länderspiels gegen Ungarn im Berliner Olympiastadion nach 14-jähriger Amtszeit und 139 Länderspielen (87 Siege, 30 Remis, 22 Niederlagen) offiziell vom DFB als Bundestrainer verabschiedet.

Doch noch immer ist Helmut Schön, der selbst ein veritabler Stürmer gewesen war, der erfolgreichste aller Bundestrainer. Zur Schön-Ära gehören selbstredend nicht nur die tollen Triumphe mit Beckenbauer, Müller, Breitner und wie sie alle heißen bei der EM '72 oder der WM '74. Da wären auch denkwürdige Niederlagen gegen die DDR, gegen England im Wembley-Finale 1966, im Jahrhundertspiel gegen Italien oder das Cordoba-Fiasko gegen Österreich. In Erinnerung bleiben sollte ebenfalls Schöns kluge wie verblüffend zeitlose Philosophie vom Fußball:

»Fußball ist, auf seine Weise, ein spielerisches Modell unserer gesellschaftlichen Verhältnisse: so einfach, dass jeder es verstehen kann, so variationsreich, dass – wie im Leben – immer neue Konstellationen entstehen können.«

Um der Chronistenpflicht genüge zu tun, sei zum Schluss selbstverständlich auf das  Abschiedslied für den »Mann mit der Mütze« verwiesen, mit dem Udo Jürgens Schön anno 1978 einen stillen Tribut brachte, der heute wie ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt.


Das war sicher kein Rumtata-Gassenhauer. Es hat den aber den Anschein, dass es Jürgens gelang, mit seinen eher nachdenkliche Zeilen dem Wesen Helmut Schöns doch recht nahe zu kommen.
 

Sonntag, 13. September 2015

Pizarro

Dreimal ist bekanntlich Bremer Recht. Dieser Satz war in der letzten Woche schier überall zu lesen, wenn es irgendwo im Netz oder Blätterwald um die frenetisch im Werder-Kosmos gefeierte Rückkehr von Claudio Pizarro ging, inklusive eines begeisternden Empfangs am Bremer Flughafen. Zum dritten Mal trägt der bald 37-Jährige nach seinen ersten Werder-Kapitel von 1999 bis 2001 und 2009 bis 2012 das »W« auf dem Trikot. »Der Libero« blickt mit einer Twitterschau zurück auf amüsante Zwitschereien rund um die Rückkehr des peruanischen Werder-Idols, bei der nordisch-herbe Reaktionen im besten Thomas-Schaaf-Gestus irgendwie nicht aufzufinden sind:
 




Heute gastiert Werder in Hoffenheim. Pizarro steht trotz Fitnessrückstands bereits im Kader von Viktor Skripnik und dürfte zumindest als Joker zum Einsatz kommen. Ob der Fußballgott wohl weiteren ekstatischen Jubel im Werder-Kosmos zulässt, indem er Señor Pizarro das Siegtor in der Schlussminute gönnt? Mit Verlaub, welch fußballromantisches Märchen wäre dies ausgerechnet in Hoffenheim...

Freitag, 11. September 2015

Geht's raus und spielt's Fußball

Franz Beckenbauer wird heute 70 Jahre alt, herzlichen Glückwunsch. Zu diesem Anlass gräbt »Der Libero« zehn schaurig-schöne und wahrscheinlich nie gehörte Zitate des Kaisers aus einer schier endlos großen Schatzkiste an Sprüchen, Anekdoten und sonstigen kaiserlichen Archivalien aus.

1. „Geht's raus und spielt's Fußball.“ (Als Teamchef bei der WM 1990)

2. „Die Schweden sind keine Holländer, das hat man ganz genau gesehen.“ (Beckenbauer weltmännisch)

3. „Lothar und ich hatten auch Meinungsverschiedenheiten. Ich hab mich immer durchgesetzt. Gott sei Dank, sprechen die Erfolge für sich.“

4. „Damals hat die halbe Nation hinter dem Fernseher gestanden.“ (Nach dem WM-Sieg 1990)

5. „Ja gut, es gibt nur eine Möglichkeit. Sieg, Unentschieden oder Niederlage.“ (Franz philosophisch)

6. „Schau'n mer mal.“

7. „In einem Jahr habe ich mal 15 Monate durchgespielt.“

8. „Das sind alles gute Fußballer. Nur: Sie können nicht Fußball spielen.“

9. „Wir haben das Zaubern und den schönen Fußball noch nie erfunden. Der Deutsche muss arbeiten, um erfolgreich zu sein.“

10. „Erfolg ist ein scheues Reh. Der Wind muss stimmen, die Witterung, die Sterne und der Mond.“

Montag, 7. September 2015

Schottische Stippvisiten

Gastspiele der deutschen Nationalelf in Schottland gibt es nicht häufig. Bei sechs Auftritten gelang einzig anno 1993 im Ibrox-Park von Glasgow ein Sieg. Im ehrwürdigen Glasgower Hampden Park konnte eine deutsche Nationalmannschaft bisher noch nie gewinnen. Das letzte Duell liegt bereits zwölf Jahre zurück, als die Elf von Teamchef Rudi Völler mit einem 1:1-Remis einen schwer erkämpften Punkt für die Qualifikation für die Euro 2004 in Portugal holte. Ähnlich rar gesät wie deutsche Gastspiele oder gar Siege in Schottland sind im Übrigen Stippvisiten kaledonischer Kicker in der Bundesliga. Deren Anzahl lässt sich getrost an einer Hand abzählen.

Allen voran Borussia Dortmund, deren Fans eine Freundschaft mit Celtic Glasgow verbindet, empfing einst gleich ein schottisches Trio mit offenen Armen. Den Anfang machte Ende der achtziger Jahre Murdo MacLeod, der drei Jahre lang im schwarz-gelben BVB-Dress großen Respekt erfightete, 1989 den DFB-Pokalsieg feierte und den es nach über 100 Einsätzen in Richtung Heimat zurückkehrte. Nächster Schotte beim BVB war ein gutes Jahrzehnt später Paul Lambert, der vom sagenumwobenen FC Motherwell nach Westfalen kam und sich wie MacLeod robust ackernd im Mittelfeld der Schwarz-Gelben Meriten verdiente. Bei seiner einjährigen Stippvisite errang Lambert mit dem BVB den Champions League-Titel 1997 und legte in jenem Königsklassenfinale gegen Juventus Turin souverän einen gewissen Zinedine Zidane an die Kette. Unscheibarer als Aston Villas heutiger Coach war der dritte schwarz-gelbe Schotte Scott Booth, den es nach seinem Bundesliga-»Ehrentreffer“ rasch weiter in die nahen Niederlande zog.

Der allererste Import eines schottischen Kickers in die Bundesliga gelang im Übrigen anno 1984 dem großen HSV in Person seines Managers Günter Netzer. Denn ein Jahr nach dem Abschied von Horst Hrubesch drängte nicht nur Ernst Happel auf einem Erben für das verkaufte »Kopfballungeheuer“. Netzer schien in Schottland fündig geworden zu sein, indem er den bulligen Mittelstürmer Mark McGhee vom FC Aberdeen verpflichtete.
Doch, glaubt man dem gut informierten HSV-Blog Matz ab, reagierte Netzer beim Empfang am Flughafen etwas verwundert, als er den kantigen Mark McGhee erblickte. Angeblich Netzer hatte offenbar einen anderen Schotten als McGhee, den selbst der SPIEGEL 1985 in einem Interview mit Netzer salopp als Flop brandmarkte, erwartet. McGhee, der heute der Assistent von Schottlands Nationalcoach Gordon Strachan ist, geizte beim HSV mit Toren und erzielte schottisch-sparsame sieben Treffer in 30 Bundesligaeinsätzen. Nach der Saison verabschiedete sich McGhee zu Celtic Glasgow und sorgte nach der wenig schmeichelhaften Erinnerung von Matz ab sorgte McGhee »eher für Lacher denn für Schrecken beim Gegner«.

Selbst der FC Bayern München leistete sich weiland einen Schotten. Der hieß Alan McInally, wurde nur Mac gerufen. In der Saison 1989/90 bildete er mit dem schillernden Jugoslawen Radoslav Mihaijlovic ein Sturmduo, das klangvollen Spitznamen »Mic und Mac« erhielt. McInallys Bilanz: Neben zehn Bundesligatoren und dem Meistertitel 1990 kursiert noch jene schöne Anekdote, die von der Volksnähe McInallys zeugt. So schickte Bayern-Trainer Jupp Heynckes McInally einst am engen Hamburger Millerntor zum Warmlaufen an die Seitenlinie, wo er sich seine Zeit der Legende nach damit vertrieb, einen kräftigen Schluck aus einem Bierbecher zu nehmen, dem ihm gastfreundliche St. Pauli-Fans durch den Zaun gereicht hatten. Wie erstaunlich, dass dem munteren McInally nach seiner Einwechslung dennoch das Zielwasser fehlte. Der FC St. Pauli rang den Bayern an jenem Abend immerhin ein nullzunull ab...

Am heutigen Montag dem Weltmeister ein solches nullzunull  abzutrotzen. Indeed, eigentlich wäre das auch für die Schotten um ihren Assistenzcoach Mark McGhee schon ein veritabler Erfolg. Es würde wohl kaum erstaunen, wenn die stets kampfstarken Schotten hierfür im heimischen Hampden Park dieselbigen zuweilen dichtmachen werden. Doch trotz aller hiermit verbundenen Meriten sind auch für die Schotten drei Punkte im Kampf um Platz drei in der EM-Qualifikation Trumpf. Besonders nach der jüngsten Niederlage der Schotten in Georgien.

Sonntag, 6. September 2015

Singing Sunday #2: Flower of Scotland

Immer mal wieder sonntags präsentiert »Der Libero«  den »Singing Sunday«. Denn schließlich existieren im Fußball-Orbit einfach zu viele musikalische Preziosen von schönen Chants oder gar singenden Fußballern, deren herbe Stimmgewalt zuweilen jedem Shanty-Chor erstaunen lässt.  

Das Singen der Hymnen stellt vor dem Anpfiff von Länderspielen ein schier sakrales Ritual dar. Noch schöner ist sicherlich, wenn sich die Hymne dabei auch noch gut anhört. Vielleicht lässt sich gar am morgigen Montag  in Schottland erwarten, falls Amy McDonald Zeit hat, ihre schottischen Landsleute im Glasgower Hampden Park auf das allseits mit Spannung erwartete Duell mit der Elf von Jogi Löw im wahrsten Sinne des Wortes einzustimmen.

Und vielleicht stimmt vor seinem Fernsehschirm oder gar im Stadion auch Ur-Bond Sean Connery, der jüngst 85 Jahre alt wurde, mit ein oder wippt zumindest mit den Füßen, wenn Schottlands inoffizielle Nationalhymne »Flower of Scotland« im ehrwürdigen Rund des Hampden Parks ertönt.


Dankeswerterweise hat Trainer Baade bereits unlängst einen ähnlichen  Clip ausgegraben. Last, but not least sollte man übrigens nicht mit einem Blick auf die schottischen Balljungenschlingel geizen, denn winken und zwinkern in thomasmüllerhafter Manier ist angesagt. Wonderful!
 

Freitag, 4. September 2015

Wasserschlacht wie anno '74?

Deutschland gegen Polen im Waldstadion in Frankfurt am Main? Da war doch etwas. Richtig, die Wasserschlacht der WM 1974, als die Elf rund um Kapitän Franz Beckenbauer, Paule Breitner und Gerd Müller auch bereits weiße Hosen trugen. Da letzterer einmal Bumm machte, gewann die Nationalelf und zog ins legendäre WM-Finale von München ein. Das Ende ist hinlänglich bekannt.

Ob es heute Abend in Frankfurt wieder regnet, wird sich zeigen. Ein 1:0-Sieg könnte der amtierende Weltmeister gegen die polnischen Gäste wohl erneut ganz gut gebrauchen, um rasch die letzten Zweifel einer souveränen EM-Quali zu beseitigen. Wie gut, dass Jogi Löw ebenfalls einen Müller mit der Dreizehn auf dem Rücken mitspielen lässt, der Bumm machen könnte...