Donnerstag, 21. Juni 2012

Charisteas Calling

Menschenskind, Griechenland. Wer gemeint hat, den Hellenen fällt bei dieser Euro der Himmel auf den Kopf , der hat wohl auch geglaubt die Holländer würden sich nach 1988 wieder mal mit dem Coupe Henri Delaunay feiern lassen können. Doch nichts da, die zähen Griechen stehen im Viertelfinale, wo Jogis Jungs auf den 2004er Europameister warten. Respekt! Und all das, ganz ohne „Rehakles“ Otto Rehhagel an der Seitenlinie.

Bislang gab diese Begegnung erst einmal bei einer Euro. Anno 1980 waren die Griechen sang- und klanglos schon vorzeitig ausgeschieden, trotzten der Derwall-Elf im letzten Vorrundenspiel dennoch ein müdes 0:0 ab. Derwalls Elf stand als Gruppensieger fest, weshalb Derwall für den bedeutungslosen Kick Reservisten wie Caspar Memering, Kalle Del-Haye oder Mirko Votava (!) aus dem Hut gezaubert hatte. In der Turiner Betonschüssel gab es dann nicht viel mehr als Betonfußball zu bewundern.

Es wird sich wohl daher einzig jenes Reservistentrio gerne an dieses deutsch-griechische Duell erinnern. Nehmen wird die Nullnummer mal als gutes Omen, da die Derwall-Elf später dank „Kopfball-Ungeheuer“ Horst Hrubesch Europameister wurde. Das mit dem Betonfußball soll für Jogis Jungs am Freitag in Danzig anders werden. Von den Griechen ist mutmaßlich nicht mehr zu erwarten.

Ein gewisser Felix Magath stand '80 auch im Derwall'schen Kader. Als WELT Online -Kolumnist legte Magath Jogi Löw bereits ans Herz, in der Offensive bewegliche und spielstarke Kicker wie Klose, Schürrle oder Reus gegen unbewegliche ins Spiel zu bringen. Löws Reaktion hierauf wird sich wohl aus seiner Startelf herauslesen lassen.

Apropos ins Spiel bringen. Nicht mit von der Partie sein wird hingegen Angelos Charisteas, Griechenlands ungelenker EM-Held von 2004. Ganz boulevardesk gesagt tanzte Griechenland damals  dank Charisteas Sirtaki. Ich erinnere mich dunkel an Auto-Korsos nach Griechenlands epochalen griechischen Finalsieg über Portugal, denen sich selbst Autos mit türkischen Fahnen anschlossen.



2012 scheinen die Griechen in einer ähnlichen Spur wie 2004 zu sein: zäh, mauernd und unerschrocken. Ein Sinnbild hierfür ist Ex-Bundesligakicker Theofanis Gekas. Man sieht ihn meist über 90 Minuten nicht und plötzlich schlägt er aus heiterem Himmel zu. Mit diesen Griechen ist also stets zu rechnen. Ein ZEIT-Korrespondent knurrte hierzu nach dem Sieg der Hellenen über Russland: Griechen schleichen sich ins Viertelfinale wie einst in die Euro-Zone“.

Lassen wir das mal so stehen. Mit dem Anschleichen machet er es  fast wie damals Charisteas. Doch spätestens nach diversen Abstechern in der Bundesliga wie unter jenem Magath auf Schalke wissen interessierte Betrachter, Charisteas kommt nicht unbedingt von Charisma. In Holland nannten sie ihn hingegen nach wenig torreichen Stippvisiten bei Ajax und Feyenoord „der gefallene Engel“ und spielten mehr oder weniger subtil auf seinen Vornamen Angelos an.

Was dieser Charisteas wohl heute eigentlich heute so macht? Angeblich kickte er zuletzt  für das griechische Klübchen Panetolikos Agrinio . Ob Otto „Rehakles“ mehr über den „gefallenen Engel“ weiß?

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