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Donnerstag, 26. Juni 2014

Müller

Auf und abseits des Rasenrechteckes müllert es derzeit schon gewaltig. Dieser Thomas Müller begegnet einem halt schier überall – auf der Mattscheibe, auf Aufstellern mit dem Schriftzug „Ramba Zamba“ neben der Kasse oder er blickt einen von Plakaten an. Ganz Werbeikone macht er so mehr oder minder schelmenhaft Reklame für Rasierer, Grillgut, Supermärkte oder fährt mit Neymar in sogenannten Volkswagen um die Wette.


Mensch, Müller. Augenzwinkernd gesagt, fehlt eigentlich nur noch, dass Thomas Müller anstelle der „25“ auch bei den Bayern die „13“ des großen Gerd auf dem Rücken trägt - so wie er es bereits seit Jahren in der Nationalelf erfolgreich tut.


Ein Ritterschlag wurde Müller unlängst von Felipe Scolari verpasst. Denn Brasiliens Nationaltrainer, der Brasilien 2002 zum letzten Weltmeistertitel führte, outete sich schon lange als Müller-Fan, pries in einem Bild am Sonntag-Interview anders als Pep nicht nur Müllers Torinstinkt und Schlitzohrigkeit. Denn anscheinend hätte Scolari unser „Bömberchen der Nation“, wie ihn Paul Breitner einmal nannte, gerne in seiner Seleção. Müllers Spielweise wirke zwar ab und zu etwas unüblich, aber Müller mache so lobte Scolari, oft den Unterschied aus. Solche Spieler gebe es nicht häufig, fuhr Scolari fort und wolle nicht beklagen, nicht genügend Top-Spieler in seinen Reihen stehen zu haben.

Hört, hört! Freilich, anstelle des unorthodoxen Müllers hätte mancher eher die filigranen Özils, Götzes oder Reus als mögliche deutsche Kandidaten für brasilianische Ballzaubereien gehalten. Zumal, dieser Müller selbstkritisch wie er ist, einmal der faz eingestand, dass er halt nicht jenen verkörpert, wofür man ihn auch nicht verdächtigt: ein Trickser zu sein. Oder wie sagt man hierzulande? Ein „weißer Brasilianer“. Das ist auch nicht weiter schlimm, schließlich war jener Gerd Müller vor mehr als drei Dekaden auch keiner.

Ob man es glaubt oder nicht, dieser Thomas Müller wäre nicht der erste Müller, der in der Seleção gekickt hätte. Wäre da nicht der hochverehrte Luís Antônio Corrêa da Costa, der ehedem den Künstlernamen„Müller“ als Hommage an den großen Gerd zulegte und weithin nicht den zu den berühmtesten Zauberern vom Zuckerhut zählte.

In den 80er und 90er Jahren trug Brasiliens „Müller“ immerhin dennoch stolze 56-Mal den kanariengelben Dress der Seleção, war dreifacher WM-Teilnehmer und 1994 sogar Weltmeister. Erstaunlicherweise hat es selbst bei den Erben Pelés also schon mehrmals mächtig gemüllert...

Freitag, 23. August 2013

Braunschweiger Jungs

Nach der lang ersehnten Bundesligarückkehr von Eintracht Braunschweig liest man derzeit immer wieder geradezu fußballromantische Zeilen über die Eintracht. Da macht es beinah selbst kaum etwas,dass die Eintracht auf der Bielefelder Alm im DFB-Pokal längst die Segel strich und sich ausschließlich auf den Klassenerhalt konzentrieren kann. Derlei Begrüßungsgirlanden für Braunschweig interessierten im 11Freunde-Interview kürzlich Harald Schmidt eher weniger, der vielmehr eine Sottise über den Deutschen Meister von 1967 zum Besten gab:

»Genauso wie es Plasberg gibt, muss es auch Eintracht Braunschweig geben

Die Schmidt'sche Chuzpe dürfte für das Bundesliga-Gründungsmitglied indes durchaus als Anerkennung zu verorten sein. Schließlich sind die Braunschweiger Jungs nach 28 Jahren zurück in der Bundesliga - am Ziel lang gehegter Träume. Da lässt sich solch Spöttelei durchaus verkraften. Bekanntlich hält es »Dirty Harry« mit dem VfB Stuttgart und den Bayern. Was die Eintracht angeht, lässt sich allerdings augenzwinkernd durchaus sagen, dass sie anders als »Dirty Harry« immerhin bei jedem Auftritt vor heimischem Publikum über 20.000 Zuschauer vorzuweisen hat, viel bissiger unterwegs ist und längst wieder aus den Untiefen der vorläufigen Versenkung aufgetaucht ist.Apropos, etwas Ähnliches widerfuhr vor Kurzem selbst Eintracht Braunschweigs wohl berühmtesten, wenn auch nicht erfolgreichstem Kicker.

Erfolgreicher, das war gewiss jene fabulöse 1967er Generation um Trainer Walter Johannsen, die die Meisterschale an die Hamburger Straße holte. Doch hier soll nun von Paul Breitner die Rede sein, den wir alle wohl überaus erstaunt letztmals bei den Festivitäten vor dem Champions League-Endspiel beobachtet haben, wie er recht rüstig in seinem Ritterkostüm über den heiligen Rasen von Wembley huschte. Jener Breitner ließ sich anno 1977 von Real Madrid nach Braunschweig lotsen und stellt dank der damaligen Ablösesumme von 1,6 Millionen Mark, also rund 800.000 Euro, bis heute den Rekordtransfer der Eintracht dar.



Kürzlich und damit über drei Dekaden später hatte die Eintracht den Norweger Vilsvik an der Angel. Für den eher unbekannten Rechtsverteidiger von dem norwegischen Klübchen Strømsgodset IF soll Braunschweig satte 1,2 Millionen Euro als Ablösesumme geboten. Dem Vernehmen nach soll die Verpflichtung auch kurz vor dem Abschluss gestanden haben. Allerdings platzte der Transfer des Norwegers, der in Berlin aufwuchs, aus eher nebulösen Gründen  in letzter Minute.  Angeblich soll sich der Defensivkicker des Klubs aus Drammen ob der sportlichen Perspektive beim Deutschen Meister von 1967 nicht ganz sicher gewesen sein.Wie dem auch sei, das hat Rolf Töpperwiens Lieblingsklub sicher in keiner Weise verdient.

Was Breitner angeht, bleibt dessen Transfer in den Braunschweiger Annalen übrigens nun weiter als Rekordtransfer verbucht. Schenkt man den schlauen Schreibern des Online-Portals von ntv Glauben, dann wäre es Breitner auch dann geblieben, wenn Vilsvik keine kalten Füße bekommen hätte. Demnach rechneten jene schlauen ntv-Schreiber ihren Lesern vor, dass eingedenk der Inflation seit 1977 Breitners Ablösesumme heute stattliche 1,8 Millionen betrüge und den für den Norweger aufgerufenen Betrag weithin übertroffen hätte. Hört! Hört! An Paule Breitner, ob mit oder ohne Rüstung,kommt halt niemand so leicht vorbei.

So oder so bleibt Breitner damit Gewinner dieser kleinen Transferepisode und wird den Braunschweiger Jungs nach zwei unglücklichen Auftaktniederlagen am 3. Spieltag gegen die andere Eintracht aus Frankfurt hoffentlich ebenso wie »Der Libero« die Daumen drücken. Geschlossen werden soll dieser Beitrag  nun mit jenem finalen Satz, mit dem Breitner sich nach nur einer Saison von seinen Eintracht-Teamkollegen - der Legende nach reichlich Zank, Zwist und Zinoba - verabschiedet haben soll: »Ich tue euch jetzt einen Gefallen und gehe.«

Foto: www.der-libero.de

Montag, 29. Juli 2013

Schweinsteiger'sche Stilblüte

Vorhang auf für den Fußballer des Jahres 2013, Vorhang auf für Bastian Schweinsteiger! Der Vize-Kapitän des FCB erhielt bei der vom kicker unter Sportjournalisten veranstalteten Wahl 92 Stimmen, mit denen er seine Teamkollegen Franck Ribéry (87 Stimmen) und Thomas Müller (85) auf die Plätze verwies. Der bajuwarische Triplesieger, mittlerweile 28 Jahre alt und kaum noch »Schweini« gerufen, löst damit Vorjahressieger Marco Reus ab.

Sympathisch wirkt unterdessen die Reaktion der Numero 31 des amtierenden Champions League-Siegers auf seine Wahl.Ähnlich überrascht wie nicht wenige ob dieser erstmaligen Würdigung soll er mitgeteilt haben:»Das wundert mich schon ein wenig. Denn es gab Phasen, in denen relativ kritisch über mich berichtet wurde.«

Was die in der Überschrift angedeutete »Schweinsteiger'sche Stilblüte« betrifft, soll Euch nun der folgendes musikalisches Schmankerl (!) ans fußballromantische Herz gelegt werden.Dieser Song war wohl als belohnender Tribut für Schweinsteigers famose Auftritte bei der WM 2010 gedacht und trägt ganz und gar überraschend den Namen »Ein Lied namens Schweini«.In Hitparaden, Billboard Charts oder sonstigen Playlisten ward jenes Schätzchen bisher indes kaum zu finden...



Schlussendlich soll nicht unerwähnt bleiben, dass Herr Schweinsteiger nicht der einzige kapitale Kicker ist, der  aus dem bayrischen Kolbermoor stammt und irgendwann zu Deutschlands Fußballer des Jahres avancierte. Schon anno 1981 durfte sich ein weiterer hochgespriesener Sohn jener Stadt  über diese Ehrung freuen - ein gewisser Paule Breitner. Nun gut, 31 Jahre später mimte der weithin filmerprobte Paule Breitner bekanntlich in einer klamaukigen Eröffungszeremonie des Champions League-Endspiels 2013 einen Ritter ohne Pferd.

Das veranlasste die kritische Frankfurter Rundschau wiederum in der Nachschau zu dem Kommentar, dass »Paul Breitners Auftritt in Kettenhemd und Rüstung fraglos des Wahnsinns kurioseste Blüte« gewesen sei. Es bleibt zu hoffen, dass der zweite aus Kolbermoor stammende Fußballer des Jahres, der kurz vor seinem 100. Länderspieleinsatz steht, sich künftig gegen derartige Ritterlichkeiten zur Wehr setzt. Am Besten mit Lanze und Schild...

Samstag, 2. Februar 2013

Sie nannten ihn ››Bulle‹‹

In ihrer lesenswerten aktuellen Ausgabe küren die 11Freunde in einer  Galerie der Eisenfüße die 50 härtestesten Kicker der Welt. Beißer aus Britannien wie Vinnie Jones oder Billy Bremner, der irre Ire Roy Keane, die Axt Uli Borowka oder auch Iron Maik Franz  dürfen da nicht fehlen.

Alles soweit so gut für Freunde des robusten, archaischeren Kicks. In diese veritablen Top 50 der größten Grätscher konnten es da natürlich nicht alle Eisenfüße aus dieser weiten Welt des Fußballs schaffen: Terrier Berti Vogts,  Jürgen Kohler oder Knochen-Jochen Kientz sind etwa nicht vertreten. Auch nicht die Bayern-Legende Franz Roth. An Letzteren wird Der Libero nun, mal wieder ganz nostalgisch, erinnern.

Franz Roth, den nannten sie bei den Bayern nur Bulle. Gewiss, die glorreiche Zeit der Bayern in den 70ern war eng mit der Achse Maier-Beckenbauer-Müller verbunden. Doch jener Bulle Roth,  das heute 66-jährige Kraftpaket aus dem Unterallgäu mit dem knüppelharten Schuss, war auch stets mittendrin. Etwa, als Roth in gleich drei Europapokal-Endspielen entscheidend für seine Bayern traf. Man könnte glatt meinen, die Bayern hätten Roth zu Ehren sich einst Die Bullen genannt oder ihm den Slogan Die Bullen kommen gewidmet. Doch wie man so liest, ist dies keine wehmütige Tributbezeugung, daran war der Sponsor Magirus-Deutz der Bayern Anfang der 80er Schuld.

Paule Breitner sagte einmal über seinen Bazi Spezi, Roth habe eine irrsinnige Kraft und Wadl wie andere Oberschenkel gehabt. Und Bayerns Bulle sorgte offenbar nicht selten für schlotternde Knie. Angeblich verspürten Wolfgang Overath oder Günter Netzer gar tagelang Panik, wenn ein 90-minütiges Duell gegen jenen bajuwarischen Bullen bevorstand. Selbst dem juvenilen Uli Hoeneß machte der Bulle offenbar Bange, so dass Hoeneß sich an den Trainingsalltag der Bayern Anfang der wilden 70er einmal mit Schaudern erinnerte:
„Ich habe mir früher im Training Schienbeinschützer angezogen, weil ich wußte: Wenn der Franz 'Bulle' Roth sauer auf mich ist, dann fegt der mich auf die Aschenbahn. Das Training war für mich Überlebenskampf - und ich habe mich dabei wunderbar entwickelt.“
Seine Karriere ließ Roth übrigens unter anderem bei Casino Salzburg ausklingen. Aus wortspielerischem Blickwinkel tat die Bayern-Ikone dies in der Mozartstadt sicher gute 30 Jahre zu früh. Nomen est omen. Denn solch ein Bulle Roth stünde Casino Salzburgs gesichtslosem Nachfolgeklub Red Bull sicher nicht nur auf dem Spielberichtsbogen ganz gut zu Gesicht. Oder wie sagt man im Red Bull'schem Sprech? Freilich, Flügel verleihen...

In alternativer Fassung ist der Beitrag bereits in dem Fußball-Blog Thor Waterschei erschienen.
 

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Gelbblaue Giganten

Eintracht Braunschweig? Hört, hört! Ist frisch gekürter Herbstmeister in der 2. Bundesliga.  Trainer Torsten Lieberknecht mahnt zwar zur Bodenständigkeit und Manager Marc Arnold preist die Drucklosigkeit der Eintracht. Doch längst träumt der treue Anhang des Bundesliga-Gründungsmitglieds nach fast drei quälenden Dekaden von der Rückkehr ihrer gelbblaue Giganten in die Bundesliga.

Kein Wunder, nachdem die ungeliebten Nachbarn Hannover 96 und VfL Wolfsburg ihrer Eintracht zuletzt deutlich den Rang abgelaufen haben. Ausgerechnet Felix Magath, damals noch VfL-Schleifer, war es übrigens, der nach furiosen fünf Eintracht-Auftaktsiegen in die neue Saison bereits munter Öl ins sich rasch entfachende Braunschweiger Bundesligafeuer gegossen hatte. Das sehe schwer nach Aufstieg aus, unkte Magath, als habe er eine Glaskugel neben seiner obligatorischen Tasse Grünen Tee stehen...

Eintracht Braunschweig: auf den ersten Blick scheint Paul Breitner bekanntester Kicker in der langen Historie des niedersächsischen Traditionsklubs zu sein. Treue wie zuweilen fanatische Fans könnten indes andere Helden auf dem Zettel haben. Etwa Torwart-Idol Bernd Franke oder den späteren Bayern-Kicker Wolfgang Dremmler. Oder Protagonisten aus dem annus mirablis der Ostniedersachsen 1967. Damals feierte die Eintracht ihre erste und einzige Deutsche Meisterschaft. Trainer war seinerzeit der knorrige Helmuth Johannsen, der seine Kicker um Kapitän Joachim Bäse, Stürmer Lothar Ulsaß oder Torsteher und Eintracht-Rekordnationalspieler Horst Wolter unter anderem dank feinster Rochaden am Taktiktisch bis zur Salatschüssel führte. Wie erinnerte sich Wolter einmal: „Als die andere Vereine schon in tollen Glitzertrikots aufliefen, trugen wir noch die alten Baumwoll-Hemden, die im Regen immer kleiner wurden.“

Es muss jene Zeit gewesen sein, die die Liebe des ehedem rasenden ZDF-Reporters Rolf Töpperwien zur Eintracht erblühen ließ und die trotz einiger Achterbahnfahrten durch die Ligen Zwo und Drei bis heute Bestand. Selbst für Töppi gilt offenbar: Liebe kennt keine Liga! Wie sich in Töppis Autobiographie nachlesen lässt, sollte ihm seine beschriebene Zuneigung sogar einen gewissen Karriereschub bescheren. Noch als Sportstudio-Praktikant will er etwa in der montäglichen Redaktionssitzung  der ZDF-Reporter, der sogenannten „Elefantenrunde“, die samstägliche Eintracht-Reportage des einst arrivierten ZDF-Reporters Gerd Krämer derart kaltschnuzig seziert haben, dass er in einem der nächsten Eintracht-Heimspiele selbst das Mikrofon in Händen halten sollte. Töppi machte halt keiner was vor. Fast wie Paul Breitner, der nachwies, dass neben Töppi ein zweiter Lockenkopf für Zwietracht rund um die Eintracht sorgen konnte.

Braunschweigs damaliger Platzhirsch Günter Mast hatte Breitner anno 1977 von Real Madrid zur Eintracht gelotst, was ihm der streitbare 74er Weltmeister zwra mit stolzen zehn Treffern im gelben Dress mit dem Hirschkopf auf der Brust dankte. Doch rund um Breitner gab es aber offenbar ebenso viele Breitseiten, womit Breitners einjährige Stippvisite beinah im Abstieg gegipfelt wäre. Torwart-Idol Bernd Franke erinnerte sich einmal in einem 11 Freunde-Interview mit den wenig erstaunlichen Worten, Breitner habe alle verrückt gemacht und sei als Eigenbrötler kein einfacher Typ gewesen. Die Etablierten, so Franke, seien nicht bereit gewesen, „auch nur einen Meter mehr zu laufen“, sofern Breitner den Ball nicht genau in den Fuß gespielt habe.

Mit den Worten „Ich tue euch jetzt den Gefallen und gehe“, soll Breitner sich dann zurück zum FC Bayern verabschiedet haben. Apropos FC Bayern und verabschiedet? Da war im Übrigen noch etwas. Denn der Rekordmeister stellt nach wie vor den letzten Bundesliga-Gegner der Eintracht dar.


Es war im Juni 1985, als Augenthaler, Matthäus und Kollegen im altehrwürdigen Eintracht-Stadion an der Hamburger Straße dank Dieter Hoeneß goldenem Tor mit 1:0 triumphierten und  danach mit der „Saltschüssel“ in den Händen ihre Meisterschaft feierten. Paule Breitners Stiefel hingen da übrigens schon längst am berühmten Nagel...

 

Donnerstag, 31. März 2011

Am Anfang steht Paul Breitner

Was macht eigentlich, Paule Breitner? Ist der 74er-Weltmeister mit der wallenden Lockenpracht noch ein Begriff?

Ich denke schon. Dazu erinnere ich mich an meine Kindheit. Damals zierte Paule Breitners Konterfei den Latz meiner ersten Fußballtreter. Wesentlich später flatterte nach einem Umzug gar eine signierte Breitner-Autogrammkarte über meinem neu aufgebauten Schreibtisch.Kürzlich übergab mir der Postbote ein Päckchen, das ein Paule Breitner T-Shirt in sich trug, welches die kommenden warmen Tage des Frühlings erträglich macht. Man merkt, ein wenig steht Paule Breitner für etwas Beginnendes. Ob sich etwa Parallelen zu Zeiten auftun, in denen Paule Breitner noch runden Bällen hinterherjagte?

Das könnte durchaus sein. Immerhin erzielte er als erster und bisher einziger deutscher Kicker in zwei WM-Endspielen einen Treffer. Paule Breitner war der erste Kicker des FC Bayern, den sich Real Madrid geangelt hat. Paule Breitner war dazu der erste Star von Real Madrid, der danach zu Eintracht Braunschweig niederfuhr. Außerdem war Paule Breitner Vorreiter für alle Kicker, die in seiner Spur durch den Staub sonderbarer Western-Streifen wie Potatoe-Fritz galoppieren möchten.

Um den Weg zur Ausgangsfrage zu finden. Paule Breitner ist heute Chef-Scout des FC Bayern. Das hat weniger mit den Meriten seiner kruden Western-Vergangenheit zu tun als mit fußballerischem Sachverstand. Und in diesen turbulenten Wochen könnte er als Chef-Scout von seinen Bossen, Uli Hoeneß und Kalle Rummenigge, folgenden Auftrag erhalten haben. Paule Breitner soll ein beim FC Bayern existierendes Defensivproblem lösen. Schließlich herrscht dort in den hintersten Reihen eine Art Wildwest. Und dies missfällt seinen beiden Bossen, hoch auf dem Rekordmeister-Ross, aufs Ärgste. Doch, vielleicht lässt sich dieses Problem schneller lösen als gedacht.

Denn als vor Kurzem in diesen vier Blogwänden sozusagen der LIBERO wieder zum Leben erweckt wurde, spross hier kurz ein zartes Pflänzchen Hoffnung. Speziell, dass Paule Breitner mit seinem Feldstecher, ja genau, den LIBERO für seinen FC Bayern in den Fokus nimmt. Paule Breitner selbst war nie Libero. Doch spielte Paule nicht mit Franz, dem besten aller besten Fünfer, Seite an Seite? Ist Breitner ob seines eigenwilligen bis störrischen Wesens nicht selbst stets „freier Mann“ gewesen. Einer, der vermag Altbewährtes im Internet aufzuspüren, um ein Bayern-Bollwerk aufzubauen?

Doch die Hoffnung ist dahin! Hinreichende Netzrecherche allein hätte gereicht, um herauszufinden, dass Paule Breitner unlängst die Antwort auf den Titel eines Buchdeckels notiert hat. Er schrieb: „Ich will kein Vorbild sein!“. Das heißt, Paule Breitner wird keine Liberos googeln! Damit gilt: der LIBERO wird in diesen vier Blogwänden bleiben und künftig Tagträume vermeiden, die mit dem FC Bayern zu tun haben.

Dennoch, schaun‘ mer mal, was aus dem LIBERO so wird. Ob im Übrigen etwas an dem Gerücht dran ist, dass in seinem Rentner-Domizil ein gewisser Otto Rehhagel folgende Bitte an seine Gattin ausgesprochen haben soll? „Beate, tipp ma‘ Libero in diese Suchmaschine ein. ELL – Iiii - Bee…“.