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Samstag, 15. August 2020

Stade de la Loose

>>Bayern demütigt Barcelona. Beeindruckend und mitleidlos hat der FC Bayern seinen Gegner erstickt. Barcelona ertrank im Stade de la Luz, das für sie zum Stade de la Loose wurde. Ein Spiel, das in der Erinnerung bleibt. Seit über 50 Jahren hatte Barcelona nie mehr als fünf Gegentore in einem Europapokalspiel kassiert. Wir haben ein historisches Ereignis erlebt.<< (L'Equipe)

>> Es gibt Ergeb­nisse, bei denen es um mehr als nur Zahlen geht. Sie werden zu Aus­sagen, Offen­ba­rungen, Wen­de­punkten, bewirken Ver­än­de­rungen, mar­kieren das Ende einer Ära. Deutsch­land – Bra­si­lien 7:1. Bayern Mün­chen – Bar­ce­lona 8:2. Ein Klub von Bar­ce­lonas Größe darf ein­fach nicht mit acht Gegen­toren ver­lieren, nicht in einer sol­chen Situa­tion.<< (The Daily Mail)

>>Bayern München zerstört einen trostlosen FC Barcelona. Es ist schwer zu glauben, dass Mannschaften mal versucht haben, so wie der FC Barcelona zu spielen. Das war einmal. Sein Fußball ist fad, seine Seele ist verschwunden, und zu viele Spieler haben ihre besten Tage bereits hinter sich.<< (The Guardian)

>>Die Mutter aller Debakel Barcas. Bayern unterstrich klar und deutlich, dass Barcelona weit weg von den Topteams Europas ist. Bayern macht Barca mit der 8:2-Klatsche platt. Die Bayern überrannten Barca und waren in allen Belangen hoch überlegen. Bayern war ein Hurrikan mit den drei Toren in neun Minuten in der ersten Halbzeit. Es war die schlechteste erste Halbzeit, die man von ter Stegen in Erinnerung hat. Das Pressing der Deutschen war brutal, Messi und Co. hatten nichts entgegenzusetzen. Und auch das noch: Doppelpack von Coutinho.<< (El Mundo Deportivo)

>>FC Bayern auf der Ach­ter­bahn! Die Münchner zer­stören Bar­ce­lona und demü­tigen die Mann­schaft mit einem ver­hee­renden 8:2. Für die Kata­lanen ist das die schlimmste Nie­der­lage in der Cham­pions League. << (La Gaz­zetta dello Sport)

Samstag, 26. August 2017

»Die Bayern, die kann man in der Pfeife rauchen!«

Die Bayern gastieren heute im Bremer Weserstadion. Werder versus Bayern. Schauen wir einmal zurück. Denn de schönsten Geschichten schreibt noch immer der Fußball. Es ist am 1. Juni 1991 gewesen, als eifrige RTL-Reporter meinungsstarken Werder-Anhänger ihr Mikrofon vor die Nase hielten. Am drittletzten Spieltag jener Saison 1990/91 gastierte der 1. FC Kaiserslautern im Bremer Weserstadion und musste dort triumphieren, um den FC Bayern München als größten Rivalen im Kampf um die Meisterschale weiterhin in Schach halten zu können.


Gesagt getan, dank zweier Treffer von Guido Hoffmann und Markus Schupp drehte Kalli Feldkamps Lauterer Elf noch die zuvor durch einen gewissen Klaus Allofs herausgeschossene Bremer Führung in einen 2:1-Sieg. Zwei Wochen später stemmte die heute nur noch zweitklassigen Lauterer die Schale in den Händen und zeigten den Bayern eine lange Nase. Glaubt man jenen vor dem Mikrofon so meinungsstarken Werderanern wird ihnen dies genauso wie die zuvor erlittene Heimniederlage nicht allzu viel ausgemacht haben. Die Meinungen über den bajuwarischen Rekordmeister sind zeitlos und bestehen, ob mit oder ohne Ballonmütze, vermutlich noch ewig vor...

Mittwoch, 26. Juli 2017

Von der Nadel im Heuhaufen

Die Verpflichtung eines neuen Sportdirektors hat für den FC Bayern durchaus Züge einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Lahm hat keine Lust, Kahn keine Zeit, Eberl Borussia Mönchengladbach und Miro Klose ist Praktikant bei Jogi Löw. Da verfestigt sich der Eindruck, dass es für den FCB einfacher ist, sich bis Ostern die Meisterschaft zu sichern. Um dem Rekordmeister beim Findungsprozess nach jener berühmt-berüchtigten Nadel etwas unter die Arme zu greifen, wartet »Der Libero« mit fünf (nicht ganz ernst gemeinten) Vorschlägen auf. Freilich handelt es sich um Kandidaten mit Stallgeruch:
 
1. Lothar Matthäus: Für den Rekordnationalspieler schloss Uli Hoeneß weiland mit hochrotem Kopf selbst den Job des Greenkeepers beim FC Bayern aus. Doch, wer weiß - vielleicht ist ja Gras über die alte Geschichte gewachsen. Nachdem der Franke nunmehr ohnehin jedes Bayern-Spiel für Sky kommentiert, könnte er dies sicher auch im FCB-Janker tun. Spannende Frage: Ob Matthäus als Sportdirektor auch Chef des amtierenden Greenkeepers würde?
 
2. Klaus Augenthaler. Der nächste 1990er Weltmeister hat in seinem Leben als Kicker (nur für den FCB) viele Titel gesammelt und als Trainer, sagen wir mal, einiges erlebt. Wie Augenthaler vor zehn Jahren als Coach des VfL Wolfsburg bewies, könnte er eine Pressekonferenz ganz allein gestalten und sich in nicht einmal einer Minute vier Fragen stellen, um sie dann selbst zu beantworten. Mit bald 60 Jahren wäre er nur bedingt eine Lösung der Zukunft, hätte als einstiger Bayern-Libero aber wohl das nötige »Auge« für die anfallenden Aufgaben und die als passionierter Angler ihm eigene Ruhe - als Ausputzer bis zum Rentenbeginn reicht es sicher allemal.
 
3. Olaf Thon. Gewiss, auch die Schalker Legende hat eine Vergangenheit beim FC Bayern und verdingt sich wie Matthäus als TV-Experte. Seinen schnieken Anzug, den er dort auf der Mattscheibe trägt, müsste er eigentlich nur noch mit dem Bayern-Emblem besticken lassen. Als »Professor« dürfte er dann ohnehin von Vornherein alles wissen, was man als Sportdirektor des FC Bayern so wissen sollte. Wie immer geht's für ihn dann darum, den richtigen T(h)on zu treffen.
 
4. Jürgen Klinsmann. Der einstige Bundestrainer hat nach seiner Zeit als Bayern-Trainer an der Säbener Straße noch eine Rechnung offen. Jene Monate glichen unterm Strich eher einem beherzten Tritt in die Tonne. Da viele in Klinsi ohnehin mehr einen Projekt-Manager als einen Trainer sehen, könnte sich hier ein Weg auftun. Allerdings dürfte der Aspekt der Einordnung in die hierarchische Struktur unterhalb von Hoeneß und Rummenigge spannend werden.
 
5. Dieter Hoeneß. Hat  für den FCB Anfang der 80er zuweilen mit blutdurchtränktem Turban und auch sonst im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf hingehalten. Diese Eigenschaft dürfte Ulis Bruder, der vormals als Manager in Stuttgart, bei Hertha BSC und in Wolfsburg wirkte, auch als Sportdirektor prädestinieren. Mit fast 65 Jahren würde er dann zu einer Art »Heribert Bruchhagen des FC Bayern« avancieren, zumal er gefühlt eh jedes Bayern-Spiel neben Uli auf der Ehrentribüne sitzt.

Sonntag, 23. Juli 2017

Singing Sunday #4: Der Philipp Lahm Song

Immer mal wieder sonntags präsentiert »Der Libero«  den »Singing Sunday«. Denn schließlich existieren im Fußball-Orbit einfach zu viele musikalische Preziosen von schönen Chants oder gar singenden Fußballern, deren herbe Stimmgewalt zuweilen jedem Shanty-Chor erstaunen lässt.
 
Philipp Lahm: Der clevere Kopf und wohl beste Außenverteidiger seiner Zeit hat seine Stiefel unlängst an den Nagel gehängt. In seiner schier perfekten Laufbahn sammelte der Kapitän unserer Weltmeisterelf von 2014 so viele Titel, dass deren Anzahl doch fast jeden Briefkopf sprengen würde. Respekt allerorten hat er stets erhalten, innige Zuneigung von den Rängen empfingen in seiner Spielergeneration zumeist die Volkstribunen Schweinsteiger und Podolski. Nach dem finalen Servus von Lahm im Mai hat sich nun noch eine weitere, ihm in seiner stolzen Titelsammlung noch fehlende Ehrung dazugesellt. Wie heute bekannt wurde, ist Philipp Lahm vor Toni Kroos zum Fußballer des Jahres 2017 gekürt worden. Gratulation!

Und noch etwas. Wie sich zeigt, sind über Lahm wider Erwarten doch Lieder geschrieben und sogar gesungen worden. Jener Philipp Lahm Song von der Combo »Die Lahmentierer« (!) ist bereits verflixte sieben Jahre alt und schwirrte bislang eher unbemerkt an diesem Fußball-Blog vorbei. Warum das so ist, darüber soll an dieser Stelle lieber nicht und vor allem nicht lange la(h)mentiert werden. Daher, bitte den Tusch für Philipp Lahm, ähm, den Philipp Lahm Song ab. Ja, mei...
 

 

Freitag, 25. September 2015

»Rummenigge, what a man«

Gratulation! Der olle Karl-Heinz Rummenigge feiert heute seinen 60. Geburtstag. Rummenigges seltsame Sprüche blenden wir einmal aus und blicken kurz zurück. Auf die Anfänge seiner Karriere in den wilden Siebzigern. Weiland ward der gebürtige Westfale  beim FC Bayern noch  »Rotbäckchen« genannt und der jüngst verstorbene Dettmar Kramer soll seinem Jüngling aus Lippstadt vor wichtigen Spielen angeblich Cognac eingeflößt haben, um dessen flatternde Nerven zu entspannen.

Später, als Rummenigges Nervosität geringer wurde, nahmen dafür die Loblieder auf den mittlerweile großen Kalle kaum ein Ende. Zunächst die britischen Barden Alan & Denise, die die sich 1983 zu der Single Rummenigge hinreißen ließen. Grund hierfür soll Rummenigges Galaabend am 13. Oktober 1982 im Wembleystadion gewesen sein, an dem er beide deutsche Tore beim 2:1-Triumph gegen England beisteuerte und der englische Kommentator vor Begeisterung überschäumend frohlockt haben soll: »Rummenigge, what a man«.

Irgendwann danach wurde dann die völlig bescheuerte deutsche Version vertont, in der Wolfgang (Fierek) und Cleo (Kretschmer) von Kalles strammen Schuss, seinen sexy Knien und auch ansonsten von „Rummenigge, Rummenigge, Tag und Nacht “ trällern...

 

Freitag, 14. August 2015

Sahnetag zum Saisonstart?

Olé ! Heute Abend geht es wieder los. In München wird um halb neun die 53. Bundesligasaison angepfiffen. Wie pfiffig, dass sich die Spieltagsplaner ausgerechnet den ewigen Klassiker zwischen Rekordmeister Bayern München und dem HSV, dem amtierenden »Relegationsmeister«, als Auftaktpartie ausgeknobelt haben. Mehr Pep geht kaum, zumal der einstige Nord-Süd-Gipfel eher ein Nord-Süd-Gefälles darstellt, weshalb das Duell zwischen beiden Klubs fast über einen gewissen Pokalcharakter verfügt. Ein Sieg des guten, alten HSV würde diesem nicht nur gut tun, sondern wäre zurzeit wohl eine mittlere bis größere Sensation.

Schließlich schleppt der Hamburger Sportverein, wie Gerhard Delling ihn so gern nennt, derweil wahrlich einen Rucksack voller Sorgen mit sich herum. Da wäre das peinliche Pokal-Aus beim viertklassigen FC Carl-Zeiss Jena und natürlich der »Rucksack-Gate« rund um Hamburgs glücklos wirkenden »Direktor Profifußball«  Peter Knäbel, inklusive der in einem Hamburger Park verstreuten Gehaltsunterlagen aus Knäbels gestohlenem Rucksack. Wie blöd für Knäbel, dass selbst dessen Wikipedia-Eintrag jene Rucksack-Affäre mit einem eigenen Absatz würdigt. Abgerundet wird die Chaos-Woche vom verschmitzten Schnack über die falschen Fan-T-Shirts mit Fan-Choreograhie von Hertha BSC. Wie die Süddeutsche feststellte, steckt der Hamburger Sportverein eindeutig in der »Häme-Falle«.

Um die Bayern ist es indessen nach ihrer Supercup-Niederlage in Wolfsburg vergleichsweise wie verdächtig ruhig geworden. Ob dies für die Hanseaten ein gutes Omen sein kann, wird sich zeigen. Schließlich  holten sich die Rothosen bei den Bayern zuletzt fünf derben Schlappen mit einem Torverhältnis von 3:31 ab. Bruno Labbadia fordert jedenfalls einen »Sahnetag« seiner Kicker in dem zelebrierten Eröffnungsspiel. Der große Uwe Seeler hofft indessen in dem einen Interview, dass sein HSV bei den Bayern nicht untergeht und in einem anderen, dass sich sein HSV auf der richtigen Bahn befindet. Gern würde man »Uns Uwe« glauben.

Wie wunderbar, dass der HSV trotz seines Rucksacks voller Sorgen dieser Tage zumindest kein Torwartproblem zu beklagen hat. So wie fast auf den Tag genau vor 28 Jahren. Zum Auftakt der Saison 1987/88 trat der HSV weiland als amtierender DFB-Pokalsieger im Münchner Olympiastadion an, unterlag mit 0:6 und stellte der Bundesliga einen gewissen Mladen Pralija als neuen Stammtorhüter vor. Wie fein, dass sich HSV-Edelfan Dittsche noch immer ganz gut an den tapferen Torsteher aus Split erinnern kann...
 


Samstag, 20. September 2014

Totgesagte leben länger

Es war Anfang der Woche, als HSV-Boss Dietmar Beiersdorfer Mirko Slomka als HSV-Trainer entließ und den zuvor weithin unbekannten Josef Zinnbauer »bis auf Weiteres« als nächsten HSV-Trainer ernannte. Jene Berufung verband Beiersdorfer mit dem Auftrag an seinen bisher so erfolgreichen U-23-Trainer, bei der anhaltend schlingernden Rothosen-Elf »neue Impulse zu setzen und diese zu emotionalisieren« .

Josef Zinnbauer, der vorgeblich ob seines guten Auges für Talente »Juwelen-Joe« gerufen werden soll, dürfte bereits am Donnerstag nicht schlecht gestaunt haben. Denn für seinen Auftrag bekam er eher unverhoffte Hilfe vom traditionsreichen kicker. Schlug man die Seite 16 jener Donnerstagsausgabe auf, fand sich eine Bundesliga-Tabelle vor, aus der der bis dato unabsteigbare HSV - jawoll - tatsächlich getilgt war. Oha, welch pikantes Präsent für HSV-Legende Charly Dörfer. Denn Uwe Seelers einstiger Flankengott wurde ausgerechnet an jenem Donnerstag 75.
 
 
Das schlug selbstverständlich hohe Wellen, weshalb sich auf Twitter sich hierzu in der Folge ein interessanter Austausch zwischen dem gelassen reagierenden HSV und dem Sportmagazin entwickelte. Unterhaltsam garniert wurde das Ganze vom St.Pauli-Fanzine Der Übersteiger, das neckisch wie launig zwitscherte, dass der HSV in jener donnerstäglichen kicker-Ausgabe selbst in der Zweitligatabelle nicht zu finden sei.

Wie löblich, dass sich der kicker beim HSV sofort für die Tabellentilgung entschuldigte und zu diesem Anlass gar das naheliegende Sprichwort »Totgesagte leben länger« aus der Schublade kramend wie pfiffig zum Besten gab. Die Bundesliga-Uhr des HSV läuft also wieder einmal weiter.


»Juwelen-Joe« Zinnbauer dürfte dies alles - wie schon angedeutet - vor seinem Debüt als Bundesliga-Coach durchaus gefreut haben. Braucht er für seine »emotionalisierende« Ansprache vor dem Bayern-Gastspiel wohl einzig jene Tabelle in die Kabine hängen. Vorausgesetzt, Lasogga und Kollegen werfen überhaupt noch einen Blick auf diese.

Jetzt muss der wankende Bundesliga-Dino heute ab halb Vier eigentlich »nur noch« gegen die hochfavorisierten Bayern punkten . Alt-HSVer Franz Beckenbauer glaubt jedenfalls daran. Darüber dürfte sich gewiss nicht nur Jubilar Charly Dörfel freuen. Selbst »Uns Uwe« hätte seinen HSV betreffend »bis auf Weiteres« und der Abwechslung halber mal eine Sorge weniger. Wie notierte der kicker? Totgesagte leben  länger...

 

Montag, 15. Juli 2013

Made in Ireland

Da ist sie die Sommerpause! Täglich surrt der Transferticker. Täglich und in hohem Takt bereiten sich auch die Bundesliaklibs auf die neue Saison vor, hecheln mit oder weniger Pep durch ihre Trainingslager, Testspiele und Blitzturniere, bis es Anfang August mit der 1. Liga endlich wieder losgeht. Da die zweite und dritte Liga bereits am kommenden Freitag starten, scheint die sagenumwobene Sommerpause fast schon wieder überbrückt.

Falls man sich bis dahin mal kurz den Kick woanders holen möchte, empfehle ich Irland. Denn auf der Grünen Insel wird die Saison wie in weiten Teilen Skandinaviens im Kalenderjahrmodus ausgespielt.  Denn die höchste irische Spielklasse, die  eigentlich League of Ireland Premier Division heißt und mittlerweile dank der gütigen Unterstützung eines Windparkbetreibers aus Dublin als Airtricity League auftaucht, hat tatsächlich ihren eigenen Thrill. Tippt man etwa auf einen Ligaspieltag, dann kann plötzlich ein 4:4-Remis der Bray Wanderers beim Limerick Football Club von Belang sein. Fernab von Giovanni Trapattoni, Roy und Robbie Keane fühlt sich der Blick auf die „irische Sommerliga“ dann wie ein abenteuerlicher Abstecher an.

Will man sich parallel ein paar Informationen ergoogeln und sucht nach den Stichwörtern „Irischer Fußball“, stößt sofort und etwas überraschend auf den „Blog zum Irischen Fußball“. Denn dieses  Kleinod irischer Fußball-Kultur ist nicht nur deutschsprachig und lesenswert, sondern obendrein - made in Ireland. Wie eine Art bloggender Korrespondent berichtet Blogchef Florian Christoph aus Dublin in losem Takt unter anderem über irische Fußballromantik, Stürmerveteranen im dritten Frühling oder schreibt ansprechende Saisonvorschauen und Analysen. Löblicherweise stellt er seinen hopperaffinen Lesern dazu die Grounds von der ››Grünen Insel‹‹ vor.

Ebenso kann es vorkommen, dass auch die neuen Auswärtstrikots Cork Citys als Thema am Rande gestreift werden, was die Herzen einzelner Trikotnerds durchaus höher schlagen lassen könnte. Cork  City: nebenbei gesagt ist dies jener südirischer Klub, der dem deutschen Rekordmeister- und pokalsieger mit seinem  1991er Jahrgang um Hansi Pflügler, Mazinho und Stefan Effenberg weiland fast in der 1. UEFA-Pokal-Runde ein Bein gestellt hat. Weitgereiste Bayern-Fans wie der werte FernglasFCB-Blogger werden sich vielleicht vage erinnern.


Irland Rekordmeister – und pokalsieger sind indessen die Shamrock Rovers, die stolze 17 Meistertitel und 24 Pokalsiege in ihren Annalen verbuchen können und aufgrund ihrer grün-weißen Kluft weniger an die Bayern als verdächtiger an Celtic Glasgow erinnern. Jene Shamrock Rovers, die wie fast die Hälfte der zwölf irischen Erstligisten in Dublin beheimatet sind,  können sich, wie unser irischer Fußball-Korrespondent auf dem Facebook-Seitenarm seines Blogs informiert, gar über eine neue Anzeigetafel freuen. Weniger erfreulich ist für Irelands Number One indes, dass die Shamrock Rovers ihren Fans anno 2013 keinen Europapokalfußball bieten können, da Irlands Rekordmeister in der 2012er Saison als Vierter den Sprung nach Europa um ein Haar verpasste.

In der Tat, da mag man sich gar nicht ausmalen, wie sich die bajuwarische Plattentektonik verschieben würde, wenn dem deutschen Rekordmeister einmal Derartiges wiederführe. Zuletzt passierte so etwas ausgerechnet am Ende jener unglückseligen Saison 1991/92, als die Bayern im längst beerdigten UEFA-Pokal bei Cork City angetreten waren... 

Mittwoch, 1. Mai 2013

Als Udo Lattek im Camp Nou weinte

On the road to Wembley. Die Bayern gastieren beim FC Barcelona. ››Der Libero‹‹ erinnert an das traumabildende Gastspiel des Rekordmeisters im Camp Nou anno 2009, nach dem Udo Lattek auf den Tribünen der katalanischen Fußball-Kathedrale gar Tränen der Trauer verdrückt haben soll...

Wenn die Bayern, mit ihrer 4:0-Sensation im Rücken, am Mittwochabend beim FC Barcelona im Halbfinalrückspiel der Königsklasse gastieren, dann wird dies das erste Mal seit jener denkwürdigen Nacht im April 2009 sein. In dieser Nacht spielte sich jenes bis vergangenen Dienstag schmerzendes Inferno ab, bei dem Schweinsteiger und Kollegen mit nullzuvier sang -und klanglos untergingen.

Alle vier Treffer kassierte Hans-Jörg Butt, den ein gewisser Jürgen Klinsmann als Bayern-Trainer damals den erklärten Oliver-Kahn-Erben Michael Rensing degradierend zwischen die Pfosten des Rekordmeisters befördert hatte. Doch an Butt, diesem wie strafstoßschiessenden Torsteher aus Großenkneten, lag es in den 90 Minuten wohl am wenigsten.

Vielmehr besaßen der brillante Messi und seinen nicht minder genialen Gefährten in den blau-roten Trikots nicht nur buchstäblich mehr Pep, sie führten den weißgekleideten Rekordmeister mit ihrer Spielfreude regelrecht am Nasenring durch die Manege des Camp Nou. Das internationale Presseecho zu dieser Demütigung? Es fiel damals vernichtend aus:

„Barcelonas Fußball ist von einer anderen Welt. Das Weiterkommen war bereits zur Halbzeit entschieden. Mit etwas mehr Druck in der zweiten Hälfte hätte Barça den Bayern eine Packung von skandalösen Ausmaßen verpassen können.“ [Marca]

„Ein kaiserlicher Spaziergang: Barcelona setzt seinen Triumphzug zum Finale in Rom fort. Egal was bis dahin geschieht, niemand wird Barça absprechen können, eine der besten Mannschaften in Europa zu haben.“ [El Periódico]

„Barça nahm den FC Bayern unter Maschinengewehrfeuer. Der deutsche Meister brannte lichterloh.“ [El País]

„Messi vernichtet Bayern. Er löscht Toni und Bayern aus. Barça feiert eine Fiesta. Ein Vergnügungspark an Toren. Jetzt zittert Klinsmann.“ [Gazzetta dello Sport]

„Messi schlitzt Klinsmanns Bayern mit einer blendenden Vorstellung auf. Barça erzielt alle Tore in einer sensationellen ersten Halbzeit. Messi tobt sich richtig aus. Barcelona schlägt Bayern vernichtend im Nou Camp.“ [THE SUN]

„Messis Zauber bringt Barça einen Schritt näher Richtung Rom. Man sollte vorsichtig mit dem Wort furchteinflößend sein, aber niemals vorher war es treffender als bei dieser Vorstellung.“ [THE TIMES]


Auf Einladung des FC Bayern saß damals auch Trainer-Haudegen Udo Lattek auf der Tribüne und erlebte wie seine bajuwarischen Fußballfreunde in Barcelona eine Nacht in Moll. Hiervon sollte selbst Kalle Rummenigge tags darauf berichten und stammelte in die Mikrofone der Reporter: Ich habe unseren alten Freund Udo Lattek in der Halbzeit gesehen, er hat geweint.

Freilich, Tränen lügen halt nicht. Wenige Wochen später, als Latteks Augen längst getrocknet und die Bayern gegen Barca ausgeschieden waren, geschah im Bayern-Kosmos das Unvermeidliche.  Die Bayern jagten Jürgen Klinsmann, die unglückverheißende Büchse der Pandora, vom Hof. Jupp Heynckes, seinerzeit eine Art Trainer-Rentner, übernahm vorübergehend das Zepter an der Seitenlinie.

Heynckes Ernennung kommentierte der Stern seinerzeit übrigens als „Bankrotterklärung“ und wird spätestens nach dem Ende dieser fabulösen Bayern-Saison vermutlich um einiges schlauer sein. Doch woher auch. Schließlich ließ uns Olli Kahn in seinem mysteriösen Fan-Orakel erst viel später in die Zukunft schauen...

Dienstag, 23. April 2013

››Don Bernardo‹‹ weiß es

Was macht eigentlich, Bernd Schuster? Wie zu erwarten ist der ››Blonde Engel‹‹ angesichts der deutsch-spanischen Champions League-Festspiele in dieser Woche derzeit ganz besonders gefragt. Ansonsten ist der mittlerweile 53 Jahre alte Schuster nach dem vorzeitigen Ende seines Engagements bei Besiktas Istanbul 2011 einer von vielen Trainer im Wartestand.

Im spanischen Königreich wird Schuster übrigens ››Don Bernardo‹‹ gerufen und prognostizierte nun in der WELT am Sonntag eine Wachablösung des spanischen Fußballs durch die deutschen Kicker: „Im Moment scheint die Zeit ganz klar für Deutschland gekommen zu sein. Die Substanz, die die deutsche Nationalmannschaft mittlerweile hat, könnte dafür sorgen, dass man die Macht von Spanien übernimmt.“

Der BVB und die Bayern hätten, so Schuster, die ideale Mischung aus hohem Rhythmus und spielerischer Klasse gefunden, deshalb werde es für Real Madrid gegen den BVB und Barca gegen die Bayern in den Halbfinals sehr schwierig. Woher der ››Don Bernardo‹‹ das alles weiß? ››Der Libero‹‹ klärt auf und hat fünf Stilblüten zu dem kauzige Grenzgänger zwischen dem deutschen und spanischen Fußball gesammelt.

1. Über Schusters erste Gehversuche in Deutschland als Chefcoach der damals zweitklassigen Kölner Fortuna und des 1. FC Köln hüllt man am besten des Mantel der Geschichte. Seine Saison als FC-Coach bezeichnete Schuster einmal als „das schlimmste Jahr seines Lebens“ . Im letzten Herbst wäre er gar um ein Haar Trainer des VfL Wolfsburg geworden und hätte dort nach eigenem Bekunden gern „Tiki-Taka in die Bundesliga gebracht“.

2.  Seinen größten Erfolge feierte Señor Schuster 2007 als Trainer von Real Madrid, wo er nicht nur den spanischen Meistertitel holte und den Spaniens Supercup errang. Zudem kürte ihn die spanische Presse zum Trainer des Jahres. Vor seinem Engagement bei Real hatte sich Schuster bei kleineren spanischen Klubs wie Getafe, Levante und Xerez verdingt.

3. Ende 2008 setzte Real Schuster dann vor die Tür des Estadio Santiago Bernabéu. Damals hatte ››Don Bernardo‹‹ der sportlichen Krise die Krone aufgesetzt, indem vor einem anstehenden Duell beim FC Barcelona zu behaupten gewagt hatte , Real habe im Clásico keine Chance und müsse sich darauf beschränken, im Camp Nou einen „guten Eindruck“ zu machen.

4. Dabei musste Schuster es doch wissen. Schließlich hatte er als Spieler acht Jahre lang bei Barca die Acht auf dem Rücken getragen, bevor er für zwei Spielzeiten den Dress von Real Madrid überstreifte, um danach für drei Jahre für Atlético Madrid die Stiefel zu schnüren.


5. Im Barca-Dress sollte Schuster in den 80ern auch Doppelpässe mit einem gewissen Diego Maradona spielen. Angesprochen auf den schier unvermeidlichen Vergleich mit Lionel Messi stufte Schuster jenen Messi nun als eine Klasse besser als Maradona ein: „Er ist schneller, außerdem war Maradona nicht so ein exzellenter Torschütze. Er war ein begnadeter Spieler, mit Sicherheit einer Größten, aber Messi hat noch dieses gewisse Extra.“

Samstag, 20. April 2013

Rapids ››Turbo-Turban‹‹ kehrt zurück

Wagt man eine Presse-Wochenschau, dann waren die üblichen Verdächtigen selbstverständlich mit von der Partie. Jupp Heynckes mit und ohne Pep, Mario Gomez, der FC Bayern an sich, Barca mit und ohne Messi, der BVB und  Real Madrid, Jürgen Klopp und Jose Mourinho, Peter Neururer, ein wenig der angehende Pokalfinalist VfB Stuttgart mit seinem brummelnden Bruno, Klaus Allofs und seine Kommentare nach Wolfsburgs Pokaldebakel sowie Klaus Allofs und seine Kommentare zur Rückkehr ins Bremer Weserstadion. Ganz zu schweigen von Carsten Jancker.

Denn der einstige Stoßstürmer des FC Bayern, den manche gern als Protagonisten der Ära deutschen Rumpelfußballs um die Jahrtausendwende verorten, spielte am Mittwoch gleich in zwei Meldungen eine Hauptrolle. Mittwoch morgens erinnerte  Focus Online etwa angesichts von Mario Gomez diesttäglich Torhattrick im Pokalhalbfinale gegen den VfL Wolfsburg an den kantigen Jancker. Für seinen Hattrick hatte Gomez schnelle sechs Minuten benötigt, während Jancker anno 1997 seinen Rekordpokalhattrick in der 1. Pokalrunde beim sagenhaften 16:1 des FCB gegen die sagenumwobene DJK Waldberg in nur fünf Minuten eingenetzt hatte.

Und Mittwoch nachmittags jagte sogleich die nächste Jancker-Schlagzeile über die Ticker, nachdem Rapid Wien im Zuge eines Trainerwechsels Jancker zum Assistenten des neuen Cheftrainers Zoran Barisic benannt hatte. In sechs Jahren beim FC Bayern errang Jancker einige Titel, war Mitglied jener Mannschaft, die 2001 letztmals den Champions League-Pott und vergoss 1999 einige Tränen auf dem Rasen von Barcelonas Camp Nou, als ManUtd. den Bayern eben jenen Pott dramatisch-denkwürdig entriss.Nach Stationen in Udine, Kaiserslautern, China und Mattersburg endete die Karriere des Vize-Weltmeisters von 2002 angesichts seiner Triumphe in München dagegen fast tragisch.

Richtig heimisch scheint der gebürtige Mecklenburger nur bei Rapid Wien zu sein. Als Rapidler des Jahrhunderts grüßt freilich Hans Krankl aus dem Olymp der Hütteldorfer. Auf dessen Spuren wandelnd schoss der juvenile Jancker Rapid gar ins Finale des Europapokals der Pokalsieger und sich in jenem Frühling 1996 selbst in den Fokus des großen FC Bayern.


Weiland nannten sie Jancker im Mikrokosmos des Rekordmeister made in Austria gern ››Turbo-Turban‹‹ , weil Jancker sich auch von blutenden Kopfverletzungen - ganz dieterhoeneßesk - nicht abhalten ließ, für Rapid das Runde ins Eckige zu bugsieren. Und weil Jancker die Sache mit dem Bugsieren des Runden ins Eckige damals überaus oft tat, sollte Rapids damaliger Coach Ernst Dokupil gar kühn prophezeien: „Wenn der Carsten ein fertiger Stürmer wird, dann kann das einer sein, den man mit normalen Mitteln nicht mehr neutralisieren kann.

Im Frühling 2013 ist Rapids einstiger ››Turbo-Turban‹‹ nach Jahren in Rapids Jugendabteilung nun zu Rapids Profiteam zurückgekehrt, für das er mit seinen 38 Jahren nun einen juvenilen Co-Trainer verkörpert. Freilich könnte Rapid dessen frühere Qualitäten sicher ganz gut gebrauchen. Schließlich kämpft das drittplatzierte Rapid im letzten Saisondrittel noch um den Einzug in den Europa League und empfängt morgen den ewigen Rivalen von der Wiener Austria, die heuer neben den Salzburger Bullen vor allem Rapid den Rang abgelaufen hat...
 

Samstag, 2. Februar 2013

Sie nannten ihn ››Bulle‹‹

In ihrer lesenswerten aktuellen Ausgabe küren die 11Freunde in einer  Galerie der Eisenfüße die 50 härtestesten Kicker der Welt. Beißer aus Britannien wie Vinnie Jones oder Billy Bremner, der irre Ire Roy Keane, die Axt Uli Borowka oder auch Iron Maik Franz  dürfen da nicht fehlen.

Alles soweit so gut für Freunde des robusten, archaischeren Kicks. In diese veritablen Top 50 der größten Grätscher konnten es da natürlich nicht alle Eisenfüße aus dieser weiten Welt des Fußballs schaffen: Terrier Berti Vogts,  Jürgen Kohler oder Knochen-Jochen Kientz sind etwa nicht vertreten. Auch nicht die Bayern-Legende Franz Roth. An Letzteren wird Der Libero nun, mal wieder ganz nostalgisch, erinnern.

Franz Roth, den nannten sie bei den Bayern nur Bulle. Gewiss, die glorreiche Zeit der Bayern in den 70ern war eng mit der Achse Maier-Beckenbauer-Müller verbunden. Doch jener Bulle Roth,  das heute 66-jährige Kraftpaket aus dem Unterallgäu mit dem knüppelharten Schuss, war auch stets mittendrin. Etwa, als Roth in gleich drei Europapokal-Endspielen entscheidend für seine Bayern traf. Man könnte glatt meinen, die Bayern hätten Roth zu Ehren sich einst Die Bullen genannt oder ihm den Slogan Die Bullen kommen gewidmet. Doch wie man so liest, ist dies keine wehmütige Tributbezeugung, daran war der Sponsor Magirus-Deutz der Bayern Anfang der 80er Schuld.

Paule Breitner sagte einmal über seinen Bazi Spezi, Roth habe eine irrsinnige Kraft und Wadl wie andere Oberschenkel gehabt. Und Bayerns Bulle sorgte offenbar nicht selten für schlotternde Knie. Angeblich verspürten Wolfgang Overath oder Günter Netzer gar tagelang Panik, wenn ein 90-minütiges Duell gegen jenen bajuwarischen Bullen bevorstand. Selbst dem juvenilen Uli Hoeneß machte der Bulle offenbar Bange, so dass Hoeneß sich an den Trainingsalltag der Bayern Anfang der wilden 70er einmal mit Schaudern erinnerte:
„Ich habe mir früher im Training Schienbeinschützer angezogen, weil ich wußte: Wenn der Franz 'Bulle' Roth sauer auf mich ist, dann fegt der mich auf die Aschenbahn. Das Training war für mich Überlebenskampf - und ich habe mich dabei wunderbar entwickelt.“
Seine Karriere ließ Roth übrigens unter anderem bei Casino Salzburg ausklingen. Aus wortspielerischem Blickwinkel tat die Bayern-Ikone dies in der Mozartstadt sicher gute 30 Jahre zu früh. Nomen est omen. Denn solch ein Bulle Roth stünde Casino Salzburgs gesichtslosem Nachfolgeklub Red Bull sicher nicht nur auf dem Spielberichtsbogen ganz gut zu Gesicht. Oder wie sagt man im Red Bull'schem Sprech? Freilich, Flügel verleihen...

In alternativer Fassung ist der Beitrag bereits in dem Fußball-Blog Thor Waterschei erschienen.
 

Donnerstag, 17. Januar 2013

Gestatten, ››Kobra‹‹ Columbo!

Kennen Sie, noch Inspector Columbo? Der ist zweifellos ein Relikt der 70er und 80er Jahre, als der von Peter Falk gemimte Detektiv im zerknitterten hellen Trenchcoat auf deutschen Mattscheiben Fälle unter die Lupe nahm. Ebenso ein Relikt vergangener Zeiten ist wohl Jürgen Wegmann. ››Kobra‹‹ ward der ehemalige Stürmer gerufen, seit er einmal in ein Mikrofon zischte, er sei vor dem Tor ››giftiger als die giftigste Kobra‹‹ .

Nach einem Karriereende ohne Plan zeigte Uli Hoeneß  Herz. Vor Jahren spendierte er seinem einstigen Mittelstürmer einen Job im Bayern-Fanshop, wo Wegmann die Trikots seiner Nachfolger faltete und verkaufte, bis er sich nun offenbar mit seinem Chef und früheren Mitspieler Hansi Pflügler überwarf. Doch Wegmann war schnell einer neuen Karriere auf der Spur, wie er gegenüber BILD in einem bizarren Interview nun ankündigte.

Er wolle im Stile von „Inspector Columbo“ künftig als Detektiv arbeiten und, wie ihn die BILD am Nasenring durch die Manege ziehend erklären ließ, den Mord an Bruce Lee unter der Lupe nehmen. Da der Detektiv in spe bisher nicht unbedingt des hintergründigen Humors verdächtig war, wartete man vergebens darauf, dass sich dieser Nonsens als einfache Ente herausstellen könnte. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die ››Kobra‹‹ die Fährte des australischen Dschungelcamps aufnimmt…

Bevor es heißt ››Gestatten, ››Kobra‹‹ Columbo!‹‹ hat Der Libero nun eine Top 5 an Anekdoten über ››die giftigste aller Kobras‹‹  gesammelt, als diese noch vor den gegnerischen Toren zubiss und Columbo ausschließlich auf der Mattscheibe nacheiferte:
 
1. Jahrelang schnürte Wegmann für den BVB die Stiefel, stürmte etwa Seite an Seite mit Horst Hrubesch oder Daniel Simmes. Mit seinem Last-Minute-Tor im Relegationsspiel anno 1986 gegen Fortuna Köln rettete er den BVB letztlich vor dem drohenden Bundesligaabstieg.

2. Wegmann gehörte zu einem kleinen Kreis weniger Kicker um Stan Libuda, Rolf Rüssmann oder Andi Möller, die es wagten, vom BVB direkt zu Schalke 04 zu wechseln. Nach zwei Jahren beim FC Bayern kehrte Wegmann übrigens später noch einmal zum BVB zurück.

3. Bei den Bayern hatte Wegmann davor einige Karrierehöhepunkte erlebt.  Ebenso wurde er Opfer des legendären Faustschlages von HSV-Keeper Uli Stein im Supercupspiel 1987, der Stein fast die Karriere kostete. Dazu feierte Wegmann mit den Bayern eine Meisterschaft und erzielte per fulminantem Klaus-Fischer-Gedenk-Fallrückzieher das Tor des Jahres 1988.


4. Trotz dieser Meriten hörte Wegmann von Teamchef Franz Beckenbauer  kein ››Kobra, übernehmen Sie‹‹ . Der ››Kaiser‹‹ vertraute in der Nationaelf seinerzeit Rudi Völler, Jürgen Klinsmann, Kalle Riedle und Frank Mill. Ein Schicksal, welches Wegmann mit seinem damaligen überaus torefährlichen Bayern-Gefährten Roland Wohlfahrt teilte.

5. Dazu passt wohl eine allseits bekannte Weisheit Wegmanns ganz gut, mit welcher er weiland fast tiefste philosophische Tiefen erreichte und die wohl in jedem Beitrag über ihn einfach dazugehört: „Erst hatte ich kein Glück, dann kam auch noch Pech hinzu.“

Sonntag, 18. November 2012

Über Ur-Schreie in die Nachbarschaft

André Zechbauer ist seit der Saison 1976/77 Anhänger des FC Bayern München und seit 1987 Bayern-Mitglied. Nach Jahrzehnten auf Fußballtribünen im In- und Ausland, beobachtet er die Geschehnisse rund um den Rekordmeister mittlerweile durch die Fernglasperspektive. Und das macht er seit mehr als vier Jahren kritisch und pointiert in seinem Blog »Fernglas FCB«.

Wie der FC Bayern-Experte den bisherigen Saisonverlauf seines Lieblingsklubs einschätzt oder was er etwa von dem Duo Jupp Heynckes/Matthias Sammer oder Javi Martinez hält? Der Libero hat  nachgefragt und der FCB-Blogger stand Rede und Antwort…
 
1. André, die erste Frage ist wohl unvermeidlich. Das „Finale dahoam“ ist nun einige Monate her. Ist es Dir eigentlich mittlerweile gelungen, es zu verdauen?  Und war es Dein schlimmstes Erlebnis als Bayern-Fan?

Ich habe während des Spiels natürlich viel geflucht, diverse Ur-Schreie in die Nachbarschaft gebrüllt und ab der Halbzeitpause durchgehend gestanden, aber erstaunlicherweise hatte ich die Niederlage relativ schnell verarbeitet. Schon einen Tag später habe ich das Ganze ziemlich nüchtern analysieren können. So bitter es ist, aber in diesen Spielen zählt: Keine Fehler machen und die Fehler der anderen Mannschaft gnadenlos ausnutzen zu können. Das war 1975 so, als wir – schmeichelhaft ausgedrückt - „sehr effektiv“ Leeds United schlugen; das war 1987 in Wien und 1999 in Barcelona so – und so war es eben auch in München im vergangenen Mai.

Mich hat vor dem Spiel schon gestört, dass kaum jemand von Chelsea sprach, sondern nur vom „Finale dahoam“ – die Fokussierung auf Chelseas Stärken fehlte mir in der öffentlichen Wahrnehmung.

Meiner Meinung nach hatte Jupp Heynckes, so sehr ich ihn schätze, großen Anteil an der Niederlage. Vor einem solchen Spiel musst du Elfmeter trainieren – und sei es nur für die Psyche. Außerdem müssen die Schützen festgelegt, nein – in Stein gemeißelt, sein. So ein Abwehrfehler wie vor dem Ausgleichstreffer Drogbas darf nicht passieren, wenn Du gut auf den Gegner vorbereitet bist. Schon gar nicht zwei Minuten vor Ende der Partie. Das alles hat nicht gestimmt und wäre durch exzellente Vorbereitung zu verhindern gewesen. So gewinnt man dann eben auch kein Finale in der Champions League. Wer weiß das besser, als wir Bayern?!

Mein schlimmstes Fußball-Erlebnis war das Finale 1999 gegen Manchester United – und das wird es wohl auch bleiben. Zum einen weil ich damals im Stadion war, zum anderen weil ich bis zu diesem Spiel schon zwei Jahrzehnte auf einen Titelgewinn in der Königsklasse hin gefiebert und die Schmach von Wien im Jahr 1987 im Prater-Stadion miterlebt hatte.

2. Die aktuelle Saison läuft für die Bayern bisher überaus glänzend, der Name Deines Blogs steht wieder symbolisch für den Abstand zu den Verfolgern. Was meinst Du, was springt am Ende der Saison für die Bayern heraus und welche Rolle spielt dabei Borussia Dortmund?

Am Ende sind wir Meister und hoffentlich auch Pokalsieger. Die Champions League ist die große Unbekannte, aber ich hoffe in London 2013 dabei sein zu können.

Natürlich ist Borussia Dortmund aufgrund des Spielerpotenzials und der Spielweise neben Bayern das Top-Team der Liga, auch wenn Schalke seit Beginn der letzten Saison enorm konstant auf hohem Niveau spielt. Der Unterschied zum letzten Spieljahr ist aber, dass nicht wir sondern die Dortmunder hin und wieder schwächeln. Schalke hat einfach das Pech ausgerechnet in ihrer stärksten Phase zwei bärenstarke Konkurrenten erwischt zu haben. Am Ende hoffe ich nur, dass sich die deutschen Teams nicht in der Champions League begegnen – das ist immer undankbar für alle Beteiligten. Ein Selbstläufer wird allerdings auch diese Meisterschaftssaison nicht.

3. Maßgeblich am erfolgreichen Saisonverlauf beteiligt ist Cheftrainer Jupp Heynckes. Wie beurteilst Du seine Zukunft an der Säbener Straße und die Zusammenarbeit mit Matthias Sammer?

Im Moment läuft alles großartig und dann sind alle Seiten immer gerne bereit, Verträge zu verlängern. Bayern braucht aber eine langfristige Alternative zu Heynckes, aufgrund seines Alters. Ich habe nichts gegen zwei weitere Jahre mit ihm, aber nach ihm sehe ich nur Top-Leute wie Mourinho oder meinen Favorit Pep Guardiola. Beide passen exzellent zum FC Bayern. Klopp, Fink, Babbel, Tuchel oder auch Slomka sehe ich da einfach nicht.

Was das Duo Sammer-Heynckes angeht, wird viel geschrieben und hinein interpretiert. Ich will nicht rumfloskeln, aber wichtig ist doch nur dass alle am gleichen Strang ziehen, weil alle das Gleiche wollen. Matthias Sammer ist mit seiner Einstellung und Akribie beim FCB genau richtig.

4. Heynckes Vorgänger, der heutige Bondscoach, Louis van Gaal sorgte zuletzt mit seinen Aussagen über die vermeintliche Allmacht von Uli Hoeneß für einige Kontroversen. Welche Sicht der Dinge hast Du?

Van Gaal ist in sein Spiegelbild verliebt, so wie Narziss – nur war Narziss vermutlich schöner als Louis van Gaal. Wenn jemand unbelehrbar und wenig kritikfähig ist, wird es mit der Bayern-Führung und gerade mit Uli Hoeneß schwierig. Hoeneß hat sich damals für die Mannschaft und gegen van Gaal entschieden. Etwas anderes konnte er auch gar nicht tun. Natürlich ist Hoeneß aufgrund seiner Leistungen für den Verein auf eine gewisse Weise allmächtig, aber van Gaal war eben nur Trainer – da muss man sich auch unterordnen können und kompromissbereit sein. Ich bin kein Freund von solchen Nachtretereien über die Medien, aber van Gaal ist in seinem Stolz verletzt – da waren seine jetzigen Aussagen durchaus zu erwarten. Schade, wir hatten auch viel Spaß mit ihm.

5. Lass uns über kostspielige „Premiumtransfers“ sprechen.  Javi Martinez ließen sich die Münchner bekanntlich gute 40 Millionen Euro kosten. Wie bewertest Du den Transfer und den bisherige Rolle des Basken bei den Bayern?

Ich betrachte den Transfer nicht nur über die Ablösesumme – der Spielertyp Martínez ist für den Verein extrem wichtig. Er hat angedeutet, was er alles kann – und ich fand das sehr beeindruckend. Seine Zeit wird noch kommen, aber man muss schon genau hinsehen um seine Qualität einordnen zu können: Nerven- und Zweikampfstärke, Ballbehauptung, Raumgefühl – und er kann fantastische Pässe schlagen. Die Qualitätsdichte im defensiven Mittelfeld ist mit ihm besser geworden, das zwingt Gustavo und auch Schweinsteiger zu Top-Leistungen.

Ganz abgesehen davon glaube ich, dass der Transfer auch eine „politische“ Bedeutung hatte. „Sehr her, wir Bayern können da auch mithalten und müssen nicht mal Schulden machen“ – das ist eine Zäsur zu bisherigen Transferperioden. Es zeigt den anderen Top-Klubs und Top-Spielern: Bayern ist endgültig ganz oben angekommen. Sportlich und wirtschaftlich gibt es da ohnehin keinen Zweifel mehr.

 
6. Im Rückblick auf Deine ganzen Jahre als Bayern-Daumendrücker: welcher ist für Dich eigentlich der beste Transfer, den der FC Bayern bzw. Uli Hoeneß je getätigt hat?

Der beste Transfer war der von Karlheinz Rummenigge zu Inter Mailand. Das hat den Verein damals gerettet und die Weichen in die richtige Richtung gestellt. Hinzu kommen natürlich Transfers wie die von Matthäus, Elber, Pizarro – die allesamt äußerst lohnend waren.

7. Zum Schluss bitte ich Dich um ein paar Worte zum „Geburtstagskind“ Bundesliga, die sich in ihrer Jubiläumssaison befindet. Welches war für Dich das schönste Erlebnis mit ihr und wer ist Dein ewiger Bundesliga-Held?

Das schönste Liga-Erlebnis für mich war die Meisterschaft 1986.Vor 74.000 Zuschauern ein 6:0-Sieg gegen Gladbach am letzten Spieltag - und im Stadion hat den Kantersieg niemanden interessiert, weil wir nur auf die Anzeigentafel schielten, wie es denn in Stuttgart steht. Bremen verlor und wir hatten es tatsächlich noch geschafft, Das war fantastisch!

Das last-minute-Tor von Andersson in Hamburg 2001 habe ich selbst nicht miterleben können, da ich zu der Zeit in Irland studierte. Wäre ich in Hamburg dabei gewesen, wäre das sicher mein Favorit geworden.
 
Mit Fußball-Helden ist das so eine Sache. Persönlich mochte ich besonders Mehmet Scholl und Bixente Lizarazu – als Kind war es Rummenigge. Aber diese Drei stehen jetzt auch nicht gerade exemplarisch für Heldentaten. Ich habe keinen wirklichen Helden im Fußball.

Vielen Dank für das Interview!

Mittwoch, 19. September 2012

Remmidemmie rund um Rummenigge

Als Kalle Rummenigge ehedem mit schnellen Beinen und besonderem Torriecher noch über die Rasenrechtecke dieser Fußballwelt dribbelte, da galt er als Weltklassekicker. Eines Abends im Londoner Wembleystadion machte der 1981 noch juvenile Rummenigge einmal richtig Remmidemmie, als der gebürtige Westfale das Fußball-Mutterland in dessen eigenen Wohnzimmer mit zwei Treffern zerlegte.

Daraufhin sollten einige Briten - wie das Barden-Duo Alan & Denise - zu spinnen beginnen und trällerten auf ihn sogar Oden, die »Rummenigge, what a man« heißen und  über den Ärmelkanal hinwegfegten. Dieser wilde Wembleyabend ist bald 30 Jahre her. 

 
 
Kalle Rummenigge selbst hat außer der deutschen Hymne bei Länderspielen nie vernehmbar selbst gesungen und dieses Liedchen erst recht nicht, da er es angeblich gar nicht lustig fand. Apropos Singsang. Bekannt ist nur, dass er auf Jahreshauptversammlungen des FC Bayern ab und zu Gedichte vorträgt. Noch bekannter ist, dass er seinen Rang im Olymp des großen FC Bayern längst gefunden hat. Und so dann und wann lässt er Blitze von diesem Olymp nieder.

So wie neulich, als er einstige Bayern-Granden wie Kahn und Scholl aufs Korn nahm. Ganz  in dem mehr oder minder subtilen Tenor gehalten, man müsse sich entscheiden, ob man dem FC Bayern dienen oder ihn als Experte anpinkeln wollen. Rumms! Und sie sollten sich nicht wie ein gewisser Lothar Matthäus um Kopf und Kragen reden. Einen Rundumschlag bekamen per Stadionzeitung ebenfalls Lothar himself, Thomas Helmer und der zum Kolumnisten avancierte Thomas Berthold ab. Sie hatten Bayerns Martinez-Transfer bekrittelt. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns: Remmidemmie rund um Rummenigge.

Rund um Rummenigge könnte man, augenzwinkernd gesagt, übrigens auch ein eigenes Quiz auflegen. Eine der vielen Fragen könnte lauten: schon gewusst, dass Rummenigge selbst einmal den TV-Experten in ihm mit Leben füllte? Ob sich die älteren Semester wohl noch an Fußballabende entsinnen können, an denen er den ARD-Kommentatoren Heribert Faßbender und Gerd Rubenbauer am Mikrofon sekundierte? Diese fast ausgestorbene Spezies nennt sich „Co-Kommentator“. Jene Spezies dabei steht nicht neben Delling, Beckmann oder sonstwem im Mantel an der Grasnarbe, sondern drückte sich Seite an Seite mit jenen Mikrofon-Ikonen und deren großen Egos in kleine Kabinen.

Ein Beispiel für Rummenigges Redegewandheit gefällig? Es war einst beim 1990er WM-Finale, Andy Brehme hatte gerade seinen (später entscheidenden) Strafstoß kurz vor dem Schlusspfiff gegen Argentinien verwandelt, Rubenbauer jubelte und jubelte. Und Rummenigge? Der dribbelte als staubtrockener Co-Kommentator sachlich um Rubenbauers Siegtorekstase herum, wie der folgende YouTube-Schnipsel ab Minute 2:46 zeigt.
 

„Aber dieser Teufel im argentinischen Tor hatte wieder die Ecke. Er ist ein Elfmeterkiller, muss man direkt sagen,“ so hat sich by the way 1990 Remmiedemmie mit Rummenigge angehört...

Samstag, 25. August 2012

Pfaff kommt im Bayerntor an, Kaltz‘ Elfmeter nicht

Es geht los! Den ersten Anstoß bei der Themenwoche 50 Jahre Bundesliga - Typen, Titel und bloß nicht wie Tasmania“ macht TRAINER BAADE und sucht in 50 Jahren Bundesliga vergeblich nach konstanten Rivalen des FC Bayern, erinnert sich an Erlebnisse des jungen Trainer Baade in München und an die erste Sternstunde des belgischen Torwartkönigs Jean-Marie Pfaff im Tor des Rekordmeisters.
 
In den nun bald 50 Jahren des Bestehens der Bundesliga wird eines  verzweifelt und ebenso erfolglos gesucht: Ein konstanter Rivale des FC Bayern München. Nur sechs Jahre währte die Phase von Einführung der Bundesliga bis zu Bayerns erstem Titel 1969, ab da war alles anders und sollte es bis heute bleiben. Der Eintrag "FC Bayern München" ist Stammgast auf der Salatschüssel. Ein Umstand, den kein anderer Bundesligaclub für sich in Anspruch nehmen kann.

Große Rivalen gab es jedoch einige in diesen fünf Dekaden, allein, keiner konnte sich dauerhaft etablieren. Als die Borussia aus dem kleinen Mönchengladbach, bis dahin der ärgste Konkurrent der Bayern, 1979 den UEFA-Pokal gewann, sollte Berti Vogts mit seiner Weissagung Recht behalten: "Schaut ihn Euch gut an, es wird auf lange Zeit der letzte Pokal sein, den man in Mönchengladbach zu sehen bekommt."

Die so entstandene Lücke füllte zunächst der 1. FC Köln, anschließend in seiner einzigen Hochphase in der Bundesliga der Hamburger SV unter den Fittichen von Manager Günter Netzer. Deutscher Meister 1979: Hamburger SV, der erste Titel in der Bundesliga. Doch die Bayern, die in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre geschwächelt hatten wie noch nie zuvor, hatten mittlerweile Paul Breitner zurückgeholt, Karl-Heinz Rummenigge stand im Zenit seiner Fähigkeiten und so wurde dann doch der FC Bayern gleich zwei Mal in Folge wieder Meister. Vizemeister jeweils: der Hamburger SV, welcher sich prompt 1982 seinerseits erneut den Bundesliga-Titel sicherte.

So begann die Saison 1982/1983 unter dem Vorzeichen, dass sich diese zwei großen Teams um den Titel duellieren würden, welche unter sich auch die letzten vier Meistertitel ausgespielt hatten. Der FC Bayern hatte außerdem weiter aufgerüstet, im Tor stand seit dieser Saison der Nationaltorwart Belgiens: Jean-Marie Pfaff. Dessen Bundesligadebüt hätte unglücklicher kaum verlaufen können, als er sich in seinem ersten Spiel im Dress der Bayern einen Einwurf von Uwe Reinders selbst ins Tor bugsierte und mit diesem Eigentor die 0:1-Niederlage der Bayern besiegelte. Pfaff stand deshalb durchaus unter Druck beim Weltclub Bayern München.

Der HSV hingegen hatte ein Aufrüsten kaum nötig, befanden sich doch mit Felix Magath, Horst Hrubesch, Manfred Kaltz oder Uli Stein schon länger internationale Ausnahmekönner im Kader. Mit Ernst Happel verfügte man gar über einen Trainer der Extraklasse an der Seitenlinie. So deutete schon am 9. Spieltag jener Saison 1982/1983 Vieles darauf hin, dass sich der FC Bayern und der HSV erneut um den Titel streiten würden, als der Spielplan diese beiden Teams im Süden der Republik zusammenführte.

Das Oktoberfest nur wenige Tage zuvor beendet, ein mit 72.000 Zuschauern ausverkauftes Olympiastadion in München; keine Selbstverständlichkeit in jenen Bundesliga-Tagen;der FIFA-Schiedsrichter Walter Eschweiler an der Pfeife und beide Teams mit allen ihren Stars an Bord, so begann die verheißungsvolle Begegnung der zwei großen Meisterschaftsfavoriten.

Wo auch jener Grund ins Spiel kommt, aus dem der Autor diese Partie für den vorliegenden Zweck auswählte. Denn der kleine Trainer Baade war damals jung. Und wenn man jung ist, muss man tun, was die Eltern sagen. Diese hatten sich zu einem Ausflug nach München entschlossen, mit dem "Rosaroten Ticket" der Deutschen Bahn, einem Vorläufer des "Schönes-Wochenend-Ticket", welches Jahre später etliche Fußballfans für ihre Auswärtsfahrten nutzen sollten. Doch dieser Ausflug nach München diente nicht dem Fußballschauen, sondern dem Erkunden der Stadt München. Deutsches Museum natürlich, Frauenkirche, Viktualienmarkt, Karl-Valentin-Museum, solcherlei Dinge. Ein Besuch des Olympiaparks samt Olympiastadion war erst am folgenden Sonntag geplant, wenn die Zuschauermassen dieses Gipfeltreffens schon      längst wieder heimgekehrt sein würden.

Wie es 1982 eben so war, gab es keine mobilen Informationsgeräte und so schlich der junge Trainer Baade durch die Stadt und begann ab 17.15h und in der folgenden Dreiviertelstunde unablässlich, Passanten nach dem Ergebnis dieses Schlagerspiels auszufragen. Zunächst vergeblich, doch irgendwann füllten sich die U-Bahn-Stationen immer mehr mit aus dem Olympiapark zurückkehrenden Bayern-Fans, von denen einer endlich ein Herz hatte, und dem wissbegierigen Jungen die Auskunft erteilte, wie      diese Partie denn nun ausgegangen war.

Jene Partie, nur wenige Kilometer weit entfernt gespielt, welche; so schien es nach einer halben Stunde; der HSV für sich würde entscheiden können. Ein Doppelschlag von Jürgen Milewski und Horst Hrubesch brachte die Hamburger mit 2:0 in Front. Jener Horst Hrubesch, welchem schon im EM-Finale 1980 zwei Tore gegen Jean-Marie Pfaff gelungen waren. Doch die Bundesliga wäre über die nun bald 50 Jahre ihres Bestehens hinweg kaum so beliebt geblieben, wenn da nicht immer die Hoffnung mitschwänge, dass man einen solchen Rückstand noch umdrehen könnte.

Genau diese Hoffnung des FC Bayern und seiner Anhänger erhielt Nahrung, als Paul Breitner nur kurz nach der Pause einen Foulelfmeter (Hieronymus an Dürnberger) zum Anschlusstreffer verwandelte. Kaum überraschend war es etwas später der zweite Teil des Duos "Breitnigge"; wie Kapitän Breitner und Adjutant Rummenigge in jenen Tagen vom Boulevard tituliert wurden; der in der 65. Minute den Ausgleich erzielte: Karl-Heinz Rummenigge traf zum 2:2.

"Alles wieder offen", wird einer der Kommentatoren des Spiels da wohl ins Mikro gerufen haben. In sein Mikro der ARD-Rundfunkkonferenz, denn Pay-TV mit Live-Übertragungen gab es ja noch nicht. Alles wieder offen und noch 25 Minuten zu spielen, da sollte doch noch ein Törchen möglich sein für den Hausherrn FC Bayern. Doch statt den psychischen Vorteil des gerade erzielten Ausgleichs zu nutzen, zitterten die Bayern nun wieder vor einem Gegentor, welches ihnen den mit dem Ausgleich möglichen einen Punkt wieder entrissen hätte. Die Hamburger drängten stattdessen ihrerseits auf das Siegtor.

Jean-Marie Pfaff patzte in der letzten halben Stunde der Partie mehrfach bei Flanken, zu seinem Glück ohne Folgen. Die Hamburger kamen zu gleich einigen Chancen, erzielten aber kein Tor. Bis der HSV in der letzten Spielminute eine Flanke in den Münchner Strafraum hereinbrachte und Bayerns Verteidiger Udo Horsmann von allen guten Geistern verlassen im Stile eines Volleyballers hinter dem Ball herhechtete und ihn möglicherweise mit der Hand zur Ecke lenkte. Klarer Fall von Elfmeter, fand die rheinische Frohnatur Walter Eschweiler, und entschied auch so. Damit waren nicht alle im Stadion einverstanden, war die vermeintliche Berührung doch nur schwer zu erkennen gewesen.

Tumulte im Stadion und Tumulte auf dem Platz waren die Folge. Tumulte, wie man sie selten in einem Stadion des FC Bayern erlebt. Wolfgang Kraus ging Walter Eschweiler gar physisch an, Paul Breitner musste die Münchner Fans in der Kurve direkt hinter jenem Tor beruhigen, auf welches der fällige Strafstoß getreten werden sollte. Es dauerte geschlagene sechs (!) Minuten, ehe dieser in der Nachspielzeit der Partie endlich ausgeführt werden konnte. Und zum Punkt schritt niemand Geringeres als der erfolgreichste Elfmeterschütze, den die Bundesliga je gesehen hat: Manfred Kaltz.
 
Ob der Rekordelfmeterschütze der Bundesliga tatsächlich, wie Uli Köhler im Video unten vermutet, durch die lange Wartezeit bis zur Ausführung nervös geworden war oder einfach ohne besonderen Grund unkonzentriert war, lässt sich nicht beurteilen. Wie dem auch gewesen sein mag: Der sonst so sichere Schütze Kaltz platzierte den Ball nur knapp rechts neben Jean-Marie Pfaff, der den schwachen Strafstoß locker parierte und den Ball sogar festhielt. Das Münchner Publikum war aus dem (Glasdach-) Häuschen und Jean-Marie Pfaff; 8 Spiele nach seinem Fauxpas gegen Reinders; der gefeierte Held des FC Bayern, der auf Schultern vom Platz getragen wurde.

Die gesamte, denkwürdige Partie fasst das folgende Video zusammen, ein zufällig von jenem Uli Köhler erstellter Beitrag, welcher auch heute noch über den FC Bayern berichtet und sich inzwischen selbst als Star begreift.


Wie Jean-Marie Pfaff danach gefeiert wurde und wie er in schönstem Deutsch-Flämisch Interviews gibt, zeigt hingegen das folgende, noch sehenswertere Video. Darin verrät Pfaff zudem, dass er ohnehin in Belgien auch schon "ein paar Elefmeters gestoppt" habe.  Pfaff also ein Elfmeterkiller, eine Kunde, die aus dem fernen Belgien noch nicht bis in den Freistaat Bayern vorgedrungen war. Auf diese Weise lernten es die 72.000 im Stadion allerdings gleich durch Augenschein. Und Manfred Kaltz ebenfalls.
Zum besseren Verständnis dieses schönen deutsch-flämischen Mischmaschs, den Pfaff darin produziert: "Hucke" bedeutet Ecke. Und "Klöre" bedeutet Farbe.



Ein rauschendes Fußballfest also, mit einem besonderen Helden des Nachmittags, Pfaff, und einem großen Verlierer Manfred Kaltz; geholfen hat's am Ende aus Münchner Sicht jedoch nichts. Deutscher Meister wurde in der Saison 1982/1983 trotzdem der Hamburger SV, die Bayern nur Vierter. Allerdings hatten die Bayern und der damals große HSV einen echten Höhepunkt der bald 50 Jahre Bundesliga-Historie auf den Rasen des Münchner Olympiastadions gezaubert.

Einen Höhepunkt, an den man sich heute noch in Rückschauen erinnert, und dessen Überbleibsel der kleine Trainer Baade am nächsten Tag in Form von Fankonfetti und sonstigen Resten großer Feierlichkeiten im Olympiastadion begutachten konnte. Vorm geistigen Auge sich natürlich die Szene vom Vortag vorstellend, wie Pfaff abtaucht, pariert und den Großteil des Stadions in einen Tempel der Freude verwandelt. Eltern, die mit ihren Kindern eine Stadt besuchen, sind stets früh auf den Beinen; der Reinigungsdienst im Olympiastadion wohl eher nicht so, hatten seine Angestellten vielleicht ebenfalls den dramatischen Punktgewinn etwas ausgiebiger gefeiert, welcher berauschend wie ein Sieg wirkte. Für Jean-Marie Pfaff war es ja tatsächlich einer.

Mit Witz, spitzer Feder gilt Trainer Baade als „Guru der Fußball-Blogger“. Stets auf Ballhöhe schreitend kürte das Magazin 11 Freunde sein Blog jüngst zum „Besten Fanmedium“ in Deutschland. Gemeinsam mit Kees Jaratz veröffentliche Trainer Baade kürzlich das Buch „111 Fußballorte im Ruhrgebiet, die man gesehen haben muss“. Über jenes urteilte die WAZ: „Absolut lesenswert ist es. Und das Zeug zum Klassiker hat es auch.“