Sonntag, 26. August 2012

Sieben

Themenwoche „50 Jahre Bundesliga“, Teil 2. Rot-Weiss-Essen-Edelfan und Fußball-Blogger Uwe Strootmann erinnert sich in seinem Beitrag an die zum Teil tragischen sieben Bundesligajahre seines Lieblingsklubs, an den Bundesliga-Skandal, an triumphale Heimsiege gegen den FC Bayern oder Schalke 04 und auch das einst aufstrebende Talent Frank Mill. 

Die Bundesligageschichte des RWE ist, im Gegensatz zu seiner sonstigen Historie, eigentlich schnell und als Siebenzeiler erzählt: In jeder Zeile eben eine Saison. Wobei auch in diesen sieben Spielzeiten nicht wirklich für großes sportliches Aufsehen gesorgt werden konnte. Aber man war halt trotzdem noch wer, schließlich von 1948 bis 1961 in der alten Ligenordnung durchgehend erstklassig. Gar Pokalsieger und Deutscher Meister. Leider hat es trotzdem nicht gereicht, um direkt in der Premierensaison im Oberhaus mitzumischen. was dann aber mit der Saison 1966/67 der Fall war. Und da der ungeliebte Nachbar Schalke 04 direkt im ersten Heimspiel mit 4:1 bezwungen wurde, durfte getrost wieder abgestiegen werden. Das Saisonziel wurde ja früh erreicht.

Neuer Anlauf in der Saison 1969/70, die nicht mit dem Abstieg, sondern Platz 12 abgeschlossen werden konnte. Diesen schaffte man dann aber direkt in der nächsten Saison 1970/71 wieder. Den A b s t i e g  j e t z t . R a u s  m i t A p p l a u s a b e r , d e n n,  e s  g a l t e i n m a l "Spitzenreiter,Spitzenreiter..hey,hey…" zu skandieren.

Sollte es dieses Highlight kreativer Fan Dichtung schon seinerzeit gegeben haben. Ich hätte aber auch einfach schreiben können: Am 3. Spieltag der noch jungen Saison war der RWE zum ersten und letzten Male Tabellenführer der Bundesliga. Diese Saison wurde in ihrem weiteren Verlauf zur schicksalsträchtigsten für den RWE und vielleicht auch der Grundstein für die gewisse Tragik, welche diesem Verein von nun an anhaftete.

So wurde am 13. Februar 1971 der FC Bayern mit 3:1 bezwungen, es war aber nicht nur der letzte Heimsieg dieser Saison, sondern auch die Geburtsstunde für die Rüpel aus der Westkurve. Ein Gymnasiast (welch Anachronismus eigentlich) war es, welcher dem Arbeiterverein nicht nur ein schlechtes Image bescherte, sondern Sepp Maier auch noch ein Messer in seiner Nähe. Immerhin hat sich der junge Mann später noch telefonisch entschuldigt. Heutzutage, wo es oft an Respekt und Anstand fehlt, wohl eher eine Seltenheit. Ja und dann war dann ja noch dieser Skandal. Der Skandal! Der FC Meineid ward geboren, der RWE hatte verloren. Die Manipulationen anderer hatten den erneuten Abstieg und wieder Platz 18 zur Folge. Davon hat sich der RWE nie erholt.

Trotzdem war man in der Saison 1973/74 schon wieder zurück im Oberhaus und belegte nach einer recht unspektakulären Saison am Ende den 13. Platz. In der darauffolgenden Spielzeit 1974/75 konnte sich der Verein um einen Platz auf Rang 12 verbessern, musste aber zusehen, wie die WM-Stadien in Gelsenkirchen und Dortmund errichtet wurden, aber eben nicht in der eigenen Stadt. 1975/76 gab es dann den achten Platz nach dem 34. Spieltag. Niemals zuvor oder danach konnte der RWE einen einstelligen Tabellenplatz am Saisonende belegen. Horst Hrubesch, Willi Lippens…es lag ein Hauch von beginnenden Glamour über Vogelheim und Bergeborbeck.

Der Hauch verflog dann aber in der nächsten Spielzeit 1976/77 recht schnell. Abstieg und Platz 18. Daran konnte auch das aufstrebende Talent Frank Mill nichts mehr ändern. Im Mai 1977 wurde also die Akte Bundesliga an der Hafenstraße vorerst zugeklappt und verstaubt dort nun schon seit schlappen 35 Jahren. Schuld daran ist natürlich nur der FC Schalke und der DFB. So das Selbstverständnis der weiterhin erstklassigen Fans des RWE. Und wenn uns auch der RWE nun seit Dekaden nicht mehr mit Bundesligafußball beglückt, so war doch alles dabei, was einen Verein so begehrenswert macht. Auch wenn es sich meistens nur um Negativerlebnisse handelte. Die Recherche Bundesliga trifft RWE hat übrigens noch einen erschreckenden Fakt zutage gefördert: In Vier ausgesuchten Spielen gegen die SG Eintracht Frankfurt in den Jahren 1974/75 und 1977 kam der RWE auf ein Torverhältnis von unglaublichen 2: 28 Toren!

Unter dem Bundesligastrich bleibt aber folgende Erkenntnis zwingend festzuhalten: „Dem Verein Rot-Weiss Essen, der 1971 wegen der Manipulationen anderer abgestiegen war, wurde keine Wiedergutmachung gewährt!“

Ansonsten hört Uwe Strootmann in seinem unschlagbar guten Blog „Im Schatten der Tribüne“ bei Rot-Weiss Essen das Gras wachsen.

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