Mittwoch, 6. Juni 2012

Berni Superstar!

Maskottchen: ungezählte Exemplare ihrer Gattung hoppeln, laufen, flattern und winken durch die Welt. Mal mehr, mal weniger exzentrisch. Sie sollen Glück bringen, sich gut verkaufen und trotz seltsamer Namen (Vorsicht Diminutiv!) und Erscheinung Symbolisches verkörpern. Richtig? Das erste dieser Wesen , das ich kennenlernte? Es war Berni, ein harmloser Hase. Berni war Maskottchen der Euro’88 in Deutschland und stand schon einmal Seite an Seite mit "Kaiser" Franz.



Er trug ein schwarzes Trikot, eine rote Hose (!),  gelbe Stutzen und ein weißes Stirnband. Berni war stets fröhlich, was mich bereits als Kind sehr ansprach. „Berni ist ein sympathischer, enthusiastischer Fußballfan und versinnbildlicht die positive Seite der beliebtesten Sportart der Welt,“ erklärte der DFB Bernis Heiterkeit damals etwas hölzern . Lange glaubte ich, Bernis Name wäre aus einem Schreibfehler resultiert und er hätte als Hommage an einen gewissen Herrn Vogts Berti heißen sollen.

Heute weiß ich, er leitete sich von Bern ab, dem damaligen UEFA-Sitz, und sollte für die deutschen Gastgeber die ach so clevere Brücke zum „Wunder von Bern“ schlagen. Auch die Schweden fanden Berni klasse, zogen ihm vier Jahre später einfach ein gelb-blaue Kluft und ließen ihn bei der Euro'92 durch ihre Stadien hoppeln . Einige meinten, das wäre ideenlos gewesen. Ich meine, das spricht für Berni, für  Berni Superstar. Nun denn an diesem Berti Berni musste sich bei mir seither jedes dieser Wesen messen lassen.

Bei der Euro 2012 erwarten uns nun zwei Gestalten namens Slavek und Slavko. die mit dümmlichen Gesichtern und Starkstromfrisuren, die die einen leicht an die hüpfenden irischen Sänger Jedward erinnern. Focus online sieht in ihnen gar „zwei Trolle auf LSD“. Für die polnischen Gastgeber steht Slavek, der  Kluft und Haare im polnischen rot-weiß trägt. Sein Zwilling Slavko erscheint im ukrainischen gelb-blau. "Naturgemäß" scheiden sich an Wesen wie Slavek und Slavko die Geister.


Doch mit den Namen ihrer Punk-Twins schossen sich die Euro-Organisatoren ein Eigentor. Denn angeblich heißt kein Pole Slavek und kein Ukrainer Slavko, anders als die beauftragte US-Werbeagentur offenbar annahm. Slavek sei ein tschechischer, Slavko ein serbischer oder kroatischer Vorname, meckerte die gestrenge taz. Polens Verbandspräsident Grzegorz Lato hört hingegen auf einen polnischen Vornamen und findet die Zwillinge dennoch ganz toll.

Er habe vor 40 Jahren genauso eine Frisur gehabt, schwelgte Polens heute glatzköpfiges Fußball-Idol. Lato spielte dazu geschickt auf Polens große Fußballära an, die er eben anno 1972 durch den Gewinn der olympischen Goldmedaille mit eingeläutet hatte. Und jener schlitzohrige Lato, weiland Polens gefürchteter Torjäger, flunkerte dann doch etwas, was seine frühere Haarpracht betraf. Voll war stets Latos Torkonto. Nur, stürmte er schon früh mit hoher Stirn und wehender blonder Mähne im Nacken durch die Gegend…

Und Slavek und Slavko? Sie werden hüpfen, winken und uns von Souvenirs angrinsen. Anders als Goleo, dem löwenartigen Maskottchen der WM 2006, haben sie aber zumindest Hosen an. Doch gemach. Auch dieses „winkende Elend“ (Focus online) wird nach dem Finale in Kiew wieder in der Versenkung verschwunden sein. Zum Schluss sage ich nur zwei Worte: Berni Superstar!

1 Kommentar:

Tom hat gesagt…

Hach, Berni! Als damals Fünfjähriger bekam ich Bernie-Bettwäsche, die mich lange Zeit begleiten sollte. Slavko und Slavek würde ich heute meinem Nachwuchs nicht ins Bett legen, da drohen schon unruhigere Träume.

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