Horst Hrubesch kehrt zurück zum HSV, zwar nicht als Kopfballungeheuer wie in glorreichen Zeiten Anfang der goldenen 80er. Doch den profilierten Nachwuchstrainer, der beim DFB inzwischen im Ruhestand weilt, hat sich der HSV als neuen Direktor des HSV-Nachwuchsleistungszentrums geangelt. Wer weiß, vielleicht an einem von Hrubeschs Lieblingsplätzen an irgendeinem norwegischen Gewässer. Ob dieser Nachricht schwappte meine Timeline am Freitag geradezu über.
Hrubesch, eine authentische HSV-Legende mit ausgewiesener Kompetenz: zweifellos ein guter Fang. Vielleicht kommt der kernige blonde Hüne gar eine ganze Dekade zu spät. Doch besser spät als nie. Den folgenden kleinen Clip könnte der 70-Jährige seinen ganzen neuen Jungs auf dem HSV-Campus womöglich vorspielen. Zu knackigen Vorstellungszwecken etwa, um nicht ein Clip-Konvolut seiner "ungeheuerlichsten" Kopfballtore herauskramen zu müssen...
Olé! Heute Abend geht es wieder los. In München wird um halb neun die 53. Bundesligasaison angepfiffen. Wie pfiffig, dass sich die Spieltagsplaner ausgerechnet den ewigen Klassiker zwischen Rekordmeister Bayern München und dem HSV, dem amtierenden »Relegationsmeister«, als Auftaktpartie ausgeknobelt haben. Mehr Pep geht kaum, zumal der einstige Nord-Süd-Gipfel eher ein Nord-Süd-Gefälles darstellt, weshalb das Duell zwischen beiden Klubs fast über einen gewissen Pokalcharakter verfügt. Ein Sieg des guten, alten HSV würde diesem nicht nur gut tun, sondern wäre zurzeit wohl eine mittlere bis größere Sensation.
Schließlich schleppt der Hamburger Sportverein, wie Gerhard Delling ihn so gern nennt, derweil wahrlich einen Rucksack voller Sorgen mit sich herum. Da wäre das peinliche Pokal-Aus beim viertklassigen FC Carl-Zeiss Jena und natürlich der »Rucksack-Gate« rund um Hamburgs glücklos wirkenden »Direktor Profifußball« Peter Knäbel, inklusive der in einem Hamburger Park verstreuten Gehaltsunterlagen aus Knäbels gestohlenem Rucksack. Wie blöd für Knäbel, dass selbst dessen Wikipedia-Eintrag jene Rucksack-Affäre mit einem eigenen Absatz würdigt. Abgerundet wird die Chaos-Woche vom verschmitzten Schnack über die falschen Fan-T-Shirts mit Fan-Choreograhie von Hertha BSC. Wie die Süddeutsche feststellte, steckt der Hamburger Sportverein eindeutig in der »Häme-Falle«.
Um die Bayern ist es indessen nach ihrer Supercup-Niederlage in Wolfsburg vergleichsweise wie verdächtig ruhig geworden. Ob dies für die Hanseaten ein gutes Omen sein kann, wird sich zeigen. Schließlich holten sich die Rothosen bei den Bayern zuletzt fünf derben Schlappen mit einem Torverhältnis von 3:31 ab. Bruno Labbadia fordert jedenfalls einen »Sahnetag« seiner Kicker in dem zelebrierten Eröffnungsspiel. Der große Uwe Seeler hofft indessen in dem einen Interview, dass sein HSV bei den Bayern nicht untergeht und in einem anderen, dass sich sein HSV auf der richtigen Bahn befindet. Gern würde man »Uns Uwe« glauben.
Wie wunderbar, dass der HSV trotz seines Rucksacks voller Sorgen dieser Tage zumindest kein Torwartproblem zu beklagen hat. So wie fast auf den Tag genau vor 28 Jahren. Zum Auftakt der Saison 1987/88 trat der HSV weiland als amtierender DFB-Pokalsieger im Münchner Olympiastadion an, unterlag mit 0:6 und stellte der Bundesliga einen gewissen Mladen Pralija als neuen Stammtorhüter vor. Wie fein, dass sich HSV-Edelfan Dittsche noch immer ganz gut an den tapferen Torsteher aus Split erinnern kann...
Es war Anfang der Woche, als HSV-Boss Dietmar Beiersdorfer Mirko Slomka als HSV-Trainer entließ und den zuvor weithin unbekannten Josef Zinnbauer »bis auf Weiteres«als nächsten HSV-Trainer ernannte. Jene Berufung verband Beiersdorfer mit dem Auftrag an seinen bisher so erfolgreichen U-23-Trainer, bei der anhaltend schlingernden Rothosen-Elf »neue Impulse zu setzen und diese zu emotionalisieren« .
Josef Zinnbauer, der vorgeblich ob seines guten Auges für Talente »Juwelen-Joe« gerufen werden soll, dürfte bereits am Donnerstag nicht schlecht gestaunt haben. Denn für seinen Auftrag bekam er eher unverhoffte Hilfe vom traditionsreichen kicker. Schlug man die Seite 16 jener Donnerstagsausgabe auf, fand sich eine Bundesliga-Tabelle vor, aus der der bis dato unabsteigbare HSV - jawoll - tatsächlich getilgt war. Oha, welch pikantes Präsent für HSV-Legende Charly Dörfer. Denn Uwe Seelers einstiger Flankengott wurde ausgerechnet an jenem Donnerstag 75.
Das schlug selbstverständlich hohe Wellen, weshalb sich auf Twitter sich hierzu in der Folge ein interessanter Austausch zwischen dem gelassen reagierenden HSV und dem Sportmagazin entwickelte. Unterhaltsam garniert wurde das Ganze vom St.Pauli-Fanzine Der Übersteiger, das neckisch wie launig zwitscherte, dass der HSV in jener donnerstäglichen kicker-Ausgabe selbst in der Zweitligatabelle nicht zu finden sei.
Wie löblich, dass sich der kicker beim HSV sofort für die Tabellentilgung entschuldigte und zu diesem Anlass gar das naheliegende Sprichwort »Totgesagte leben länger« aus der Schublade kramend wie pfiffig zum Besten gab. Die Bundesliga-Uhr des HSV läuft also wieder einmal weiter.
Sorry, @HSV. Super Reaktion! Totgesagte leben länger.
— kicker - Bundesliga (@kicker_bl_li) 18. September 2014
»Juwelen-Joe« Zinnbauer dürfte dies alles - wie schon angedeutet - vor seinem Debüt als Bundesliga-Coach durchaus gefreut haben. Braucht er für seine »emotionalisierende« Ansprache vor dem Bayern-Gastspiel wohl einzig jene Tabelle in die Kabine hängen. Vorausgesetzt, Lasogga und Kollegen werfen überhaupt noch einen Blick auf diese. Jetzt muss der wankende Bundesliga-Dino heute ab halb Vier eigentlich »nur noch« gegen die hochfavorisierten Bayern punkten . Alt-HSVer Franz Beckenbauer glaubt jedenfalls daran. Darüber dürfte sich gewiss nicht nur Jubilar Charly Dörfel freuen. Selbst »Uns Uwe« hätte seinen HSV betreffend »bis auf Weiteres« und der Abwechslung halber mal eine Sorge weniger. Wie notierte der kicker? Totgesagte leben länger...
Ich gebe zu: selten wirken Relegationspartien auf mich anziehender als das Pokalendspiel samt seines Brimboriums. In diesem Jahr ist dies anders, obwohl sich der BVB und die Bayern in Berlin duellieren und das Ganze längst zum deutschen »Clásico«hochgejazzt wurde. Zweifellos liegt dies am HSV, dessen letzter Titelgewinn bereits 27 Jahre her ist und der zur Kompensation sein gefährdetes Etikett »Bundesliga-Dino« längst wie einen Titel führt. Denn beim großen HSV werden nach dem Abpfiff in Fürth nicht unbedingt alle Lichter ausgehen, aber immerhin könnte wegen des drohenden Abstiegs seine Bundesliga-Uhr stehenbleiben.
Nach dem torlosen Relegationshinspiel gegen die forschen Franken tat sie dies zwar bereits. Aber nicht, weil dem Fußball-Gott Blitze schlagend die Geduld mit den Seeler-Erben ausging. Eher, weil das HSV-Stadionmanagement vergaß, eine schnöde Zeitschaltuhr abzuschalten. Nun tickt sie weiter, die Uhr. Dennoch liest man seitdem ausufern darüber, wie anhand der schlimmen Symbolik das böseste aller Omen für den HSV heraufbeschworen wird - der Abstieg.
P.S.: Für alle Omen-Beschwörer: Unsere BL-Uhr wird jede Nacht durch eine Zeitschaltuhr energiesparend ein- & ausgeschaltet. #nachfragenhilft
— Hamburger SV (@HSV) 16. Mai 2014
Das gute Omen wäre demgegenüber auf Seiten der Fürther zu Hause. Denn rund um den Ronhof wäre da - augenzwinkernd gesagt - noch die Sache mit der Kleeblattkultur. Laut Wikipedia hat man in Fürth jenes Kleeblatt in nahezu allen Wappenvariationen der Klubhistorie untergebracht. So wie es in der weiten Welt des Fußballs in den Emblemen von Rot-Weiß Oberhausen, den Shamrock Rovers und Celtic Glasgow zu finden ist. Und folgt man der Symbolik dieser Kleeblattkultur, müsste Fürth nur so vom Glück gesegnet sein.
Liest man dieser Tage die forschen Kommentare von Fürths Trainer Kramer hört sich dies jedenfalls schon einmal so an. Kramer will heute Abend mit einem Heimsieg, wie er auf den Busch klopfend sagt, »den Deckel draufmachen« auf den Bundesligaaufstieg. Führt Fürth recht rasch könnte sich beim HSV sicher eine Art Abstiegspanik breit machen. Doch irgendwie sagt mir mein Bauchgefühl, dass es dem HSV trotz des sagenhaften Slomka'schen Auswärtsfluchs, der Fürther Kleeblattkultur, des bösen Uhren-Omens undsoweiter gelingen wird, sich mit einem knappen 1:1-Remis am Bundesliga-Strohhalm festzuhalten.
Ist es etwa ein Zeichen, dass Slomka - aus dem Polnischen ins Deutsche übersetzt - tatsächlich Strohhalm, heißt? Und wer weiß, ob diesem Diekmeier in Fürth einmal eine dieser berühmt-berüchtigten Bananenflanken der Kaltz'schen Art gelingt, die dieser Lasogga in rabiater Hrubesch-Manier unter den Fürther Torbalken wuchtet. Das ist schon alles überaus spannend. Oder ist der bisher unabsteigbare HSV am Ende doch so unsinkbar wie einst die Titanic?
Der HSV und die Bundesliga. Das ist zweifellos eine lange Geschichte, deren traurig-tragisches Ende sich dieser Tage abzuzeichnen droht. Da hierzu derweil genügend Beiträge durch den Blätterwald rauschen, soll es folgend um einen besonders klingenden Namen aus der HSV-Historie gehen, dessen Autogrammkarte mir nun überraschend in die Hände fiel.
36 Jahre, die man ihr auch ihr durchaus ansieht, ist die Karte alt. Kevin Keegan war just zu Europas Fußballer des Jahres 1978 avanciert. Auf der Rückseite jener Keegan'schen Karte, deren Druck die vertreibende Firma von »Deutschlands meistgekauftem Dextrose-Komprimat« beauftragt hat, werden übrigens Keegans Fähigkeiten im Werbesprech der wilden 70er aufgezählt. So wird Mr. Keegan im Anklang an die damaligen Stars etwa gehuldigt:
»Er ist unermüdlich wie Uwe Seeler, torbegabt wie Gerd Müller und beliebt wie ein Volksheld. 90 Minuten lang rennt er, kämpft er, schießt er mit nimmermüder Energie [...]«
Früher war sicher nicht alles besser. Aber manche Dinge ändern sich halt nie. Wie zum Beispiel - allen taktischen Ausrichtungen der Happel'schen oder Pep'schen Prägung zum Trotze - die skizzierten zeitlosen fightenden Fertigkeiten für die Protagonisten der Rasenrechtecke dieser Welt. Dem guten, alten HSV ist zu wünschen, dass Van der Vaart, Westermann und die weiteren 2014er Rothosen am Samstag in Mainz ebenfalls kämpfen wie einst Keegan.
Denn - Hand aufs Herz - eine Bundesliga ganz ohne seinen Dino sprengt doch ehrlich gesagt meine Vorstellungskraft. Und UnsUwe möchte ich auch nicht unbedingt mit hochrotem Kopf in Mainz bitterlich weinen sehen. Dazu will ich als Werder-Daumendrücker, nun mit mächtig Augenzwinkern gesagt und hanseatisch-kühl kalkuliert, selbstredend auch nicht auf jene wichtigen sechs Punkte verzichten, die für Werder zuletzt gegen den HSV pro Saison garantiert drin waren...
Werder versus Borussia Dortmund: 0:5! Es war eine hilflose Bremer Herde, die Thomas Schaaf und Werder den Rückrundenstart Samstag vor einer Woche so richtig verhagelte. Die Verteidigung von Werders Boss Willi Lemke stand da tags darauf im Doppelpass gegenüber Jörg Wontorra, dem alten Werder-Tribun, und seiner Runde etwas besser.
Dort verteidigte Lemke mit Engelszungen und dunkelgrüner Krawatte seine Vereinspolitik und als eine Art Ein-Mann-Bollwerk den ewigen Thomas Schaaf. Nebenbei erinnerte Lemke den grinsenden Wonti an die guten, alten Bremer Tage der Otto-Rehhagel-Ära in den 80er und 90ern. Wontorra kommentierte seinerzeit Werders Partien noch in bizarren bunten Pullovern als Radio Bremen-Reporter. Willi Lemke war als Manager damals Ottos Verhandlungsreisender, um dessen Wunschspieler an Land zu ziehen.
So wie Werders legendären norwegischen Innenverteidiger Rune Bratseth, den Lemke nach eigenen Angaben für eine läppische Ablöse von 200.000 Mark von Rosenborg Trondheim an die Weser gelotst hatte und den er in Wontis Runde in nostalgischer Nonchalance gleich zu einem „der Weltbesten seiner Zeit“ adelte.Bratseth, zuletzt gar als Allofs-Nachfolger im Gespräch, war maßgeblich an den großen Erfolgen der Otto-Ära beteiligt: Zweimal Meister und Pokalsieger und anno 1992 gar Gewinner des Europacups der Pokalsieger.
An der Weser nannte man Bratseth den „Abwehr-Elch“. Bratseth zeichnete sich zwar nicht unbedingt durch Sprintstärke aus, dafür aber durch eine umsichtige, ruhige Spielweise. Taktisches Vermögen, gutes Kopfball- und Stellungsspiel sowie Führungsstärke rundeten das Portfolio von Ottos einstigem Abwehrchef ab. Als Werder-Daumendrücker habe ich übrigens in nostalgischem Gedenken an der einst von Otto proklamierten „kontrollierten Offensive“ seit Langem ein Bratseth-Trikot mit der obligatorischen Numero 4 auf dem Bügel hängen.
Gerade nach Werders Rückrundenauftakt und vor dem Gastspiel beim HSV scheint es mir mal wieder angebracht, es aus dem Schrank zu holen. Gewiss, solch ein ruhender Pol wie Bratseth würde Werders dümpelnder Defensive auch im Nord-Derby gut zu Gesicht stehen. Werder scheint zwar längst zum Angstgegner des Bundesliga-Dinos avanciert zu sein. Nach der bösen BVB-Pleite darf man aber vermutlich nicht unbedingt erwarten, dass dieser Schrecken weiterhin wirkt. Hoffnung macht da augenzwinkernk gesagt fast nur, dass Werder selbst in der letzten Saison beim HSV triumphierte, als Werder seine schlechteste Rückrunde ever hinlegte...
Als jener Bratseth vor 20 Jahren noch Werders „Abwehr-Elch“ gab, gelang es einmal, die Erben von „Uns Uwe“ mit 6:0 in die Knie zu zwingen und einen Spieltag später gar dem FC Bayern die Meisterschale vor der Nase wegzuschnappen. Etwas ältere Werderaner dürften sich daran sicher gern erinnern, auch wenn jene schöne Zeiten längst vorüber sind. Doch ich gebe zu, an den tristen Tagen dieses Bremer Umbruchs ist es ganz wohltuend, wenn man diesen Spielfilm im nostalgischen Kopfkino immer wieder ablaufen lassen kann…
Manni Kaltz gehört zum altehrwürdigen HSV genauso wie die
„Bananenflanke“ zu ihm selbst. Die ewige Sentenz von „Kopfball-Ungeheuer“ Horst
Hrubesch haben wir natürlich im Ohr, die sein
einstiges Wirken mit Manni Kaltz sozusagen flankiert: „Ich sach‘ nur zwei Worte: Manni
Bananenflanke, ich Kopf - Tor“. Der Anlass für die Kaltz’sche Huldigung?
Der „Bananenflankenkönig“ wird 60 und Der LIBERO gratuliert.
Was hat Kaltz bei seinem HSV nicht alles erlebt. Pinke Trikots, viele Eigen-
und noch mehr Elfmetertore, Trainer von Kuno Klötzer, Ernst Happel bis Gerd-Volker
Schock, Kevin Keegan, Flanken über Flanken. Und natürlich die Glanz & Gloria-Ära des
HSV, als im Hamburger Volkspark in den 70er und 80ern drei Meistertitel, zwei Pokalsiege und gar
zwei Europapokaltriumphe gefeiert werden konnten. Bemerkenswert: bei jedem Titel des HSV seit der
Bundesliga-Gründung war Kaltz mit von der Partie. Auch in der Nationalelf machte er den „Rothosen“ in 69
Länderspielen zumeist Ehre, wurde etwa 1980 Europameister und zwei Jahre später Vize-Weltmeister. 1977, nachdem Franz Beckenbauer in der
Nationalelf abdankt war, nahm Kaltz des Kaisers Position als Libero ein, erntete aber meist Skepsis. Selbst DER SPIEGEL fragte sich seinerzeit, ob Kaltz der
richtige Nachfolger für Beckenbauer sei und
damals zitierte einen gewissen Hennes Weisweiler. Der hatte geunkt, bei der kommenden WM 1978 werde man erkennen, dass Kaltz einen besseren rechten Verteidiger
als Libero abgeben werde. Und der weise Weisweiler behielt recht: jenes Experiment bei
der WM in Argentinien scheiterte. Spätestens, als der Österreicher Hans Krankl
„Manni, den Libero“ vor seinem berühmten Cordoba-Tor ausgetanzte. Wie dem auch sei.
Ernst Happel dürfte sich
im Grabe umdrehen, würde er miterleben, wie der „HaEsVau“ seinen
Rekordspieler Manni Kaltz rund um dessen Jubiläumstag beehrt. Nämlich kaum, da biegt sich förmlich die „Bananenflanke“. Heute etwa ist auf der HSV-Homepage ein kompakter Gratulationsartikel zu
erkennen, der mit 159 Wörtern (inkl.
Überschrift) nicht mal so viele Wörter enthält wie Kaltz einst Bundesligaspiele absolvierte. Das waren stolze 581 in 19 Jahren, ausschließlich für den HSV.
Der Bundesliga-Dino
verewigte Kaltz zwar auf dem Walk of Fame der
HSV-Legenden rund um das einstige Volksparkstadion. Aber ansonsten? Von einer Geburtstagsgala ganz zu schweigen, hat Kaltz selbst bis heute noch immer kein Abschiedsspiel erhalten. Ebenso wird auch
seine legendäre Rückennummer Zwo munter weiter vergeben. Ob der
HSV seine neue Stadionuhr, die die ewige Bundesliga-Zeit des Dinos in der HSV-Arena anzeigt, demnächst nach Kaltz benennen könnte? Vermutlich: Fehlanzeige.
Was
bleibt ist ein Interview, welches der als Schweiger bekannte Kaltz nun flankierend zu
seinem Jubiläum gab. Dort analysierte er den Zustand seines HSV beinahe so
messerscharf wie er weiland seine Flanken schlug: der HSV habe kein
System und sei von einer Meisterschaft meilenweit entfernt. Auch da biegt sich die „Bananenflanke“…
Heute Abend werden beim großen HSV der Abwechslung halber
wieder einmal Glanz und Gloria herrschen. Im Sommer gratulierte bereits der FC Barcelona, wenn auch ohne Lionel Messi im Gepäck, mehr oder weniger persönlich im Jubiläumsspiel. Anlässlich seines 125-jährigen
Klubjubiläums wird der Bundesliga-Dino sich heute nun selbst bei seiner großen
Geburtstagsgala feiern. Die MOPO
jubelte hierzu unlängst: Am 29. September blickt Fußball-Deutschland auf den
HSV.
Schau an, selbst die Spieltagsplaner des DFB spannten sozusagen Spieltagsgirlande und lassen an diesem Samstag, ja ausgerechnet, den "kleinen HSV" Hannover 96 beim großen HaEsVau gastieren. Mal sehen, ob dieses Prestigeduell aus Sicht des "großen HaEsVau" zu einer Gala wird. Zu der abendlichen Geburtstagsgala haben sich jedenfalls vielen HSV-Legende angesagt.
Neben „Uns Uwe“ Seeler, den 1983er Helden rund um Felix
Magath, „Kopfballungeheuer“ Horst Hrubesch, „Bananenflankenkönig“ Manni Kaltz undsoweiter oder auch Ex-Manager Günter Netzer
soll gar der im Rothosen-Kosmos mystisch verehrte Kevin Keegan auf der
Gästeliste stehen. Ob der kleine Engländer seinen Gassenhauer »Head over heels
in love« noch einmal schmettern wird, ist zwar nicht bekannt.
Als sicher
gilt indes, dass HSV-Idol Jimmy Hartwig die Playback-Platten seiner Trällereien »Mama
Calypso« und »Ich bin immer zu früh« verlegt haben soll. Da dieser Sound doch eher von gestern scheint, hätte sich HSV-Messias Rafael van der Vaarts nebst Gattin vermutlich ohnehin nicht auf die Tanzfläche verirrt.
Nicht nur von gestern, sondern schier in der Versenkung
verschwunden, scheint hingegen ein besonderer HSVer zu sein, der beim Bundesliga-Dinos eigentlich einen besonderen Platz einnehmen müsste. Nicht Charly Dörfel. Es
geht um keinen Geringeren als Dirk Weetendorf, seines Zeichens hochaufgeschossener
HSV-Stoßstürmer aus den 90er Jahren . Denn anders
als jenem Dirk Weetendorf gelang es in der 125-jährigen HSV-Historie noch keinem der vielen vermeintlichen
HSV-Stürmerstars, als Kreuzung der Legenden Uwe Seeler und Horst Hrubesch etikettiert zu werden. Kein Wunder, dass die HSV-Fans ihm den Namen „Horst-Uwe“ hinterherposaunten.
Leider birgt
die Karriere Weetendorfs eine kleine Ironie. Denn das „Kopfballungeheuer
reloaded“ köpfte nicht etwa den großen HSV zu tollen Titeln oder gar zum Champions
League-Triumph. Nein, der große HSV ließ „Horst-Uwe“ nach wenigen Toren in einer überschaubaren Anzahl von Einsätzen ausgerechnet zum Nord-Rivalen
Werder Bremen ziehen. Dort nahm ihn ausgerechnet HSV-Ikone Felix Magath als Werder-Trainer unter
seine Fittiche und bei Werder sollte „Horst-Uwe“ ausgerechnet mit dem DFB-Pokalsieg 1999 den einzigen
Titel seiner Profikarriere stemmen.
Doch, wie man in den Weiten des Netzes nachlesen kann, huldigen
treue wie hingebungsvolle HSVer ihrem „Horst-Uwe“ noch immer und haben Weetendorf seinen Grenzgang zu Werder
längst verziehen. Oder, wie lässt es sich sonst erklären, dass auf
versprengten HSV-Fanseiten noch immer uralte Steckbrief-Fragebögen auftauchen, auf
denen „Horst-Uwe“ verrät, dass seine Lieblingsspeise „Milchbohnen“ sind. In diesem
Sinne: hoch lebe der HSV, hoch lebe „Horst-Uwe“!
Der HSV und die Bundesliga - eine
schier ewige Geschichte. Das scheint ebenso für den HSV und Rafael van der
Vaart zu gelten. Der Eindruck entsteht jedenfalls, sofern man die vergangenen
Wochen Revue passieren lässt. Rafael van der Vaart ist bekanntlich zurück an
der Elbe, auch dank Investor Kühne, der den klammen Rothosen bei dem Transfer
seines Wunschspielers mächtig unter die Arme griff. Seither herrscht beim Bundesliga-Dino in Agonie fürwahr Euphorie.
Am ersten Wochenende, nachdem die VdV-Verpflichtung
ausgerufen worden war, sollen nicht weniger als 3.000 VdV-Trikots mit seiner 23 über die
Ladentheken gegangen sein. Euphorischere Zeitgenossen erkannten in dem
Mittelfeldkicker gar den größten HSV-Zugang seit Kevin Keegan, regelrecht
ekstatische HSVer preisen van der Vaarts messianische Strahlkraft. Selbst der kicker legte seine Nüchternheit kurz ab und pries Van der Vaart erst Donnerstag als Messias. Und siehe
da: als der HSV neulich im Nordderby Werder Bremen unterlag, thronte der
holländische Hoffnungsträger nebst Gattin auf der Tribüne des Weserstadions und schien weitaus öfter im Kamerafokus gewesen zu sein als seinen strauchelnden Gefährten in roten Hosen.
Wie eine Stimme der Vernunft klang da kürzlich Günter
Netzer, als der einstige Manager des Bundesliga-Dinos in einer Kolumne mahnte,
Van der Vaart sei kein Heilsbringer. Kein vernünftiger Mensch könne glauben,
dass ein einziger Spieler auf Knopfdruck eine ganze Mannschaft verändern werde.
Und bei der Gelegenheit. Was ist eigentlich mit jenen Wechseltheatern, für die Van
der Vaart den HSV während seines ersten HSV-Gastspiels auf
die Bühne zog? Ähnlich interessant wie Netzers Mahnung ist hier auch die andere
Hamburger Perspektive. Also, was denkt eigentlich ein St.Pauli-Anhänger über den Transfer? Der
LIBERO hat nachgefragt bei Frodo vom FC St. Pauli-Fanzine »Der Übersteiger«, der die Umstände des Transfers kritisch kommentiert:
„Es ist erstaunlich, wie
die Vergangenheit verklärt wird. Das Foto mit dem Valencia-Trikot und sein Satz
"Wenn ich in Hamburg bleiben müsste, dann
hätte ich Schmerzen."
wären für mich ausreichende Gründe, ihn nicht mehr für meinen Klub auflaufen
sehen zu wollen. Aber vielleicht ist es ja auch gerade deswegen eben nicht
"mein" Klub. Auch die vor Wochen noch lautstark geäußerte Abneigung
gegenüber Kühne wurde von vielen jetzt schnell wieder über Bord geworfen.
Schlußendlich wird der sportliche Erfolg zeigen, ob es die richtige
Entscheidung war. Spannend darüber hinaus natürlich noch die Situation, wenn er
denn vor Vertragsende wieder wechseln will. Sowohl menschlich/moralisch, wie
dann von Seiten des Vereins und der Fans mit ihm umgegangen wird, als auch
finanziell, da Kühne da ja weiterhin eingebunden ist.“
Der juvenile van der Vaart hatte es sich zwischen 2005 und 2008
zur Gewohnheit gemacht, gern mit Wechseln zu Klubs in die ganz große
Fußball-Welt zu kokettieren und ließ sich
bisweilen gar in Trikots seiner Wunschklubs abknipsen. Doch vielleicht ist der
AbvanderVaart tatsächlich Schnee von gestern und hat sich bei Real
Madrid und Tottenham seine Hörner abgestoßen.
Ungeachtet all dessen, scheint für viele HSVer der „letzte König des HSV“ zurückgekehrt zu sein. Schließlich wirbelte der torgefährliche Holländer anno 2007 schon
einmal auf Augenhöhe mit dem großen Uwe Seeler, als Van der Vaart Seelers Torrekord von annodazumal
einstellte. VdV traf seinerzeit in den sieben Auftaktpartien seiner bis dato letzten HSV-Saison
2007/2008 jeweils einmal. Ob er es wieder tut? Vielleicht fängt VdV bereits bei seinem morgigen HSV-Comeback im Gastspiel bei Eintracht Frankfurt damit an. Fürwahr, das könnte wie Baldrian auf den besorgten Uns Uwe wirken und wäre tatsächlich fast wie »auf Knopfdruck«...
Es geht los! Den ersten Anstoß bei der Themenwoche „50 Jahre Bundesliga - Typen, Titel und bloß nicht wie Tasmania“ macht TRAINER BAADE und sucht in 50 Jahren Bundesliga vergeblich nach konstanten Rivalen des FC Bayern, erinnert sich an Erlebnisse des jungen Trainer Baade in München und an die erste Sternstunde des belgischen Torwartkönigs Jean-Marie Pfaff im Tor des Rekordmeisters.
In den nun bald 50 Jahren des Bestehens der Bundesliga wird eines verzweifelt und ebenso erfolglos gesucht: Ein
konstanter Rivale des FC Bayern München. Nur sechs Jahre währte die Phase von Einführung
der Bundesliga bis zu Bayerns erstem Titel 1969, ab da war alles anders und
sollte es bis heute bleiben. Der Eintrag "FC Bayern München" ist Stammgast auf
der Salatschüssel. Ein Umstand, den kein anderer Bundesligaclub für sich in
Anspruch nehmen kann.
Große Rivalen gab es jedoch einige in diesen fünf Dekaden, allein, keiner
konnte sich dauerhaft etablieren. Als die Borussia aus dem kleinen
Mönchengladbach, bis dahin der ärgste Konkurrent der Bayern, 1979 den
UEFA-Pokal gewann, sollte Berti Vogts mit seiner Weissagung Recht behalten:
"Schaut ihn Euch gut an, es wird auf lange Zeit der letzte Pokal sein, den
man in Mönchengladbach zu sehen bekommt."
Die so entstandene Lücke füllte zunächst der 1. FC Köln, anschließend
in seiner einzigen Hochphase in der Bundesliga der Hamburger SV unter den
Fittichen von Manager Günter Netzer. Deutscher Meister 1979: Hamburger SV, der
erste Titel in der Bundesliga. Doch die Bayern, die in der zweiten Hälfte der
1970er Jahre geschwächelt hatten wie noch nie zuvor, hatten mittlerweile Paul
Breitner zurückgeholt, Karl-Heinz Rummenigge stand im Zenit seiner Fähigkeiten
und so wurde dann doch der FC Bayern gleich zwei Mal in Folge wieder Meister.
Vizemeister jeweils: der Hamburger SV, welcher sich prompt 1982 seinerseits
erneut den Bundesliga-Titel sicherte.
So begann die Saison 1982/1983 unter dem Vorzeichen, dass sich diese
zwei großen Teams um den Titel duellieren würden, welche unter sich auch die
letzten vier Meistertitel ausgespielt hatten. Der FC Bayern hatte außerdem
weiter aufgerüstet, im Tor stand seit dieser Saison der Nationaltorwart Belgiens:
Jean-Marie Pfaff. Dessen Bundesligadebüt hätte unglücklicher kaum verlaufen
können, als er sich in seinem ersten Spiel im Dress der Bayern einen Einwurf
von Uwe Reinders selbst ins Tor bugsierte und mit diesem Eigentor die
0:1-Niederlage der Bayern besiegelte. Pfaff stand deshalb durchaus unter Druck
beim Weltclub Bayern München.
Der HSV hingegen hatte ein Aufrüsten kaum nötig, befanden sich doch mit
Felix Magath, Horst Hrubesch, Manfred Kaltz oder Uli Stein schon länger
internationale Ausnahmekönner im Kader. Mit Ernst Happel verfügte man gar über
einen Trainer der Extraklasse an der Seitenlinie. So deutete schon am 9.
Spieltag jener Saison 1982/1983 Vieles darauf hin, dass sich der FC Bayern und
der HSV erneut um den Titel streiten würden, als der Spielplan diese beiden
Teams im Süden der Republik zusammenführte.
Das Oktoberfest nur wenige Tage zuvor beendet, ein mit 72.000 Zuschauern
ausverkauftes Olympiastadion in München; keine Selbstverständlichkeit in jenen
Bundesliga-Tagen;der FIFA-Schiedsrichter Walter Eschweiler an der Pfeife und
beide Teams mit allen ihren Stars an Bord, so begann die verheißungsvolle
Begegnung der zwei großen Meisterschaftsfavoriten.
Wo auch jener Grund ins Spiel kommt, aus dem der Autor diese Partie für
den vorliegenden Zweck auswählte. Denn der kleine Trainer Baade war damals
jung. Und wenn man jung ist, muss man tun, was die Eltern sagen. Diese hatten
sich zu einem Ausflug nach München entschlossen, mit dem "Rosaroten
Ticket" der Deutschen Bahn, einem Vorläufer des "Schönes-Wochenend-Ticket",
welches Jahre später etliche Fußballfans für ihre Auswärtsfahrten nutzen sollten.
Doch dieser Ausflug nach München diente nicht dem Fußballschauen, sondern dem
Erkunden der Stadt München. Deutsches Museum natürlich, Frauenkirche,
Viktualienmarkt, Karl-Valentin-Museum, solcherlei Dinge. Ein Besuch des Olympiaparks
samt Olympiastadion war erst am folgenden Sonntag geplant, wenn die Zuschauermassen
dieses Gipfeltreffens schonlängst
wieder heimgekehrt sein würden.
Wie es 1982 eben so war, gab es keine mobilen Informationsgeräte und so
schlich der junge Trainer Baade durch die Stadt und begann ab 17.15h und in der
folgenden Dreiviertelstunde unablässlich, Passanten nach dem Ergebnis dieses
Schlagerspiels auszufragen. Zunächst vergeblich, doch irgendwann füllten sich
die U-Bahn-Stationen immer mehr mit aus dem Olympiapark zurückkehrenden
Bayern-Fans, von denen einer endlich ein Herz hatte, und dem wissbegierigen
Jungen die Auskunft erteilte, wiediese Partie denn nun ausgegangen war.
Jene Partie, nur wenige Kilometer weit entfernt gespielt, welche; so
schien es nach einer halben Stunde; der HSV für sich würde entscheiden können.
Ein Doppelschlag von Jürgen Milewski und Horst Hrubesch brachte die Hamburger
mit 2:0 in Front. Jener Horst Hrubesch, welchem schon im EM-Finale 1980 zwei Tore
gegen Jean-Marie Pfaff gelungen waren. Doch die Bundesliga wäre über die nun
bald 50 Jahre ihres Bestehens hinweg kaum so beliebt geblieben, wenn da nicht
immer die Hoffnung mitschwänge, dass man einen solchen Rückstand noch umdrehen
könnte.
Genau diese Hoffnung des FC Bayern und seiner Anhänger erhielt Nahrung,
als Paul Breitner nur kurz nach der Pause einen Foulelfmeter (Hieronymus an
Dürnberger) zum Anschlusstreffer verwandelte. Kaum überraschend war es etwas
später der zweite Teil des Duos "Breitnigge"; wie Kapitän Breitner
und Adjutant Rummenigge in jenen Tagen vom Boulevard tituliert wurden; der in
der 65. Minute den Ausgleich erzielte: Karl-Heinz Rummenigge traf zum 2:2.
"Alles wieder offen", wird einer der Kommentatoren des Spiels
da wohl ins Mikro gerufen haben. In sein Mikro der ARD-Rundfunkkonferenz, denn
Pay-TV mit Live-Übertragungen gab es ja noch nicht. Alles wieder offen und noch
25 Minuten zu spielen, da sollte doch noch ein Törchen möglich sein für den
Hausherrn FC Bayern. Doch statt den psychischen Vorteil des gerade erzielten Ausgleichs
zu nutzen, zitterten die Bayern nun wieder vor einem Gegentor, welches ihnen
den mit dem Ausgleich möglichen einen Punkt wieder entrissen hätte. Die
Hamburger drängten stattdessen ihrerseits auf das Siegtor.
Jean-Marie Pfaff patzte in der letzten halben Stunde der Partie mehrfach
bei Flanken, zu seinem Glück ohne Folgen. Die Hamburger kamen zu gleich einigen
Chancen, erzielten aber kein Tor. Bis der HSV in der letzten Spielminute eine
Flanke in den Münchner Strafraum hereinbrachte und Bayerns Verteidiger Udo
Horsmann von allen guten Geistern verlassen im Stile eines Volleyballers hinter
dem Ball herhechtete und ihn möglicherweise mit der Hand zur Ecke lenkte.
Klarer Fall von Elfmeter, fand die rheinische Frohnatur Walter Eschweiler, und
entschied auch so. Damit waren nicht alle im Stadion einverstanden, war die
vermeintliche Berührung doch nur schwer zu erkennen gewesen.
Tumulte im Stadion und Tumulte auf dem Platz waren die Folge. Tumulte,
wie man sie selten in einem Stadion des FC Bayern erlebt. Wolfgang Kraus ging
Walter Eschweiler gar physisch an, Paul Breitner musste die Münchner Fans in
der Kurve direkt hinter jenem Tor beruhigen, auf welches der fällige Strafstoß
getreten werden sollte. Es dauerte geschlagene sechs (!) Minuten, ehe dieser in
der Nachspielzeit der Partie endlich ausgeführt werden konnte. Und zum Punkt
schritt niemand Geringeres als der erfolgreichste Elfmeterschütze, den die
Bundesliga je gesehen hat: Manfred Kaltz.
Ob der Rekordelfmeterschütze der Bundesliga tatsächlich, wie Uli Köhler
im Video unten vermutet, durch die lange Wartezeit bis zur Ausführung nervös
geworden war oder einfach ohne besonderen Grund unkonzentriert war, lässt sich
nicht beurteilen. Wie dem auch gewesen sein mag: Der sonst so sichere Schütze
Kaltz platzierte den Ball nur knapp rechts neben Jean-Marie Pfaff, der den schwachen
Strafstoß locker parierte und den Ball sogar festhielt. Das Münchner Publikum
war aus dem (Glasdach-) Häuschen und Jean-Marie Pfaff; 8 Spiele nach seinem
Fauxpas gegen Reinders; der gefeierte Held des FC Bayern, der auf Schultern vom Platz getragen wurde.
Die gesamte, denkwürdige Partie fasst das folgende Video zusammen, ein
zufällig von jenem Uli Köhler erstellter Beitrag, welcher auch heute noch über
den FC Bayern berichtet und sich inzwischen selbst als Star begreift.
Wie Jean-Marie Pfaff danach gefeiert wurde und wie er in schönstem Deutsch-Flämisch
Interviews gibt, zeigt hingegen das folgende, noch sehenswertere Video. Darin
verrät Pfaff zudem, dass er ohnehin in Belgien auch schon "ein paar
Elefmeters gestoppt" habe. Pfaff
also ein Elfmeterkiller, eine Kunde, die aus dem fernen Belgien noch nicht bis
in den Freistaat Bayern vorgedrungen war. Auf diese Weise lernten es die 72.000
im Stadion allerdings gleich durch Augenschein. Und Manfred Kaltz ebenfalls.
Zum besseren Verständnis dieses schönen deutsch-flämischen Mischmaschs,
den Pfaff darin produziert: "Hucke" bedeutet Ecke. Und
"Klöre" bedeutet Farbe.
Ein rauschendes Fußballfest also, mit einem besonderen Helden des Nachmittags,
Pfaff, und einem großen Verlierer Manfred Kaltz; geholfen hat's am Ende aus
Münchner Sicht jedoch nichts. Deutscher Meister wurde in der Saison 1982/1983
trotzdem der Hamburger SV, die Bayern nur Vierter. Allerdings hatten die Bayern
und der damals große HSV einen echten Höhepunkt der bald 50 Jahre
Bundesliga-Historie auf den Rasen des Münchner Olympiastadions gezaubert.
Einen Höhepunkt, an den man sich heute noch in Rückschauen erinnert,
und dessen Überbleibsel der kleine Trainer Baade am nächsten Tag in Form von
Fankonfetti und sonstigen Resten großer Feierlichkeiten im Olympiastadion
begutachten konnte. Vorm geistigen Auge sich natürlich die Szene vom Vortag
vorstellend, wie Pfaff abtaucht, pariert und den Großteil des Stadions in einen
Tempel der Freude verwandelt. Eltern, die mit ihren Kindern eine Stadt
besuchen, sind stets früh auf den Beinen; der Reinigungsdienst im
Olympiastadion wohl eher nicht so, hatten seine Angestellten vielleicht
ebenfalls den dramatischen Punktgewinn etwas ausgiebiger gefeiert, welcher
berauschend wie ein Sieg wirkte. Für Jean-Marie Pfaff war es ja tatsächlich
einer.
Mit Witz, spitzer Feder gilt Trainer Baade als „Guru der
Fußball-Blogger“. Stets auf Ballhöhe schreitend kürte das Magazin 11 Freunde sein Blog jüngst zum „Besten Fanmedium“ in Deutschland. Gemeinsam mit Kees Jaratz veröffentliche Trainer Baade kürzlich das Buch „111 Fußballorte im Ruhrgebiet, die man gesehen haben muss“. Über jenes urteilte die WAZ: „Absolut lesenswert ist es. Und das Zeug zum Klassiker hat es auch.“
Die 50. Bundesligasaison wirft bereits ihre gewaltigen Schatten voraus. Nun sind es nur noch zwei Tage bis Freitag. Dann stehen sich im Auftaktspiel dieser Jubiläumsspielzeit - ebenso wie an einem gewissen 24.08.1963 - in Dortmund der BVB und Werder Bremen gegenüber.
Am Freitag ertönt hier beim LIBERO übrigens noch ein weiterer Anpfiff. Und zwar zur Themenwoche „50 Jahre Bundesliga“. In der Zeit zwischen dem 1. und 2. Spieltag werden verschiedene Fußballer-Blogger und Autoren in tollen Beiträgen aus bald fünf Dekaden Bundesliga erzählen.
Ein bißchen garniert wird die Themenwoche obendrein mit einem Quiz, das sich rund um Bundesliga-Ikone und HSV-Rekordkicker Manni Kaltz und seinen HSV dreht. Der HSV als Bundesliga-Dino ist bekanntlich der einzige Bundesligaklub, der seit besagtem 24.08.63 bis heute bei wirklich jedem Spieltag dabei war. Zu gewinnen gibt es eine signierte Manni Kaltz-Autogrammkarte.
Beantwortet einfach die fünf folgenden Fragen und schickt Eure Antworten bis zum 09.09.2012 mit dem Betreff „Manni-Kaltz-Quiz“ per Mail an der-libero-blog@web.de. Im Zweifel entscheidet das Los. Also, auf geht’s!
Frage 1: Manni Kaltz war kurzzeitig Rekordspieler der Liga, ehe ihn der Frankfurter Charly Körbel (602 Einsätze) ablöste. Wie viele sind es?
Frage 2: Alle seine Einsätze absolvierte Kaltz zwischen 1971 und 1989 und 1991 für seinen Hamburger SV. Wie hieß der HSV-Trainer, unter dem Kaltz am 17.04.1991 bei einem 4:0-Sieg gegen Borussia Dortmund sein letztes Bundesligaspiel absolvierte?
Frage 3: Seite an Seite mit Kaltz kickte Anfang der 80er Jahre ebenfalls Franz Beckenbauer, nachdem der „Kaiser“ von Cosmos New York in die Bundesliga zurückgekehrt war. Wie oft wurden Kaltz und der „Kaiser“ im HSV-Trikot gemeinsam Deutscher Meister?
Frage 4: „Rekordmann“ Kaltz verwandelte in der Bundesliga nicht nur die meisten Elfmeter und erzielte die meisten Eigentore. Er war ebenso bekannt für seine berüchtigten „Bananenflanken“. Wer war Kaltz‘ kongenialer Mitspieler beim HSV, der das Zusammenspiel mit folgendem Satz verewigte: „Manni Bananenflanke, ich Kopf – Tor“?
Frage 5: Am Ende der Saison 1976/77 feierte Kaltz mit dem HSV den Gewinn des Europapokals der Pokalsieger. In welcher für den HSV ungewöhnlichen Trikotfarbe bestritten Kaltz und Kollegen jenes 1977er Europapokalfinale und viele ihrer Saisonspiele?
Mein Kumpel ist leidenschaftlicher HSV-Anhänger. Meist ist er fanatisch, was Werder angeht, verfügt aber über ein St. Pauli-Trikot. Ob es damit zu tun hatte, dass er es mit seinem HSV zuletzt ziemlich schwer hatte? Ich weiß es nicht. Ich weiß hingegen, dass der HSV seinem epochalen ersten Abstieg nicht oft näher war als in diesem Frühling 2012. Das olle „Hamburg, meine Perle“ ging meinem Kumpel kaum noch über die Lippen.
Weit öfter stimmte er hingegen Klagelieder an, wonach „der ganze Mist“ mit Manni Kaltz nicht passiert wäre. Da Kaltz, der „König der Bananenflanken“, längst in Rente ist, wurde mein Kumpel kreativ. Er baute sich in einem Karton einen HSV-Schrein, inklusive eines Fotos von „Uns Uwe“, dem HSV-Restprogramm und einer Kerze. Dazu gesellte er einen Gartenzwerg im stilechten HSV-Dress. Wohl wahr. Ich frage mich allerdings noch immer, ob mein Kumpel sich der gefährlichen Symbolik so ganz bewusst war…
Nun denn, nachdem der Schrein erst einmal stand,gelang es seinem HSV tatsächlich, dem befürchteten Abstieg noch zu entrinnen. Das bedeutet: die ewige HSV-Bundesliga-Uhr läuft weiter. Doch trotz Klassenerhalts verstreicht für den Dino in den roten Hosen ebenso – und recht erbarmungslos - die Zeit ohne Titel. Man sollte wissen, 2012 ereignet sich für den großen, ehrwürdigen HSV ein trauriges Jubiläum: er ist seit 25 Jahren titellos. Daran wird auch das DFB-Pokalfinale zwischen dem BVB und den Bayern nichts ändern.
Es war einmal vor einem Vierteljahrhundert. Genauer gesagt am 12. Juni 1987, als der HSV den DFB-Pokal dank eines 3:1 im Endspiel gegen die damals zweitklassigen Stuttgarter Kickers gewann. Kapitän Thomas von Heesen stemmte den Pott danach in den Himmel. Der stets von meinem Kumpel besungene „König der Bananenflanken“ steuerte gar den vorentscheidenden Treffer zum 2:1 bei.
Vielleicht sollte mein Kumpel seinen Schrein einfach stehen lassen, um das Ende dieses Fluches der Titellosikeit heraufzubeschwören. Denn 2013 wäre das Double theoretisch doch möglich, oder etwa nicht? 30 Jahre nach dem Sieg im 83er Cup der Landesmeister wäre dies für meinen Kumpel so etwas wie der Himmel auf Erden. Gewiss, für mich als Werder-Daumendrücker weniger.
Doch anders als mein Kumpel verzichte ich künftig lieber auf solch krude Schrein- oder Kerzenrituale. Selbst wenn sie dieses Double verhindern würden. Warum? Es war im trüben Herbst 2010: da drohte Werder im Sumpf des Bundesligakellers zu versinken. Daher meinte ich, meinen Werder-Wimpel an der Wand mehrmals umdrehen und (schier voodoohaft) beschwören zu müssen. Unter uns gesagt, es half rein gar nichts.
Als letzter Ausweg schien mir das Anzünden einer grün-weißen Kerze übrig zu bleiben. Eine solche hatte ich in einer Schublade liegen und mich ohnehin gewundert, wie verdächtig deren Design dem Trikot Celtic Glasgows ähnelte. Da Werder schließlich beim VfB Stuttgart (0:7!) unterging wie einst die Titanic, flackerte diese ominöse Kerze nur für einen Nachmittag. Seitdem halte ich solche Rituale für buchstäblicg „verbrannt“.
Schaun’ mer also mal, wie lange mein Kumpel mit diesem Schrein weiter auf den nächsten HSV-Titel warten muss.Ach ja, bevor ich es vergesse. Celtic Glasgow gewann übrigens an besagtem Nachmittag. Nur, was heißt gewann. Celtic zerlegte den FC Aberdeen, ebenso ein 1983er Europapokalsieger, regelrecht: mit sage und schreibe 9:0…
Uwe Seeler wird 75 Jahre alt: herzlichen Glückwunsch. Allerorten werden Girlanden von Glückwünschen für „Uns Uwe“ aufgehängt und Elogen auf ihn formuliert. In diesen Tagen, in denen selbst Poster von ihm Zeitschriften beiliegen und TV-Sondersendungen ausschließlich ihn thematisieren, frage ich mich oft folgendes. Wie lange ist „Uns Uwe“ eigentlich schon eine Legende? Seit seinem offiziellen Abschiedspiel 1972? Oder noch länger?
Jedenfalls hätte ich ihm im Stadion gerne einmal laut „Uuuuuuuuwe“ zugerufen oder ihn live und in Farbe am Bildschirm erlebt. Nicht als lebende Legende und ewigen Ehrenspielführer, sondern als mitreißenden Mittelstürmer. Zum Beispiel wie er den Engländern einst in Mexiko per Hinterkopfballtor die Tränen in die Augen trieb oder wie er über die Rasenrechtecke wuchtete, rackerte, hechtete und einnetzte.
Der HSV stellte „Uns Uwe“ zu Ehren weiland einen Bronzefuß vor seine Arena im Hamburger Volkspark auf. Die Arena selbst trägt nicht seinen Namen. Schade eigentlich, wenn man sich die kruden Namensschöpfungen der Arena im letzten Jahrzehnt so anschaut. Doch: „Uwe-Seeler-Kampfbahn“ wäre vermutlich des Guten ein wenig zu viel gewesen…
Anders machte es West Ham United im Gedenken an sein schon verstorbenes Idol Bobby Moore. Ein Teil der stolzen Supporter West Hams sitzen auf dem „Bobby Moore Stand“, daneben wird seit einigen Jahren Moores number six nicht mehr vergeben – what an honour. Dazu errichtete West Ham vor seinem Stadion Boleyn Ground eine Statue. Diese zeigt in Anlehnung an das berühmte Bild der Feiern nach dem WM-Finale 1966 wie die beiden West Ham-Ikonen Geoff Hurst, Martin Peters sowie Evertons Ray Wilson Moore auf Händen tragen. Zuvor hatte Moore als englischer Kapitän den WM-Pokal in den Londoner Himmel gereckt.
„Uns Uwe“ hatte übrigens vor dem Finale als deutscher Spielführer mit Moore die Wimpel getauscht und wird seinem HSV dessen bescheidenere Huldigung verzeihen. Weit weniger Verständnis wird Seeler wohl für einen Abstieg seines HSV aufbringen. In diesem Herbst 2011 macht sich der modrige Abstiegsgeruch an der Elbe verdächtig breit. Wie wir wissen: in 49 Jahren Bundesliga war der HSV bisher unsinkbar. Doch sagte man das nicht auch über die Titanic?
Was die Titanic mit Seeler zu tun hat? Erkläre ich gern. Persönlich getroffen habe ich „Uns Uwe“ zwar nie. Doch ein Geheimnis kenne ich von ihm, sozusagen ein offenes. Denn Seelers Vita umrankt die Legende, dem HSV stets treu gewesen zu sein. Nicht einmal ein lukratives Angebot Inter Mailands ließ den Hamburger Jung einst schwach werden. Die Charly Körbels dieser Fußball-Welt lassen grüßen. Allerdings, die weiße HSV-Weste „Uns Uwe“ hat einen kleinen grünen Fleck. Wer in Seelers Biografie „Danke, Fußball!“ einmal Seite 364 aufschlägt, wird große Augen machen. Dort steht geschrieben:
„Am 23. April 1978 war ich ein für einen Tag irischer Profi. Adidas hatte mich gebeten, für Cork Celtic ein Spiel zu bestreiten. Obwohl ich zwei Tore erzielte, verloren wir 2:6 gegen die Shamrock Rovers. Immerhin - mit 39 Jahren noch einmal Profi, ein lustiges Intermezzo.“
Ich gebe zu, nach dieser Passage musste ich das Buch erst einmal beiseite legen. Ob es Zufall war, dass in diesem Moment aus dem Radio der Status Quo-Klassiker „Rock'in all over the world“ dudelte?
Also gut, „Uns Uwe“ hat sich offenbar von den Klängen der irischen Harfen betören lassen. Zu Seelers Ehrenrettung sei gesagt, dass er davon ausgegangen sein soll, in einem Freundschaftsspiel aufzulaufen. Immerhin, mit diesem Wissen können an vielen Theken vermutlich einige Wetten gewonnen werden.
Doch, wie dem auch sei: auf ein Dreivierteljahrhundert „Uns Uwe“ und erst recht auf sein irisches Intermezzo ein zünftiges Guinness.
Als ich jüngst auf einer Barkasse durch den Hamburger Hafen schipperte, platschte mir plötzlich kaltes Elbwasser ins Gesicht. Ich hatte mich auf die „Backboard“-Seite gesetzt und bereute diesen Entschluss. So etwas muss ich halt nicht allzu oft haben. Aber gut, wie ergeht es da erst Menschen, die anderen Menschen gerne „nur der HSV“ zurufen und sich fast jeden Samstag kalt erwischt fühlen. Denn ihr HSV ist Bundesligaschlusslicht, hat nach Spieltag 8 so viele Punkte wie Bremen Stadtmusikanten und taumelt nach dem schlechtesten Saisonstart in 49 Jahren Bundesliga der zweiten Liga entgegen.
Kein Wunder, dass an der Elbe zurzeit viele Untergangsszenarien aufbranden. Einmal bleibt etwa die Bundesliga-Uhr des Liga-Dinos an Spieltag 34 um Punkt 17.15 Uhr stehen. Daneben liegen sich auf der Ehrentribüne „Uns Uwe“ und die Helden der Happel-Ära wie die Wölfe heulend in den Armen. Wahrlich zum Schaudern!
Der neue HSV-Sportchef Frank Arnesen tauschte darum kürzlich seinen ratlosen Übungsleiter Michael Oenning gegen den trainerlizenzlosen Interimscoach Cardoso aus. Und seitdem dreht dieser Arnesen, der sich so gern Talente seines Ex-Klubs Chelsea angelt, munter das Trainer-Karussell. Seine unglückliche Suche nach dem nächsten Ernst Happel kommentierte die taz gewohnt bissig mit dem Titel „Marko Morten van Stevens Hrubesch“. Denn Arnesens Favorit Morten Olsen bleibt wohl in Dänemark, Marco van Basten ebenso wie Louis van Gaal in Holland und ein gewisser Huub Stevens faselt mittlerweile Treueschwüre wie „einmal Schalke, immer Schalke“ in die Mikrofone.
Horst Hrubesch, HSV-Idol und DFB-Jugendcoach, ist zwar für viele HSVer vorstellbar und hat in Uwe Seeler gar einen profunden Fürsprecher. „Uns Uwe“ meint, das Kopfballungeheuer himself könne dem HSV „Seele und Geist“ zurückbringen. Nur schwirrt Hrubeschs Name offenbar nicht in Arnesens Kopf umher, was sich im Übrigen auch von Kevin Keegan sagen lässt. Keegans Name erklang bisher noch überhaupt nicht, was ihn gewissermaßen zum unbesungenen Helden dieses Trainertheaters macht.
Das alles, obwohl Ende der 70er in Hamburg „Keeganmania“ herrschte. Noch heute schwelgen Zeitzeugen, wie dieser „unsung hero“ ihnen damals mit wallender brauner Mähne Freudentränen in die Augen dribbelte, sie Keegan „Mighty Mouse“ nannten und er mit dem One-Hit-Wonder „Head over heals in love“ den passenden Soundtrack dazu trällerte.
Gewiss, Arnesen wird seine Gründe für Keegans Nichtbeachtung haben. Ist es mangelnde Chelsea-Vergangenheit? Oder witterte Arnesen bei Keegan etwa eine apokalyptische Aura? Eine Aura, die aus Englands epochaler Pleite im allerletzten Spiel im alten Wembley-Stadion gegen Deutschland erwuchs? Ob Arnesen unkte, Keegan als damaliger Nationaltrainer Englands könne daher erster HSV-Trainer werden, der mit dem Bundesliga-Dino absteigt? Wohl nur Arnesen, laut Günter Netzer der einzige im HSV-Laden mit Ahnung vom Fußball, wird die Wahrheit kennen.
Menschen, die anderen „nur der HSV“ zurufen, werden es unter diesen Vorzeichen sicher verkraften, dass an der Elbe zunächst keine neue „Keeganmania“ aufziehen wird. Schließlich gehört der HSV in die Bundesliga wie der Hafen zu Hamburg. Oder etwa nicht?