Samstag, 10. August 2013

Drei unten, drei oben

Was hat uns das Aktuelle Sportstudio in 50 Jahren nicht alles beschert? Augenzwinkernd gesagt: Äffchen und abgerissene Perücken, Schalke 05, eine legendäre Bahnhofsuhr-Ouvertüre und nicht zuletzt Wolf-Dieter Poschmann. Und die »Torwand der Nation«, wie sie die WELT heute nennt.  »Drei unten, drei oben«, so lautet die mystische Ansage der Damen und Herren Moderatoren, infolge derer die Sportstudio-Gäste zum Finale eines jeden Sportstudios losschießen. Sigi Held war übrigens am 5. Februar 1966 der erste Torwandschütze, da die am 24. August 1963 gestartete Sendung in ihren Anfangsjahren fürwahr ohne Torwand auskam.

Günter Netzer, Rudi Völler, Frank Rost oder auch der 1990er Weltmeister Günter Herrmann trafen gleich fünfmal ins Schwarze - ganz zu schweigen vom  »Kaiser«, der bei einem seiner gefühlt tausend Sportstudio-Besuche viermal und weiland gar von einem Weizenbierglas traf. Dass die Wand einmal umgekippte, ist mir nicht bekannt. Dafür aber, dass die »Torwand der Nation« gar einmal abgeschafft werden sollte. Wie gut, dass der ansonsten so honorige Hanns-Joachim Friedrichs damals mit seinem verwegenen Ansinnen nicht durchkam.

Mancher moderner Meckerer mag zwar meinen, das Sportstudio habe seine besten Tage hinter sich und sei ein Relikt vergangener Zeiten. In den heutigen hypermedialen Zeiten lässt sich dies sicher nicht gänzlich von der Hand weisen. Erst recht, nachdem Dieter Kürten in Rente ging und Michael Steinbrecher leider in der heutigen Jubiläumssendung seinen letzten Auftritt haben wird.  Doch was wäre ein Samstagabend mitten in der Bundesligasaison ohne Torwand und Sportstudio? Das Sportstudio, nun genauso alt wie die Bundesliga, gehört einfach dazu - zum Samstagabend, zur Bundesliga. Es wäre vielleicht wie eine Bundesligapartie ohne Ball.

 »Der Libero« gratuliert dem Aktuellen Sportstudio, klatscht Beifall und legt seinen geschätzten Lesern den folgenden Geburtstagstusch ans Herz. Es war anno 1979, als Kevin Keegan sich zum britischen Barden aufschwang und im Sportstudio die Bühne sowie einen Schoß eines weiblichen Fans fand, um der geneigten Weltöffentlichkeit, untermalt von der Playbackmukke von »Smokie«, seinen Song »Head over Heels in Love« zu präsentieren. Indeed, ein krachender Klassiker aus der Geschichte des Aktuellen Sportstudios.


Wer genau hingehört hat: fast noch rühriger als Keegans Singsang war die Ansage Dieter Kürtens. Denn der Sportstudio-Ikone gelang es in putzigster Art und Weise, dem geneigten Sportstudio-Gucker die süßholzraspelnde Botschaft des Keegan'schen Schmachtfetzens gehaltvoll zu soufflieren: »Es bedeutet dem Sinne nach auf Deutsch: ein Mann und eine Frau, die sich lieben, stellen fest, dass die Liebe noch intensiver sein könnte. Und es heißt übersetzt so viel wie Hals über Kopf oder bis über beide Ohren in Liebe versunken.«

Das waren sie, die wilden Siebzigern des Aktuellen Sportstudios. Ich gebe zu, an diesem einen legendären Samstagsabend hätte man ausnahmsweise wohl keine Torwand gebraucht...
 

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