Sonntag, 28. April 2013

››You'll never walk alone‹‹ nach Werder-Art

Wann wird Werder wieder wunderbar? Noch nie holte Werder nach 31 Spieltagen weniger als die aktuell errungenen 32 Punkte, ganze zwei Zähler sind es noch zum Relegationsplatz. Dank der ärgerlichen 0:1-Niederlage in Leverkusen, begünstigt durch einen fragwürdigen Elfmeter, ist Werder mittlerweile seit zehn Partien ohne Sieg. Mittlerweile dürfte wohl jeder Werderaner den zweiten Bundesligaabstieg seit 1980 so heftig fürchten dürfte wie ein HSV-Anhänger die schmerzliche Erinnerung an eine gewisse Papierkugel.

Doch anstatt zu pfeifen oder sich in wütende Schmähungen zu ergehen, feierten die mitgereisten gut 3.000 Werder-Fans Schaafs Elf und Schaaf selbst bis weit nach dem Abpfiff mit Sprechchören in Dauerschleife  a la ››Olé, olé, Werder Bremen, olé!‹‹. Das führte dazu, dass die strauchelnden Werder-Kicker, die zuvor aufopferungsvoll gekämpft hatten, und Schaaf fast eine Stunde nach Spielende noch einmal aus der Kabine in die Kurve liefen und sich vor ihrer singenden Wand in grün-weiß klatschend verneigten. Es hatte jedenfalls etwas von ››You'll never walk alone‹‹ nach Werder-Art.


Kicker Online erkannte in den Ereignissen gar einen ››Grün-weißen Klima-Wandel‹‹, während auf der Werder-Webseite sich hingegen etwas von einem ››Grün-weißen Schulterschluss‹‹, lesen lässt oder dass es ››Klick‹‹ gemacht habe. Rechtzeitig vor den finalen Saisonpartien gegen Hoffenheim und Frankfurt im Weserstadion sowie in Nürnberg scheinen die die Grün-Weißen also ihre Reihen zu schließen.

In diesen drei Abstiegsendspielen wird Thomas Schaaf, dessen Denkmal nach 14 Trainerjahren zuletzt gewaltig gewackelt hatte, wieder vor Werders Bank stehen. Dank dieses kollektiven Leverkusener Erweckungserlebnises sollte man  Werder trotz des bedrohlichen Abwärtstrends wohl noch nicht zu früh abschreiben. Kleinere oder größere Wunder haben an der Weser bekanntlich eine ähnliche Tradition wie die Nibelungentreue zum Cheftrainer.
 

Dienstag, 23. April 2013

››Don Bernardo‹‹ weiß es

Was macht eigentlich, Bernd Schuster? Wie zu erwarten ist der ››Blonde Engel‹‹ angesichts der deutsch-spanischen Champions League-Festspiele in dieser Woche derzeit ganz besonders gefragt. Ansonsten ist der mittlerweile 53 Jahre alte Schuster nach dem vorzeitigen Ende seines Engagements bei Besiktas Istanbul 2011 einer von vielen Trainer im Wartestand.

Im spanischen Königreich wird Schuster übrigens ››Don Bernardo‹‹ gerufen und prognostizierte nun in der WELT am Sonntag eine Wachablösung des spanischen Fußballs durch die deutschen Kicker: „Im Moment scheint die Zeit ganz klar für Deutschland gekommen zu sein. Die Substanz, die die deutsche Nationalmannschaft mittlerweile hat, könnte dafür sorgen, dass man die Macht von Spanien übernimmt.“

Der BVB und die Bayern hätten, so Schuster, die ideale Mischung aus hohem Rhythmus und spielerischer Klasse gefunden, deshalb werde es für Real Madrid gegen den BVB und Barca gegen die Bayern in den Halbfinals sehr schwierig. Woher der ››Don Bernardo‹‹ das alles weiß? ››Der Libero‹‹ klärt auf und hat fünf Stilblüten zu dem kauzige Grenzgänger zwischen dem deutschen und spanischen Fußball gesammelt.

1. Über Schusters erste Gehversuche in Deutschland als Chefcoach der damals zweitklassigen Kölner Fortuna und des 1. FC Köln hüllt man am besten des Mantel der Geschichte. Seine Saison als FC-Coach bezeichnete Schuster einmal als „das schlimmste Jahr seines Lebens“ . Im letzten Herbst wäre er gar um ein Haar Trainer des VfL Wolfsburg geworden und hätte dort nach eigenem Bekunden gern „Tiki-Taka in die Bundesliga gebracht“.

2.  Seinen größten Erfolge feierte Señor Schuster 2007 als Trainer von Real Madrid, wo er nicht nur den spanischen Meistertitel holte und den Spaniens Supercup errang. Zudem kürte ihn die spanische Presse zum Trainer des Jahres. Vor seinem Engagement bei Real hatte sich Schuster bei kleineren spanischen Klubs wie Getafe, Levante und Xerez verdingt.

3. Ende 2008 setzte Real Schuster dann vor die Tür des Estadio Santiago Bernabéu. Damals hatte ››Don Bernardo‹‹ der sportlichen Krise die Krone aufgesetzt, indem vor einem anstehenden Duell beim FC Barcelona zu behaupten gewagt hatte , Real habe im Clásico keine Chance und müsse sich darauf beschränken, im Camp Nou einen „guten Eindruck“ zu machen.

4. Dabei musste Schuster es doch wissen. Schließlich hatte er als Spieler acht Jahre lang bei Barca die Acht auf dem Rücken getragen, bevor er für zwei Spielzeiten den Dress von Real Madrid überstreifte, um danach für drei Jahre für Atlético Madrid die Stiefel zu schnüren.


5. Im Barca-Dress sollte Schuster in den 80ern auch Doppelpässe mit einem gewissen Diego Maradona spielen. Angesprochen auf den schier unvermeidlichen Vergleich mit Lionel Messi stufte Schuster jenen Messi nun als eine Klasse besser als Maradona ein: „Er ist schneller, außerdem war Maradona nicht so ein exzellenter Torschütze. Er war ein begnadeter Spieler, mit Sicherheit einer Größten, aber Messi hat noch dieses gewisse Extra.“

Sonntag, 21. April 2013

Quo vadis, Thomas Schaaf?

Werder-Daumendrücker, Nostalgiker der Wunder von der Weser und Jünger von Thomas Schaaf erleben in dieser 50. Bundesligasaison lange ungekannte emotionale Achterbahnfahrten. Im ansonsten weithin behaglichen Werder-Kosmos überschlagen sich geradezu die Ereignisse. Abstiegsangst und eine Gruppe von elf Einzelspielern mit einem Werder-Emblem auf der Brust, über die nach neun sieglosen Spielen nun so manch werderaffiner Twitterer postet:

Bei fünf Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang vor noch vier ausstehenden Spielen bot der lange schon ratlos wirkende Thomas Schaaf nach der gestrigen 0:3-Heimpleite gegen den VfL Wolfsburg nicht nur seinen Rücktritt an.

Laut der WELT soll Werders Klubführung, allen voran Schaafs großer interner Fürsprecher Klaus-Dieter Fischer, den Daumen zu Ungunsten Schaafs nun gesenkt und die in diesem Leben für unmöglich gehaltene Erlaubnis zum Rauswurf von Werders Trainer-Ikone erteilt haben.

Gemäß dem Fall kann man nur hoffen, dass Willi Lemke und seine altvorderen Aufsichtsratskollegen nicht Thomas Eichin beauftragen, Otto Rehhagel als neuen und alten Heilsbringer aus dem Hut bzw. Ruhestand zaubern. Hertha ginge es wirklich nicht.

Mensch, hätte der einst heilige Thomas Schaaf weiland doch auf Werders Edelfan Jan Delay gehört. Delay hatte bereits vor einem Jahr in der Bremer Talkshow 3 nach 9, die übrigens noch länger im TV läuft als Otto Rehhagel und Schaaf Werders Trainerzeptner in Händen gehalten haben, folgenden Appell an Schaaf über den Äther geschickt:

Samstag, 20. April 2013

Rapids ››Turbo-Turban‹‹ kehrt zurück

Wagt man eine Presse-Wochenschau, dann waren die üblichen Verdächtigen selbstverständlich mit von der Partie. Jupp Heynckes mit und ohne Pep, Mario Gomez, der FC Bayern an sich, Barca mit und ohne Messi, der BVB und  Real Madrid, Jürgen Klopp und Jose Mourinho, Peter Neururer, ein wenig der angehende Pokalfinalist VfB Stuttgart mit seinem brummelnden Bruno, Klaus Allofs und seine Kommentare nach Wolfsburgs Pokaldebakel sowie Klaus Allofs und seine Kommentare zur Rückkehr ins Bremer Weserstadion. Ganz zu schweigen von Carsten Jancker.

Denn der einstige Stoßstürmer des FC Bayern, den manche gern als Protagonisten der Ära deutschen Rumpelfußballs um die Jahrtausendwende verorten, spielte am Mittwoch gleich in zwei Meldungen eine Hauptrolle. Mittwoch morgens erinnerte  Focus Online etwa angesichts von Mario Gomez diesttäglich Torhattrick im Pokalhalbfinale gegen den VfL Wolfsburg an den kantigen Jancker. Für seinen Hattrick hatte Gomez schnelle sechs Minuten benötigt, während Jancker anno 1997 seinen Rekordpokalhattrick in der 1. Pokalrunde beim sagenhaften 16:1 des FCB gegen die sagenumwobene DJK Waldberg in nur fünf Minuten eingenetzt hatte.

Und Mittwoch nachmittags jagte sogleich die nächste Jancker-Schlagzeile über die Ticker, nachdem Rapid Wien im Zuge eines Trainerwechsels Jancker zum Assistenten des neuen Cheftrainers Zoran Barisic benannt hatte. In sechs Jahren beim FC Bayern errang Jancker einige Titel, war Mitglied jener Mannschaft, die 2001 letztmals den Champions League-Pott und vergoss 1999 einige Tränen auf dem Rasen von Barcelonas Camp Nou, als ManUtd. den Bayern eben jenen Pott dramatisch-denkwürdig entriss.Nach Stationen in Udine, Kaiserslautern, China und Mattersburg endete die Karriere des Vize-Weltmeisters von 2002 angesichts seiner Triumphe in München dagegen fast tragisch.

Richtig heimisch scheint der gebürtige Mecklenburger nur bei Rapid Wien zu sein. Als Rapidler des Jahrhunderts grüßt freilich Hans Krankl aus dem Olymp der Hütteldorfer. Auf dessen Spuren wandelnd schoss der juvenile Jancker Rapid gar ins Finale des Europapokals der Pokalsieger und sich in jenem Frühling 1996 selbst in den Fokus des großen FC Bayern.


Weiland nannten sie Jancker im Mikrokosmos des Rekordmeister made in Austria gern ››Turbo-Turban‹‹ , weil Jancker sich auch von blutenden Kopfverletzungen - ganz dieterhoeneßesk - nicht abhalten ließ, für Rapid das Runde ins Eckige zu bugsieren. Und weil Jancker die Sache mit dem Bugsieren des Runden ins Eckige damals überaus oft tat, sollte Rapids damaliger Coach Ernst Dokupil gar kühn prophezeien: „Wenn der Carsten ein fertiger Stürmer wird, dann kann das einer sein, den man mit normalen Mitteln nicht mehr neutralisieren kann.

Im Frühling 2013 ist Rapids einstiger ››Turbo-Turban‹‹ nach Jahren in Rapids Jugendabteilung nun zu Rapids Profiteam zurückgekehrt, für das er mit seinen 38 Jahren nun einen juvenilen Co-Trainer verkörpert. Freilich könnte Rapid dessen frühere Qualitäten sicher ganz gut gebrauchen. Schließlich kämpft das drittplatzierte Rapid im letzten Saisondrittel noch um den Einzug in den Europa League und empfängt morgen den ewigen Rivalen von der Wiener Austria, die heuer neben den Salzburger Bullen vor allem Rapid den Rang abgelaufen hat...