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Freitag, 23. August 2013

Braunschweiger Jungs

Nach der lang ersehnten Bundesligarückkehr von Eintracht Braunschweig liest man derzeit immer wieder geradezu fußballromantische Zeilen über die Eintracht. Da macht es beinah selbst kaum etwas,dass die Eintracht auf der Bielefelder Alm im DFB-Pokal längst die Segel strich und sich ausschließlich auf den Klassenerhalt konzentrieren kann. Derlei Begrüßungsgirlanden für Braunschweig interessierten im 11Freunde-Interview kürzlich Harald Schmidt eher weniger, der vielmehr eine Sottise über den Deutschen Meister von 1967 zum Besten gab:

»Genauso wie es Plasberg gibt, muss es auch Eintracht Braunschweig geben

Die Schmidt'sche Chuzpe dürfte für das Bundesliga-Gründungsmitglied indes durchaus als Anerkennung zu verorten sein. Schließlich sind die Braunschweiger Jungs nach 28 Jahren zurück in der Bundesliga - am Ziel lang gehegter Träume. Da lässt sich solch Spöttelei durchaus verkraften. Bekanntlich hält es »Dirty Harry« mit dem VfB Stuttgart und den Bayern. Was die Eintracht angeht, lässt sich allerdings augenzwinkernd durchaus sagen, dass sie anders als »Dirty Harry« immerhin bei jedem Auftritt vor heimischem Publikum über 20.000 Zuschauer vorzuweisen hat, viel bissiger unterwegs ist und längst wieder aus den Untiefen der vorläufigen Versenkung aufgetaucht ist.Apropos, etwas Ähnliches widerfuhr vor Kurzem selbst Eintracht Braunschweigs wohl berühmtesten, wenn auch nicht erfolgreichstem Kicker.

Erfolgreicher, das war gewiss jene fabulöse 1967er Generation um Trainer Walter Johannsen, die die Meisterschale an die Hamburger Straße holte. Doch hier soll nun von Paul Breitner die Rede sein, den wir alle wohl überaus erstaunt letztmals bei den Festivitäten vor dem Champions League-Endspiel beobachtet haben, wie er recht rüstig in seinem Ritterkostüm über den heiligen Rasen von Wembley huschte. Jener Breitner ließ sich anno 1977 von Real Madrid nach Braunschweig lotsen und stellt dank der damaligen Ablösesumme von 1,6 Millionen Mark, also rund 800.000 Euro, bis heute den Rekordtransfer der Eintracht dar.



Kürzlich und damit über drei Dekaden später hatte die Eintracht den Norweger Vilsvik an der Angel. Für den eher unbekannten Rechtsverteidiger von dem norwegischen Klübchen Strømsgodset IF soll Braunschweig satte 1,2 Millionen Euro als Ablösesumme geboten. Dem Vernehmen nach soll die Verpflichtung auch kurz vor dem Abschluss gestanden haben. Allerdings platzte der Transfer des Norwegers, der in Berlin aufwuchs, aus eher nebulösen Gründen  in letzter Minute.  Angeblich soll sich der Defensivkicker des Klubs aus Drammen ob der sportlichen Perspektive beim Deutschen Meister von 1967 nicht ganz sicher gewesen sein.Wie dem auch sei, das hat Rolf Töpperwiens Lieblingsklub sicher in keiner Weise verdient.

Was Breitner angeht, bleibt dessen Transfer in den Braunschweiger Annalen übrigens nun weiter als Rekordtransfer verbucht. Schenkt man den schlauen Schreibern des Online-Portals von ntv Glauben, dann wäre es Breitner auch dann geblieben, wenn Vilsvik keine kalten Füße bekommen hätte. Demnach rechneten jene schlauen ntv-Schreiber ihren Lesern vor, dass eingedenk der Inflation seit 1977 Breitners Ablösesumme heute stattliche 1,8 Millionen betrüge und den für den Norweger aufgerufenen Betrag weithin übertroffen hätte. Hört! Hört! An Paule Breitner, ob mit oder ohne Rüstung,kommt halt niemand so leicht vorbei.

So oder so bleibt Breitner damit Gewinner dieser kleinen Transferepisode und wird den Braunschweiger Jungs nach zwei unglücklichen Auftaktniederlagen am 3. Spieltag gegen die andere Eintracht aus Frankfurt hoffentlich ebenso wie »Der Libero« die Daumen drücken. Geschlossen werden soll dieser Beitrag  nun mit jenem finalen Satz, mit dem Breitner sich nach nur einer Saison von seinen Eintracht-Teamkollegen - der Legende nach reichlich Zank, Zwist und Zinoba - verabschiedet haben soll: »Ich tue euch jetzt einen Gefallen und gehe.«

Foto: www.der-libero.de

Montag, 12. August 2013

»König Otto« versus »Kaiser-Orakel«

Euphorische Eintracht herrschte am Samstagabend in Braunschweig. Erstmals nach 28 Jahren mischte der Meister von 1967 wieder in der Bundesliga mit. Als Gast an diesem Auftaktspieltag der 51. Bundesligasaison sah der Spielplan Werder Bremen vor, weshalb nicht nur Eintracht-Edelfan Rolf Töpperwien rasenden Beifall geklatscht haben dürfte.

Eintracht und Braunschweig und Werder haben fürwahr einiges gemeinsam. Beide sind Traditionsklubs aus dem Norden, Gründungsmitglieder der Bundesliga, stemmten mindestens einmal in ihrer Historie die Salatschüssel gen Himmel und segelten vor einer guten Woche mehr oder weniger blamabel aus der 1. DFB-Pokalrunde. Obendrein nannte  Franz Beckenbauer die Eintracht und Werder in einem Atemzug, nicht etwa in höchsten Tönen lobend - der »Kaiser« stufte beide als erste Abstiegskandidaten ein. Schaun 'mer mal, ob sich das  »Kaiser-Orakel« irgendwann als Geschwätz von gestern herausstellen wird.

Anders bei den Braunschweiger Jungs gab es bei Werder in den letzten Monaten eher weniger Jubelarien - außer vielleicht den kürzlichen 75. Geburtstag von Werders Trainer-Legende Otto Rehhagel, wie manch tapfere Twitterin aus dem Werder-Kosmos einwarf.


Selbst Rehhagels einstiger Musterstürmer Wynton »Kiwi« Rufer befand in der WELT, dass Werders »goldene Zeiten« vorbei seien.  Doch am Samstagabend kam es anders. Im Stadion an der Hamburger Straße war die euphorische Eintracht nach dem Schlusspfiff abgeebbt - dank Zlatko Junuzovic, der acht Minuten vor dem Ende  aus 14 Metern Werders durchaus überraschendes Siegtor einnetzte und die Serie von 14 sieglosen Pflichtspielen endlich beendete. Kein Wunder, dass Junuzovic nach Werders von ihm zum  »dreckigen Dreier« deklarierten Auftaktsieg befand, er  »hätte zehn Stunden vor der Kurve schreien können«.

Wie wunderbar, dass Werder seinen ersten Dreier gleich in einem gefühlten »6-Punkte-Spiel« eingesackt  und good old  »König Otto« damit ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk bereitet hat. Denn für mich war »König Otto« augenzwinkernd gesagt nicht ganz unbeteiligt am Bremer Auftakterfolg. Denn am Samstagvormittag trudelte gerade noch rechtzeitig vor dem abendlichen Anpfiff eine alte Rehhagel-Autogrammkarte in meinem Briefkasten ein. Und seither behaupte ich, einem gewissen Aberglauben durchaus ergeben, recht kühn, dass die Karte mit »König Otto« Werder in Braunschweig ganz gewiss Glück gebracht hat.
 
 
 
Hoffentlich wird sie dies auch an den weiteren 33 Spieltagen im Kampf gegen das böse »Kaiser-Orakel« tun. Zum Beispiel am kommenden Samstag, wenn der FC Augsburg im Weserstadion gastieren wird. Wie jener Rehhagel wohl solch abergläubische Absonderlichkeiten a la »König Otto« versus »Kaiser-Orakel« findet? 
 
Da sich auf diese Frage schwerlich eine Antwort finden lässt, lassen wir wohl am besten eine typische Rehhagel'sche Weisheit aus seinem zeit- wie endlosen Zitatenschatz sprechen: »Wichtig ist auf'm Platz, alles andere is' Kokolores...«
 

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Gelbblaue Giganten

Eintracht Braunschweig? Hört, hört! Ist frisch gekürter Herbstmeister in der 2. Bundesliga.  Trainer Torsten Lieberknecht mahnt zwar zur Bodenständigkeit und Manager Marc Arnold preist die Drucklosigkeit der Eintracht. Doch längst träumt der treue Anhang des Bundesliga-Gründungsmitglieds nach fast drei quälenden Dekaden von der Rückkehr ihrer gelbblaue Giganten in die Bundesliga.

Kein Wunder, nachdem die ungeliebten Nachbarn Hannover 96 und VfL Wolfsburg ihrer Eintracht zuletzt deutlich den Rang abgelaufen haben. Ausgerechnet Felix Magath, damals noch VfL-Schleifer, war es übrigens, der nach furiosen fünf Eintracht-Auftaktsiegen in die neue Saison bereits munter Öl ins sich rasch entfachende Braunschweiger Bundesligafeuer gegossen hatte. Das sehe schwer nach Aufstieg aus, unkte Magath, als habe er eine Glaskugel neben seiner obligatorischen Tasse Grünen Tee stehen...

Eintracht Braunschweig: auf den ersten Blick scheint Paul Breitner bekanntester Kicker in der langen Historie des niedersächsischen Traditionsklubs zu sein. Treue wie zuweilen fanatische Fans könnten indes andere Helden auf dem Zettel haben. Etwa Torwart-Idol Bernd Franke oder den späteren Bayern-Kicker Wolfgang Dremmler. Oder Protagonisten aus dem annus mirablis der Ostniedersachsen 1967. Damals feierte die Eintracht ihre erste und einzige Deutsche Meisterschaft. Trainer war seinerzeit der knorrige Helmuth Johannsen, der seine Kicker um Kapitän Joachim Bäse, Stürmer Lothar Ulsaß oder Torsteher und Eintracht-Rekordnationalspieler Horst Wolter unter anderem dank feinster Rochaden am Taktiktisch bis zur Salatschüssel führte. Wie erinnerte sich Wolter einmal: „Als die andere Vereine schon in tollen Glitzertrikots aufliefen, trugen wir noch die alten Baumwoll-Hemden, die im Regen immer kleiner wurden.“

Es muss jene Zeit gewesen sein, die die Liebe des ehedem rasenden ZDF-Reporters Rolf Töpperwien zur Eintracht erblühen ließ und die trotz einiger Achterbahnfahrten durch die Ligen Zwo und Drei bis heute Bestand. Selbst für Töppi gilt offenbar: Liebe kennt keine Liga! Wie sich in Töppis Autobiographie nachlesen lässt, sollte ihm seine beschriebene Zuneigung sogar einen gewissen Karriereschub bescheren. Noch als Sportstudio-Praktikant will er etwa in der montäglichen Redaktionssitzung  der ZDF-Reporter, der sogenannten „Elefantenrunde“, die samstägliche Eintracht-Reportage des einst arrivierten ZDF-Reporters Gerd Krämer derart kaltschnuzig seziert haben, dass er in einem der nächsten Eintracht-Heimspiele selbst das Mikrofon in Händen halten sollte. Töppi machte halt keiner was vor. Fast wie Paul Breitner, der nachwies, dass neben Töppi ein zweiter Lockenkopf für Zwietracht rund um die Eintracht sorgen konnte.

Braunschweigs damaliger Platzhirsch Günter Mast hatte Breitner anno 1977 von Real Madrid zur Eintracht gelotst, was ihm der streitbare 74er Weltmeister zwra mit stolzen zehn Treffern im gelben Dress mit dem Hirschkopf auf der Brust dankte. Doch rund um Breitner gab es aber offenbar ebenso viele Breitseiten, womit Breitners einjährige Stippvisite beinah im Abstieg gegipfelt wäre. Torwart-Idol Bernd Franke erinnerte sich einmal in einem 11 Freunde-Interview mit den wenig erstaunlichen Worten, Breitner habe alle verrückt gemacht und sei als Eigenbrötler kein einfacher Typ gewesen. Die Etablierten, so Franke, seien nicht bereit gewesen, „auch nur einen Meter mehr zu laufen“, sofern Breitner den Ball nicht genau in den Fuß gespielt habe.

Mit den Worten „Ich tue euch jetzt den Gefallen und gehe“, soll Breitner sich dann zurück zum FC Bayern verabschiedet haben. Apropos FC Bayern und verabschiedet? Da war im Übrigen noch etwas. Denn der Rekordmeister stellt nach wie vor den letzten Bundesliga-Gegner der Eintracht dar.


Es war im Juni 1985, als Augenthaler, Matthäus und Kollegen im altehrwürdigen Eintracht-Stadion an der Hamburger Straße dank Dieter Hoeneß goldenem Tor mit 1:0 triumphierten und  danach mit der „Saltschüssel“ in den Händen ihre Meisterschaft feierten. Paule Breitners Stiefel hingen da übrigens schon längst am berühmten Nagel...

 

Mittwoch, 26. September 2012

Tip Top Töpperwien

Was macht eigentlich dieser Rolf Töpperwien? „Töppi“ feiert heute seinen 62. Geburtstag. Gratulation! Die derzeitige „Englische Woche“ in der Bundesliga dürfte daher er wohl nur am Rande mitbekommen. Anders als früher, als Töpperwien mit seinem Mikrofon in der Hand die Seitenlinien bestürmte und Kicker und ihre Trainer mit seinen Fragen mehr oder weniger rasend machte.

Zwei Jahre ist es nun her, dass der „Vater aller Feldreporter“, wie die Frankfurter Rundschau ihn einmal nannte, nach seinem 1.444 Spiel in die verdiente Reporter-Rente ging, zwei Tage vor seinem 60-sten. Ja, und irgendwie vermisst man ihn. Trotz seiner anekdotenreichen wie zum Teil absurden Autobiographie, die er längst auf den Markt geworfen hat und die den typisch töpperwien’schen naiv-narzisstischen Subtext enthält: „Ich geiler Hengst, hab ‘se alle vor mein Mikro gekriegt...“.




Und so dann und wann geht „Töppi“ meist im Zweiten noch auf Sendung. Manchmal seziert er dort besondere Ereignisse im Fußball, indem er etwa bei Markus Lanz ohne Punkt und Komma zum Pyro-Thema seine damit gemachten Erfahrungen als Rampensau der Grasnarbe abfeuert. Auch im Sport1-Doppelpass durfte „Töppi“ bei Herrn Wontorra mit am Stammtisch sitzen und seine Meinungssalven abschießen, obschon sich „Wonti“ und  „Töppi“ nie richtig stehen sehen konnten.
Selbst im Sportstudio tauchte „Töppi“ vor kurzem wie aus heiterem Himmel vor der legendären Torwand auf, als ein gewisser Leon „Andröööösen“ wegen seines tollen Comebacks nach 28-monatiger Verletzungspause dort zu Gast war. Und da „Töppi“ aus diesem Anlass ja auch offenbar eingeladen worden war, betete er dem verdutzten Dänen gleich vor, wie man dessen Nachnamen richtig ausspricht. Da war er wieder:  Tip Top Töpperwien.Und machte auch vor der Torwand nicht Halt. Nicht, dass er etwa mitschießen durfte. Nein, Sportstudio-Lady Katrin Müller-Hohenstein durfte sich vor und nach dem munteren „Drei unten, drei oben“-Geschieße hilflos und mit rollenden Augen anhören, wie Töpperwien sich regelrecht an sich selbst ergötzte. Er ratterte gandenlos und wie aus der Pistole geschossen alle Torwandschützen der Sportstudio-Geschichte herunter, die mindestens fünfmal getroffen hatten.

Da bei „Töppi“ meist nicht weniger geht, ließ er sich kürzlich obendrein in der Sport-Bild als „weltgrößten Eintracht-Fan“ ausrufen. Damit nirgendwo eine Zwietracht entsteht. Die Rede ist von der Eintracht aus Braunschweig, die in der 2. Liga von Erfolg zu Erfolg eilt. Selbst ein gewisser Felix Magath im benachbarten Wolfsburg goss nach fünf Auftaktsiegen und einem Remis des Meisters von 1967 munter Öl ins auflodernde Erstligafeuer. Das sehe schwer nach Aufstieg aus, unkte Magath. Passend zu seinem 62. Geburtstag dürften „Töppi“ der Lauf seiner Eintracht und Magaths Glaskugelblickerei sicher gefallen.

Ob deshalb gleich mit ihm wie weiland an der Grasnarbe die Gäule der Euphorie durchgehen müssen? Nur, warum denn eigentlich nicht. Denn trotz sämtlicher Achterbahnfahrten der Eintracht durch die 2. und 3. Liga hat „Töppi“ seiner gelienbten Eintracht stets die Stange gehalten - ganz im Sinne des dieser Tage etwas abgedroschenen Mottos: Liebe kennt keine Liga! Und jetzt einmal ganz ohne Ironie gesagt. Auch das klingt verdächtig nach: Tip Top Töpperwien!