Freitag, 8. Juni 2012

Kuba libre

Kennen Sie Kuba? Polens Kapitän wird so genannt. Kuba, das hat aber weniger mit einer Verehrung Fidels oder karibischen Träumen zu tun. Aber wenn man Jakub Błaszczykowski heißt, passt Kuba als polnische Kurzform Jakubs besser aufs Dortmunder Trikot. Bei Länderspielen Polens wird man Kuba vergeblich auf Trikots suchen, dort ein gewaltiges Błaszczykowski auf seinem Rücken prangen.

Seit einigen Jahren wirbelt Kuba nun für Borussia Dortmund über die rechte Flanke. Und, seinen legendären, frankmillesken Schuss über das leere Freiburger Tor wird er wohl nie mehr los. Doch verkörpert er mittlerweile ein Drittel des glorreichen polnischen Trios, das sich der BVB einst nach und nach an Land gezogen hat. Der kampf- und sprintstarke Kuba war dabei etwas überraschend einer jener Antreiber, die den BVB zum historischen Double geführt haben.


Das ist umso bemerkenswerter, als dass dieser Kuba beim BVB mehr oder weniger eine Art Platzhalter für Genius Mario Götze gewesen ist. Da Götze ebenso gut kickt, wie er in den Himmel gelobt wird, war Publikumsliebling Kuba gezwungen, lange Zeit Hufe scharrend auf seine Bewährungschance zu warten. Als Götze langfristig verletzt ausfiel, schlug Kubas Stunde.

Dass in den trubeligen Dortmunder Feiertagen nicht mehr ganz so laut von Genius Götze geschwärmt wurde (wie vielleicht einst von Lars Ricken), darf durchaus als Indiz gewertet werden, dass sich Kuba freigespielt hat von diesem Götze. Selbst Pokalfinal-Kommentator Bela Rethy aus dem Zwoten verortete Kuba bei der Überreichung des DFB-Pokals neben Bundespräsident Gauck in der ersten Reihe.

Und dabei erkannte Rethy, wie der selbstbewusste Kuba mit polnischer Flagge um die Schulter jenem Gauck, die Freiheit des Mithüpfens angedeihte. It sounds like Kuba libre. Diesem Kuba gefiel dies alles augenscheinlich. Vielleicht auch, wie der kicker ihm neulich schmeichelte, indem er ihm eine frappierende Ähnlichkeit mit dem blonden James Bond-Darsteller Daniel Craig unterstellte.

James Bond, der eigentlich Kuba genannt wird, führt Polen zur EM im eigenen Land. Empörte Reaktionen britischer Revolverblätter stehen weiterhin aus. Sie lesen offenbar nicht den kicker. Schließlich würde James Bond, wäre er denn Fußballer, eher eine Zahlenkombination auf seinem Trikot tragen, die am Ende eine 7 enthält. Wohl kaum Kubas Rückennummer „16“, mit der schon Polens Torjäger-Idol Grzegorz Lato weiland über die Spielfelder stürmte.


Wie weit Kuba es mit Polska bei der 2. EM-Teilnahme bringen wird? Griechenland, Russland und Tschechien in der Vorrunde: die Glaskugel bleibt nebelverhangen. Trotz Heimnimbus bleibt Polen wohl nur eine Außenseiterolle, obwohl Polen mitunter gar als Geheimfavorit gehandelt wird. Das drohende EM-Aus wird wohl ein steter Begleiter bei der Euro 2012 sein.

Die Frage, welcher Titel eines James Bond-Streifens hierzu passen könnte, klingt zwar etwas absurd. Doch „Im Angesicht des Todes“ könnte passen, oder nicht?

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