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Montag, 12. Mai 2014

Leiden mit Liverpool

Die Sehnsucht beim ehrwürdigen Liverpool Football Club nach seiner 19. Meisterschaft bleibt weiter unstillbar groß. Schließlich feierte der Klub aus der Beatles-Stadt anno 1990 seinen letzten Meistertitel. Dies ereignete sich vor fast einem Vierteljahrhundert, als Liverpooler Legenden wie John Barnes, Ray Houghton oder Ian Rush meist mit rustikalem Kick & Rush noch den Ton angaben, die Premier League noch nicht gegründet war und die oberste Liga im Fußball-Mutterland wie eh und je noch First Division hieß.

Anders als mancher vielleicht annimmt, gehörte Liverpools Ikone Steve Gerrard nicht zu jener 90er Generation. Aber immerhin gelang es Liverpools Eleven um seinen 34-jährigen Skipper in der gestern abgelaufenen Saison beinahe jene Sehnsucht an der Anfield Road endlich zu stillen, führten die 2014er Reds  über lange Zeit die Premier League an. Ehe Steve Gerrard und Kollegen eine kolossale Heimpleite gegen Chelsea kassierten und kurz darauf eine sichere 3:0-Führung bei Crystal Palace fahrlässig hergaben, die in einem tränenreichen 3:3-Remis endete.

Liverpools abgezocktere Rivale Manchester City machte daher letztlich das Rennen, überholte die Reds und schlug vor den Augen der Gebrüder Gallagher, Citys Edelfans, sowie seiner mehr oder minder edel spendenden Scheichs am gestrigen letzten Spieltag West Ham mit 2:0. Da nutzte Liverpools sein finaler 2:1-Heimsieg gegen Newcastle auch nicht mehr viel. ManCity triumphierte und errang die vierte Meisterschaft seiner 134-jährigen Historie. Das naheliegende Wortspiel »fabulous four« spart man sich rund um Anfield dieser Tage wohl besser. Lange waren die Reds nicht mehr so nah dran an ihrer number nineteen. Leiden mit Liverpool scheint angesagt - trotz deren direkter Qualifikation für die Champions League.

Noch angesagter könnte allerdings etwas Tröstendes für all jene sein, die im Herzen Reds sind. Hiermit soll nicht das obligatorische »You'll never walk alone« gemeint sein, das an der Anfield Road ohnehin geschmettert wird und ansonsten von Meppen bis Melbourne aus Stadionboxen röhrt. Mangels musikalischer Preziosen der Liverpooler Lokalmatadoren, den Beatles, in Bezug auf Englands einstigen Rekordmeister, könnte aber ein Klassiker der Rolling Stones aus dem Jahr 1973 passen, der da heißt: »You can't always get what you want«.



Welch ein Zufall, dass  Liverpool ausgerechnet in jenem Sommer 1973 seine achte Meisterschaft im Fußball-Mutterland feierte. Im Übrigen zehn stolze Ränge vor Manchester City, bei dem jene spendablen Scheichs nicht einmal eine, sagen wir, Fata Morgana waren...

Freitag, 26. Juli 2013

Keine Dauerkarte für Mick Jagger

Wie es heute im Blätterwald wegen Mick Jaggers 70. Geburtstag rauscht, oder? Vorab gesagt soll hier nun selbstverständlich nicht Jaggers musikalisches Wirken rezipiert, die schönsten Stones-Schlager wie Perlen an einer Kette aufgereiht oder gar die Wirkung seiner schamanenhafter Bühnentänze auf wie toll werdende Konzertmassen analysiert werden. Kurz gesagt, es soll allein um „Sir Mick“ und den Fußball gehen. Denn Jagger gilt dem runden Leder als durchaus zugetan. An gewissen Tagen steigt der Stones-Sänger gar aus seinem Rock-Olymp auf die zuweilen harten Tribünen der Arenen dieser Fußballwelt herab.

Anders als bei Roddie Stewart, dessen Begeisterung sich auf Schottland und Celtic Glasgow beschränkt, nimmt es Jagger, der gebürtige Engländer, mit der Treue nicht so genau. Wie im wahren Leben, mag manche spitze Zunge nun einwenden. Doch jene Dinge, die außerhalb des Fußball-Kosmos liegen, sollen uns nicht interessieren. Lieber wollen wir uns an die WM 2010 in Südafrika erinnern, wo Jagger diverse Partien besuchte und dort die mystische Aura des Unglücks versprühte.

Konkret widerfuhr jenen Teams, denen er vor einem Spielbesuch öffentlich seine Sympathie bekundete hatte, dass sie nach dem Abpfiff die Heimreise antreten durften. Der Ballesterer schrieb einmal, dass zu diesem Phänomen ganz gut die Stones-Hymne "It's all over now" passen würde. Es war, als öffnete Mr. Jagger stets die Büchse der Pandora.


Untermalt von den dröhnenden Vuvuzela-Klängen konnten davon etwa die USA ein Lied singen. Zu denen hielt Jagger, auf der Tribüne flankiert von Bill Clinton, in ihrem Achtelfinalspiel gegen Ghana, das die US-Boys unglücklich in der Verlängerung verloren.

Doch dies war erst der Anfang. Denn Jaggers „Fluch“ machte selbst vor seinen englischen Landsleuten nicht halt, die Jagger im Achtelfinale gegen Deutschland unterstützte. Das Ende vom Lied? Die „Three Lions“ kassierten neben einer epochalen 1:4-Pleite auch das sogenannte„Bloemfontein-Tor“, das Englands Ikone Frank Lampard geschossen hatte. Es wäre der 2:2-Ausgleich nach dem Kopfballtreffer des englischen Stoppers Matt Upson gewesen. Zwar strich Lampards Schuss von der Unterkante der deutschen Torlatte hinter die Linie, doch von dort zurück an die Unterkante und danach in Richtung  Feld, ehe ihn Manuel Neuer fing. Referee Larrionda aus Uruguay ließ zum englischen Entsetzen einfach weiterspielen. Die Gazetten schlagzeilten danach von einer „Rache für das Wembleytor“...

England reiste ab und Jagger gleich weiter nach Port Elizabeth, wo er dem mit Spannung erwarteten Viertelfinalduell der Niederlande gegen Brasilien seine Aufwartung machte und Peles Erben einen Sieg wünschte. Das Ergebnis? Auch die stolze Selecao packte nach ihrer 1:2-Niederlage, die Brasiliens Verteidiger Felipe Melo mit einem Eigentor und einer Roten Karte flankiert, ihre Koffer. Am Zuckerhut stellten die Sirenen der brasilianischen Presse tags darauf aber nicht etwa den unglückseligen Melo an den Pranger. Die Schreiber der großen brasilianischen Tageszeitung Lance zwangen vielmehr unser Geburtstagskind in die Verantwortung und empörten sich, Jagger sei Schuld und mit einem WM-Fluch belastet.

Zum Schluß soll noch von Diego Maradona die Rede sein. Dessen argentinischer Elf drückte Jagger, knapp oberhalb der Rasenkante sitzend, in ihrem Viertelfinale (wieder) gegen Deutschland die Daumen. Allerdings gelang es weder Maradona als rastlosem argentinischen Nationalcoach noch Lionel Messi den Jagger’schen Fluch zu brechen. Denn Jogi Löws brillant aufspielende Elf schickte Messi & Co. mit 4:0 buchstäblich in die Pampa. Maradona blieb nach diesem Desaster nichts anderes übrig, als seinen Hut zu nehmen.

Wie man sieht, ist mit Mick Jagger als Tribünentalisman kein Staat zu machen. Wer weiß, welche Steine Jagger erst ins Rollen brächte, sollte Sir Mick sich bei seinem angeblichen Lieblingsklub Arsenal öfter blicken lassen. Es bleibt unter diesen Voraussetzungen wohl nur zu hoffen, dass die traditionsreichen „Gunners“ niemals auf die fixe Idee kommen, ihrem Edelfan eine Dauerkarte zu schenken. Es wäre wohl Arsenals Anfang vom Ende...