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Samstag, 14. Juni 2014

Heaven sent us Louis van Gaal

Bondscoach, so heißt in den Niederlanden bekanntlich der Nationaltrainer. Und im Königreich der Tulpen haben sie bekanntlich schon den einen oder anderen charismatischen Bondscoach erlebt. Jedenfalls, wenn man sich einen Blick in die die kapitale Ahnengalerie um Rinus Michels, Ernst Happel, Dick Advocaat oder Guus Hiddink erlaubt. Doch keiner war so wie ihr amtierender »Tulpen-General«, Louis van Gaal.

Der Anekdotenfundus rund um das »Feierbiest« scheint fast unendlich zu sein. Und dank des denkwürdigen niederländischen WM-Auftaktsieges gegen Weltmeister Spanien ist nicht zuletzt Taktik-Fuchs Louis van Gaal weltweit mal wieder in aller Munde. »Der Libero« daher eine Top Ten von Anekdoten über Louis van Gaal, den künftigen Coach von Manchester United, zusammengestellt. Ganz im Sinne von »Heaven sent us Louis van Gaal«:



1. Wer eine Kurzcharakterisierung von Louis van Gaals Wesen benötigt, dem sei zu Anfang gleich ein Zitat des niederländischen Schriftstellers Leon de Winter ans Herz gelegt, der einst notierte: »Van Gaal ist verrückt«.

2. Ähnliches mag mancher Zeitgenosse bereits angenommen haben, als der weitgereiste van Gaal bereits anno 2008 in Amsterdam seine üppige Biografie der Weltöffentlichkeit vorstellte. Die war nicht nur mit einem furchteinflößenden Wappen versehen. Van Gaal teilte sein Werk dazu in zwei Bände auf und verpasste seiner literarischen Komposition gar den tönenden Titel »Biographie und Visionen«.

3. Mit einem weiteren Visionär des niederländischen Fußballs, Johan Cruyff verbindet Louis van Gaal eine veritable Feindschaft. Deren letzter Höhepunkt war, dass Cruyff eine Tätigkeit Van Gaals beim gemeinsamen Lieblingsklub Ajax per Klage verhinderte. Mal sehen, wie scharf Cruyff trotz des 5:1-Kantersieges gegen Spanien bei der WM aufmunitionieren wird...


4. Ähnliche Wege dürfte wohl ein gewisser Uli Hoeneß beschreiten, sollte Louis van Gaal irgendwann zum deutschen Rekordmeister zurückkehren. Im Zuge eines öffentlich ausgetragenen Scharmützels hatte Van Gaal es einmal gewagt, Hoeneß als übermächtigen »Alleinherrscher“ des FC Bayern zu brandmarken. Daraufhin schrieb Hoeneß, dem Holländer ins Stammbuch, nicht begriffen zu haben, was in seinem Beruf gefragt sei. Nicht ganz überraschend ließ Van Gaals Reaktion nicht lange auf sich warten...

5. Dabei war Van Gaal  bei seiner zweijährigen Stippvisite beim FC Bayern durchaus erfolgreich. Gewann einmal sogar mit sage und schreibe 5:1 bei Borussia Dortmund, was heute unvorstellbar erscheint. Dann holte er 2010 das Double, erreichte mit den Bayern das Champions League-Endspiel und avancierte 2010 obendrein  zum deutschen Trainer des Jahres. Vor seiner Amtsübernahme kommentierte Goal.com fast prophetisch: 

»Louis van Gaal wäre der perfekte Bayern-Trainer. Hochnäsig genug, um in der Münchener Schickeria zu überleben, international schwer erfolgreich, spricht Deutsch und hat eine so große Klappe, dass die Presse auf Knien darum bitten wird, von ihm erniedrigt zu werden. Genau der richtige Diktator – Entschuldigung, Dompteur, der wieder Ordnung in diesen Zirkus Bayern bringen könnte und jemand, der keinen Respekt vor Stars hat, sondern diese schuften lässt. Ein Ottmar Hitzfeld, nur mit Peitsche statt Zuckerbrot.«

6. Neben den Bayern war Louis van Gaal als Klubtrainer für Ajax Amsterdam, AZ Alkmaar und den FC Barcelona verantwortlich und führte jeden dieser Klubs wie die Bayern mindestens einmal zu Meisterehren. Wie sagte Van Gaal einmal, ganz ohne einen Anflug falscher Bescheidenheit: »Ich war überall der Cäsar.«

7. Besonders erfolgreich wirkte er nicht etwa bei Barca, wo er bis zu neun Landsmänner um sich scharte. Sondern bei Ajax Amsterdam, wo er nicht nur mehrere Meisterschaften und Pokalsiege gewann, sondern zudem den UEFA-Pokal, die Champions League und den Weltpokal. Ein kleines zeitgeschichtliches Dokument aus den frühen 90ern, in dem Van Gaal seine juvenilen Ajacieden beim Pausentee auf die 2. Halbzeit eines Europapokalgastspiels bei Rot-Weiß Erfurt einstimmt, sei nachfolgend empfohlen.



8. Van Gaals Erfolgsrezept und Vermächtnis war stets, weithin namenslose Talente zu internationalen Stars zu schmieden. Als Beispiele seien hier Dennis Bergkamp, Marc Overmars, Edgar Davids, Clarence Seedorf, Patrick Kluivert oder ein gewisser Thomas Müller genannt. Weniger Amusement verspürten unter dem gestrengen »Tulpen-General« zumeist in die Jahre gekommene Altstars oder ein gewisser Mario Gomez...

9. Eher durchschnittlich verlief unterdessen Louis van Gaal eigene Kickerkarriere. Als Ajax etwa zwischen 1971 und 1973 dreimal hintereinander den Landesmeisterpokal errang, verbrachte Van Gaal in jenem sagenhaften Ajax-Kader um Superstar Johan Cruyff nur ein Mauerblümchendasein als Reservist. Seine Blütezeit verlebte Louis van Gaal dagegen als offensiver Mittelfeldspieler beim Traditionsklübchen Sparta Rotterdam im Mittelmaß der Ehrendivision. Van Gaal selbst bestritt nie ein Länderspiel in Oranje.

10. Als Bondscoach hatte Van Gaal im Übrigen bis zur Qualifikation zur WM do Brasil noch eine Rechnung offen, nachdem die Elftal während seiner ersten Amtszeit die WM-Endrunde 2002 in Japan und Südkorea verpasste. Ob Van Gaal wohl jenen Gassenhauer kennt, der daraufhin über den WM-Sommer 2002 hinweg im östlichen Nachbarland erschallte?


 

Donnerstag, 18. Juli 2013

Meppen Calling!

Was macht eigentlich, der SV Meppen? Lange ist es her, dass der ganz große Fußball im Emsländischen zu sehen war. Mittlerweile im dritten Jahr kickt die einstige Zweitliga-Trutzburg SV Meppen, die vor 15 Jahren aus Liga Zwo abstieg, in der viertklassigen Regionalliga Nord. Prominentester Meppener ist übrigens der Champions League-erprobte Stefan Wessels, der noch immer ein etwas ausschaut wie der britische Barde James Blunt und sich nach seinem Karriereende unter anderem als Torwartcoach im Meppener Trainerstab betätigt. Am Freitag spielen Oliver Kahns einstiger Vertreter und der  SVM indes eine nachrangige Rolle in der MEP-Arena, wenn sich dort Werder Bremen mit Ajax Amsterdam duelliert.

Foto: Der-Libero.de
Das riecht nach dem erwähnten ganz großen Kick, ist indes eines von vielen Vorbereitungspartien auf die neue Saison. Werder Bremen, das im Emsland viele Fans hat und als Partner des Meppener Jugendleistungszentrums fungiert, gastierte in Meppen bereits öfter und stand dort letztmals vor zwei Jahren Olympiakos Piräus gegenüber. Wie bei früheren Gastspielen in Meppen wurde Werder damals noch von Trainer-Legende Thomas Schaaf gecoacht. Dass ab sofort Robin Dutt mit der Raute auf der Brust Werders Elf antreibt, an dieses Bild werden sich gewiss noch einige der vielen Werder-Anhänger nahe der niederländischen Grenze gewöhnen müssen.

Auch Werders Kontrahent, Ajax Amsterdam, gastiert übrigens nicht zum ersten Mal in Meppen. Anno 1973 etwa stellte sich Hollands Rekordmeister dort erstmals vor, als die dortige Arena noch Hindenburg-Stadion hieß. Angeführt von seinen brillanten Johans Cruyff und Neeskens schlug Ajax seinerzeit, als amtierender Europapokalsieger der Landesmeister, die Gastgeber zwar glatt mit 4:0, der SVM sich hingegen überaus achtbar. 1987 beehrte Ajax mit Cruyff als Trainer erneut das Meppener Stadion anlässlich des 75. Vereinsjubiläums des SVM. Mancher meint zwar, Ajax habe den Glanz dieser Jahre allmählich verloren. Doch fast drei Dekaden später stehen mit Chefcoach Frank de Boer und seinem Assistenten Dennis Bergkamp zwei weitere Ajax-Legenden an der Seitenlinie.Und das Tandem ist wie einst auf dem Rasen hoch dekoriert, errang erst im Mai den 32. niederländischen Meistertitel und damit den dritte Meisterschaft in Folge.

Für den Test gegen Werder wird Ajax diverse hochtalentierte Kicker im Gepäck haben - wie sich das halt für die gute, alte Ajax-Schule so gehört. Stars von De Boers Ajax-Eleven sind der dänische Mittelfeldkomet Christian Eriksen, der Belgier Toby Alderweireld oder Kapitän Siem de Jong, seines Zeichens älterer Bruder des Gladbachers Luuk. Beim dritten Ajax-Auftritt in Meppen fehlt eigentlich nur noch der inzwischen 65-jährige Johan Cruyff, dessen nostalgischer Geist während der 90 Minuten auf den Meppen Rängen sicherlich vielfach beschworen werden dürfte.


Doch wer weiß, vielleicht taucht „König“ Johan - augenzwinkernd gesagt - auch urplötzlich auf der Alten Tribüne des einstigen Hindenburg-Stadions auf. Dort auf den Sitzplätzen des Oberrangs, wo so mancher Meppener Senior seinen angestammten Platz hat und die Heimspiele bei Pilsken und Bratwurst verbringt. Also, Johan: Meppen Calling! So weit ist der Weg von Amsterdam ins Emsland schließlich auch nicht…