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Montag, 9. Juni 2014

WM-Blogstöckchen do Brasil

Trommelwirbel für die WM in Brasilien. Die Arenen sind quasi fertig. Pelé winkt allerorten, Jogi und seine Jungs sind in ihrem Urwald-Camp angekommen, während Sepp Blatter sich angeblich an der Copacabana schon den ersten Sonnenbrand geholt hat. Dazu wirft das WM-Eröffnungsspiel am Donnerstag zwischen Brasilien und Kroatien seine Schatten voraus.
 
WM hier, WM da, WM überall. Freunde, ich meine, die Zeit ist reif für ein WM-Blogstöckchen do Brasil, das ich hiermit auf seine Reise schicke! Und so funktioniert es: Fragen (und Aktionslogo) kopieren und im eigenen Blog beantworten. Ob auf Zuwurf oder mit Aufheben des Stöckchens, entscheidet Ihr ganz alleine. Macht mit! Zum Auftakt werfe ich das Stöckchen zu Trainer Baade und in das FCS-Blog 2.0.
 
Foto: der-libero.de

 
Die Fragen:
 
Mein erstes bewusstes WM-Erlebnis war?
 
Es war das Eröffnungsspiel der WM 1990 in Italien. Kamerun schlug im nagelneuen San Siro sensationell den amtierenden Weltmeister Argentinien. Held der unzähmbaren Löwen war aber nicht etwa Roger Milla und ließ an der Eckfahne seine Hüften kreisen. Er hieß François Omam-Biyik, der das Tor des Tages schoss. Diego Maradona machte in seiner besten Szene dieses Eröffnungsspiels riesengroße Augen. Mir erging es mit meinen acht Jahren nicht anders. Diego und ich hatten beide von diesem François Omam-Biyik, jenem Kameruner mit der gelben Nummer sieben, noch nie zuvor etwas gehört.
 
Mit welcher WM-Legende würde ich gern einmal Doppelpass spielen?
 
Definitiv mit dem »Kaiser«, mit Franz Beckenbauer. Doppelpässe so von Libero zu Libero hätten doch was, oder? Da macht es auch nichts, dass mein Außenrist seine besten Zeiten noch nie erlebt hat. Nebenbei könnte mir der »Kaiser« im Vertrauen erklären, wie die Sache mit der WM-Vergabe an Katar tatsächlich gelaufen ist. Also, sozusagen wer da mit wem, wo und wie einfache und doppelte Doppelpässe gespielt hat...
 
Welchem TV-Kommentator werde ich bei der WM gerne zuhören?
 
Allen Unkenrufen zum Trotze Béla Réthy. Vielleicht liegt es daran, dass ich mit Réthys Kommentaren aufgewachsen bin. Oder daran, dass Béla Réthy für mich meist überzeugend wie sachlich auf Ballhöhe kommentiert, die Ereignisse auf dem Rasenrechteck eigentlich ganz gut einordnen kann und ich ihn selten einen armenisch-isländischen Zungenbrecher falsch aussprechen gehört habe. Ich behaupte sogar: Béla Réthy, der Mann der Fußball-Fakten, kann das Gras wachsen hören!
 
Die Iren haben sich für die WM am Zuckerhut leider nicht qualifiziert. Welchem weiteren Land drücke ich neben Jogis Jungs als »Zweitteam« die Daumen?
 
Trotz diverser exotischerer Alternativen fällt meine Wahl auf England. Wer sich so akribisch wie das Fußballmutterland in seiner WM-Vorbereitung mit Winterkleidung und Mützen auf mögliche Hitzeschlachten am Zuckerhut einstellt, dessen Anstrengungen sollen mit wohlwollender Unterstützung gewürdigt werden.
 
Zu Jogis Jungs: Meine beiden Lieblingskicker aus dem deutschen Kader sind?
 
Erstens Per Mertesacker, denn einer wie Merte muss in der deutschen Defensive ja den Überblick behalten, die Ruhe bewahren oder besser gesagt den Ton angeben. Und zweitens Thomas Müller, denn kein anderer deutscher Spieler kann von Krämpfen geschüttelt solch schöne Tore schießen, so unorthodoxe Dinge aus dem Rasenrechteck tun, seine Mitspieler mitreißen und so launig bei der Hymne zwinkern wie das »Bömberchen der Nation«.
 
Wie weit kommen Jogis Jungs?
 
Angeblich sollen Jogis Jungs zwar #bereitwienie sein. Doch mein Bauchgefühl sagt mir, mit dem WM-Titel wird das nichts. Trotz oder wegen Jogi Löw, der falschen Neun oder den klimatischen Bedingungen befürchte ich, dass das Erreichen des Halbfinales das höchste der Gefühle sein wird. Vielleicht mag es sich auch als Trugschluss des Bundestrainers erweisen, in ein physisch wie psychisch herausforderndes Turnier zu gehen, wenn das namhafteste Viertel des Kaders mehr oder weniger angeschlagen ist...
 
(Wenn nicht Jogis Jungs:) Wer wird am 13.07.2014 im Maracanã Weltmeister?
 
Da nicht bei jedem WM-Turnier in Brasilien Uruguay Weltmeister werden kann, halte ich es mit Lothar Matthäus: Weltmeister wird Argentinien. Denn die Gauchos tragen nicht nur das schönste Trikot bei dieser WM, die Albiceleste verfügen über einen erfahrenen wie individuell und taktisch ausgewogenen Kader mit einem gewissen Lionel Messi als sogenanntes Sahnehäubchen. Und welcher handfester Argentinier möchte halt nicht ausgerechnet in Brasilien Weltmeister werden.
 

Samstag, 16. Juni 2012

Réthy im Regen


Als Fußball-Kommentator ist Béla Réthy schier ewig dabei, doch an Réthy scheiden sich die Geister. Die einen halten Réthys Kommentare für kompetent und verleihen ihm Preise. Es existieren gar Poetry-Slammer, die Réthy  in poetischen Höhen erhoben haben und nach dem inneren Béla Réthy suchen.

Den nächsten Fußballfreunden kommen Spiele mit Réthy am Mikro ewig vor, viele von ihnen schimpfen dann auf Réthy wie die Rohrspatzen. Die meisten tun dies mehr oder weniger heimlich vor ihrem Fernseher, vereinzelte sollen sogar den Ton abschalten. Andere wiederum vertwittern ihren Verdruss und bedauern mit deutlich weniger als 140 Zeichen, den Ton nicht abgeschaltet zu haben.

Mache ich mich jetzt etwa angreifbar, wenn ich gestehe, dass ich Réthy meist einfach weiter zuhöre? Und man stelle sich vor, das klappt. Zum Beispiel beim EM-Halbfinale 2008 war das eine perfekte Strategie, da aus heiterem Himmel der Ton ausgefallen war und Réthy das deutsche Duell gegen tapfere Türken im Radio-Stil weiterkommentieren musste. Das ließ sich hören. Doch Réthy hin oder her. Es gibt fürwahr Schlimmeres: deutschen Rumpelfußball anno 2000. Damals spielte es keine gesteigerte Rolle, wer uns die Fehlpässe der Ramelows oder die verkniffene Miene von Teamchef Erich Ribbeck erklärte...

Ja, bei dem gestrigen Vorrundenspiel zwischen der Ukraine und Frankreich schien die Donbass-Arena zu Donezk im Regen zu versinken. Die Euro 2012 hat somit ihre eigene Wasserschlacht, so wie einst die 1974er WM in Frankfurt zwischen Deutschland und Polen. Der Fußball-Gott lässt so etwas nicht allzu oft geschehen und ließ Béla Réthy damit gewaltig im Regen sitzen. Die Partie wurde für 57 Minuten unterbrochen. Réthy war gezwungen, aus dem Nähkästchen zu plaudern.

Mensch, dabei hat sich Réthy doch stets lieber an Fakten gehalten. Fürwahr, die Erinnerung an den Jauch'schen Dialog mit Marcel Reif wird bei so manchem aufblitzen. Doch anders als in Madrid ging es gestern nicht um ein gefallenes Tor. Es passierte noch mehr, Réthy saß im Regen und ließ in jenen langen 57 Minuten eingehüllt in ein absurdes  Regencape einen vermeintlich harmlosen Satz fallen.Nicht etwa wie vor der Euro, als er in einem belanglosen Sport Bild-Interview erklärte, dass er seine sonore Stimme mit Zigaretten und Salbeibonbons ölt.

Béla Réthy sagte gestern im entnervten Tonfall: „Mensch, jetzt fehlt mir nichts mehr ein!“ An diesem Abend des in der Nachschau zur „Wasserschlacht von Donezk“ bald hochgejazzten ukrainisch-französischen Duells, könnte dieses Sätzchen fürwahr Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker gewesen sein. Vorausgesetzt natürlich, sie hatten den Ton noch nicht abgeschaltet…