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Sonntag, 1. Juli 2012

P wie Panenka

Was macht eigentlich, Antonin Panenka? Der inzwischen 64-jährige Tscheche ist bei dieser Euro 2012 in aller Munde. Obwohl er schon vor drei Jahrzehnten  seine Stiefel an den berühmten Nagel gehängt hat. Es mutete vor Kurzem zwar etwas angestaubt, aber auch sagenumwoben an, dieses 1976er EM-Finale zwischen Deutschland und der CSSR mit seinem denkwürdigen Elfmeterschießen. 

Lassen wir Uli Hoeneß in Gedanken noch einmal seinen Elfmeter in den Belgrader Nachthimmel hämmern. Belgrader Nachthimmel, selbst Tippspiele zur Euro werden heute schon nach diesem Salutschuss benannt. Nach Hoeneß trat damals jener Panenka an den Elfmeterpunkt. Und er verlud Sepp Maier mit gehöriger Chuzpe, indem er den Ball geradeaus ins deutsche Netz schlenzte.

Die CSSR war Europameister. Sepp Maier verstand hier gar keinen Spaß. Panenka hat er dessen schelmenhaftes Tor, das die Engländer „Chip-Goal“nennen, lange nicht ganz verziehen . Und bei dieser Euro dürfte sich Sepp Maier öfter als ihm lieb ist an diese Nacht von Belgrad erinnert fühlen.


Spätestens seit Andrea Pirlo im Elfmeterschießen gegen England den Ball im Panenka-Stil ins Tor und seine Italiener damit ins Halbfinale bugsierte. Dabei war es nicht Pirlos erster Elfmeter, den er derart "chippte". Schon früher hatte Pirlo den Trick übrigens am Punkt ausgepackt, scheiterte aber auch, wenn der Keeper einfach auf seiner Torlinie stehen blieb.


Seit Pirlos Schlenzer gegen England hat es den Anschein, als wäre Panenka nun selbst zu einem der Superstars dieser Euro avanciert. Das P im großen Fußball-ABC? Es steht offenbar nicht mehr für Pele, Platini, Puskas oder gar Pirlo, es steht dieser tollen Tage für Panenka. 
Nebenbei gesagt, löffelte mit Sergio Ramos sogar ein weiterer Nachahmer in der Spur Panenkas, als Ramos den Ball im Elfmeterschießen gegen Portugal in ähnlicher Manier im portugiesischen Netz unterbrachte. Doch was die Eleganz angeht, hat Real Madrids Eisenfuß halt meist ein wenig Luft nach oben.. 
 
Wie sich in den Gazetten nachlesen ließ, zischte Panenkas Name in diesen tollen Tagen nicht nur durch die Stadien von Kiew und Donezk, in denen Pirlo und Ramos ihre Schlenzer darboten. Auch in Panenkas Prager Stammkneipe gleich ums Eck, wo er sich das italo-englische Duell anschaute, gab es reichlich Schulterklopfer, wie er nun in einem Interview gestand:

„Da waren etwa 30 Leute. Als dann Pirlo angetreten ist, sprangen alle auf, lachten und zeigten auf mich. >Das war deiner, das war deiner, Panenka<, jubelten sie. Das war sehr lustig.“

Wenn sich heute Abend Spanien und Italien im Finale duellieren, dürfte der Fernseher dort irgendwo in Prag wieder laufen. Zufällig treffen dann jene Panenka'isten Pirlo und Ramos aufeinander. Mario Balotelli kündigte zwar unlängst an, Spanien gigantische vier Treffer einschenken zu wollen. Doch ist Italiens „Wahnsinn auf zwei Beinen" (Stern) an diesem Abend in Kiew verhindert und sollte es zum Elfmeterschießen kommen. Dann dürfte nicht nur Panenka seinen Erben genau auf die Füße schauen…

Freitag, 29. Juni 2012

Die blaue Bestie lebt

Italien, die blaue Bestie lebt. Seit gestern Nacht hat das laute Brüllen von Jogis Löwen bei dieser merkwürdigen Euro in Polen und der Ukraine aufgehört. Ist es falsch zu schreiben, dass sie in Balotelli, "Panenka" Pirlo und den weiteren Azzurris ihren Meister gefunden haben? Oder Jogi Löw „högschtpersönlich“ seinen in Signore Prandelli? Jogi Nationale wird darüber hinwegkommen.

Nur, wie sieht das hingegen bei Schweinsteiger, Gomez und Poldi aus? Sind diese eigentlich zwischenzeitlich wieder aufgetraucht? Denn gestern Nacht war Jogis tragisches Trio ja sozusagen „lost in Warschau“?

Ganz seinem Aberglauben ergeben, war „Kaiser“ Beckenbauer übrigens erst gar nicht nach Warschau gereist. Er wollte anders als bei früheren Halbfinalpleiten der deutschen Elf nicht am Ort des Geschehens erneut die Pechmarie geben. Doch es nutzte nichts.

Und wer hätte es gedacht, des Kaisers Tun scheint auf die Nationalelf keine Wirkung mehr zu haben. Heute ließ sich der „Kaiser“ derart zitieren, dass Jogis Löwen noch „irgendetwas “ zum Titel fehle. Freilich, damit hat er Recht, der Franz. Und wie überraschend, mit dieser Auffassung werden vermutlich nicht wenige auf des „Kaisers“ Spuren wandeln...

Schaun mer mal, wie das große Finale von Kiew nun am Sonntag über die Bühne gehen wird: Spanien versus Italien. Irgendwie lässt einen das sonderbare Gefühl nicht los, als wenn Buffon, Balotelli und die weiteren „blauen Bestien“ gegen Jogis Löwen nicht das letzte Mal bei dieser Euro gejubelt haben. Ob es wohl am Montag im italienischen Blätterwald ähnlich stürmisch wie heute Morgen rauscht?

„Italienische Giganten. Ein Wahnsinns-Balotelli. Wir haben Deutschland eine Fußball-Lektion erteilt. Wir sind im Finale. Die Azzurri haben dem Land die Freude zurückgegeben.“ [Corriere dello Sport]

„Wir sind der Fluch der Deutschen. Die Geschichte wiederholt sich. Deutschland bleibt am Boden, und Italien kommt weiter. Das Finale zu erreichen, das sah erst so aus, als müsse man eine Rakete zum Mond schießen. Doch der Mond kam herab, um eine Squadra zu streicheln, die in zwei Jahren nahezu aus dem Nichts neu aufgebaut worden ist.“ [La Stampa]

„Ein großes Italien, Deutschland muss sich Balotelli geschlagen geben. Es war die schönste Partie, eine Schönheit, entstanden aus dem Wissen um die eigenen Mittel, umgesetzt wie am Reißbrett ausgedacht. Alle haben alles gegeben, sind teilweise neugeboren in dieser Nacht.“ [Corriere della Sera]

„Stolzes Italien. Das war ein überwältigender Auftritt der Azzurri, mit einem wunderbaren Doppelschlag Balotellis und so vielen vergebenen Chancen. [...] Super Balotelli. Ein Stern ist aufgegangen. Ganz Italien feiert. Wir haben es geschafft!!! Deutschland schon wieder geschlagen. Jetzt kommt Spanien dran.“ [La Gazzetta dello Sport]