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Samstag, 1. August 2020

Ein guter Fang

Horst Hrubesch kehrt zurück zum HSV, zwar nicht als Kopfballungeheuer wie in glorreichen Zeiten Anfang der goldenen 80er. Doch den profilierten Nachwuchstrainer, der beim DFB inzwischen im Ruhestand weilt, hat sich der HSV als neuen Direktor des HSV-Nachwuchsleistungszentrums geangelt. Wer weiß, vielleicht an einem von Hrubeschs Lieblingsplätzen an irgendeinem norwegischen Gewässer. Ob dieser Nachricht schwappte meine Timeline am Freitag geradezu über.

Hrubesch, eine authentische HSV-Legende mit ausgewiesener Kompetenz: zweifellos ein guter Fang. Vielleicht kommt der kernige blonde Hüne gar eine ganze Dekade zu spät. Doch besser spät als nie. Den folgenden kleinen Clip könnte der 70-Jährige seinen ganzen neuen Jungs auf dem HSV-Campus womöglich vorspielen. Zu knackigen Vorstellungszwecken etwa, um nicht ein Clip-Konvolut  seiner "ungeheuerlichsten" Kopfballtore herauskramen zu müssen...


Mittwoch, 30. August 2017

Von Daum und Dorschen

Als Trainer war Christoph Daum weiland einer der größten Hechte im Karpfenteich. Wie wir wissen, ist dies jedoch Schnee von gestern. Inzwischen hat es die mittlerweile 63-jährige Trainerikone nach Rumänien verschlagen, wo sich Daum mit bisher überschaubarem Erfolg als Nationaltrainer versucht. Denn durch die  Qualifikation für die WM 2018 in Russland dümpelt Daum mitsamt seinen Karpatenkickern doch ziemlich und ist mit sechs Pünktchen schon etwas abgeschlagen. Ob Daum die Erben des großen Gheorghe Hagi wohl schon über Scherben hat laufen lassen?

Mit Rute und Rolle hat Daum bei aller Innovationskraft wohl weniger Erfahrung. Anders als der stille Miro Klose, der angeblich der Faszination des Fliegenfischens erlegen ist, oder der stoische Klaus Augenthaler, der es in den Worten der WELT gesagt vom Weltmeister zum sogenannten »Welsmeister« brachte und sich mal mächtig Ärger mit dem Angelverband einhandelte. Ganz zu schweigen vom unverwüstlichen Horst Hrubesch, der über seine Leidenschaft einst das Sachbuch »Dorschangeln vom Boot und an den Küsten« mitverfasste. Daum dagegen gingen in seinen besten Zeiten an der Seitenlinie viele Siege ins Netz oder nun ein Journalist von der rumänischen Zeitung »Gazeta Sporturilor«. Man sollte wissen: Daum hatte vor einiger Zeit wegen der ihm nicht genehmen Berichterstattung der Zeitung gemurrt, dass diese allein dafür gut sei, um Fisch einzupacken.

Die Reaktion der Zeitung? Sie entsandte ihren Redakteur Marius Magarit zur Pressekonferenz vor dem Duell Rumäniens am Freitag gegen Armenien, um Daum eine Angelrute zu schenken. Die Übergabe lehnte Daum mit einem Wortgewitter erzürnt ab und war mit seinem „Angler-Latein“ aber offenbar am Ende, als der kühne Journalist die Rute mit etwas Chuzpe einfach vor Daum ablegte. Wer weiß, ob es nun doch noch etwas mit Daum und den Dorschen wird. Was Horst Hrubesch ihm wohl raten würde? Hrubeschs Angelbestseller gilt im Übrigen längst als vergriffen...

Sonntag, 1. Juni 2014

Mit Achtung vor der Brechstange

Was macht eigentlich, die Brechstange? Sie wird erstaunlicherweise wieder kultiviert. Denn Dominik Stroh-Engel, der knapp zwei Meter große Torjäger des Zweitligaaufsteigers Darmstadt 98 hat Zeit Online neulich ein lesenswertes Interview gegeben, in welchem der Torschützenkönig der 3. Liga aufhorchen lässt. Stroh-Engel, der es einst auf ganze drei Bundesligaeinsätze für Eintracht Frankfurt brachte, berichtet überaus reflektiert über Darmstadts dramatischen Aufstieg, seine fulminante Trefferquote, die Selbstzweifel eines Stürmers, und preist obendrein die Fertigkeiten eines exzellenten Strafraumspielers.


Nicht zuletzt lässt Stroh-Engel, der aufgrund seiner hünenhaften Statur eher an einen etwas aus der Zeit der gefallenen Sturmtank verkörpert, aufhorchen, als er fernab Löw’scher und Pep’scher Dogmatik anschaulich über den Stürmertypus der falschen Neun sinniert:
 
»Das kann ein guter Plan A sein, mit kleinen Spielern kombiniert man sich durch bis vor das Tor. Aber in vielen Spielen bleibt man kurz vorm Ziel hängen. Dann bleibt von der falschen Neun nichts als Schönspielerei. Davon halte ich nichts. Ich schätze den Sturmlauf und ich achte die Brechstange.« 
 
Schau an, nur selten wurde in letzter Zeit der Brechstange ein derartiger Lorbeerkranz gebunden. Aus diesem Anlass hat Der Libero seine Top 5 typischer Brechstangenkicker herausgekramt, die sich fernab von filigranen Petitessen sicher beliebig erweitern ließe.

1. Dieter Hoeneß verkörpert vermutlich den König dieses Spielertyps. Unvergessen, wie der einstige „Schwabenpfeil“ im 1982er Pokalfinale für den FC Bayern mit blutdurchtränktem Turban den Nürnberger »Glubb«  niederrang. Selbst im 1986er WM-Endspiel gelang es den Mannen von Kaiser Franz, einen 0:2-Rückstand gegen Maradonas Argentinier kurzzeitig aufzuholen, nachdem der Kaiser seine Brechstange aufs Feld geschickt hatte.

2. John Hartson: Verewigt in der Ahnengalerie der brechstangenhafter Strafraumkanten hat sich unlängst der Hüne aus Wales. Als Hartson vor einigen Jahren seine Stiefel an den berühmt-berüchtigen Nagel hing, dürfte so manch britischer Stopper einen leisen Entspannungsseufzer gelassen haben angesichts Hartsons archaischer Abschiedworte: »Es war immer mein Traum, am Wochenende Dampf abzulassen und Verteidiger zu terrorisieren.«
 
3. Daniel van Buyten: Nicht fehlen darf der robuste 36-jährige Innenverteidiger des FC Bayern, den vor allem Jupp Heynckes bei den rar gesäten Rückständen wie im Champions League-Finale dahoam versus Chelsea in gegnerische Strafräume schickte und wo der belgische Catcher-Sohn allein durch seine kolossartige Statur sein Unwesen trieb. Wer weiß, welch Unruhe van Buyten bei der baldigen WM in Brasilien als Anführer und personifizierte Brechstange der juvenilen belgischen Equipe in fremden Sechzehnern stiften wird.
 
4. Horst Hrubesch. Sicher, was wäre eine Brechstangen-Liste ohne das einstige „Kopfball-Ungeheuer“ des HSV, der Deutschland anno 1980 per Doppelpack zum Europameister machte. Denn mehr blonde Brechstange als mit Hrubesch geht wirklich nicht. So mancher wird zuletzt in dem bulligen Pierre-Michel Lasogga endlich einen Erben von Hrubeschs Format im Zentrum des lange darbenden HSV-Angriffs gesehen haben. Doch Hertha-Leihgabe Lasogga scheint beim HSV schon bald auf und davon zu sein…
 
5. Oliver Bierhoff. Ihren Abschluss soll diese kleine Liste mit dem Manager der Nationalelf finden. Gern erinnern wir uns daran, wie der von der Bundesliga verschmähte und von Rudi Völler einst als „Malta-Fuß“ gebrandmarkte Bierhoff, mit seinem ewigen Golden Goal Deutschland zum EM-Titel 1996 schoss. Selbstverständlich, wie es sich für eine Brechstange gehört, zuvor von Bundestrainer (und seinem Mentor) Berti Vogts eingewechselt. Genau dann, als auf Wembleys heiligem Rasen in jenem EM-Finale gegen Tschechien nicht mehr viel ging…

Donnerstag, 17. Januar 2013

Gestatten, ››Kobra‹‹ Columbo!

Kennen Sie, noch Inspector Columbo? Der ist zweifellos ein Relikt der 70er und 80er Jahre, als der von Peter Falk gemimte Detektiv im zerknitterten hellen Trenchcoat auf deutschen Mattscheiben Fälle unter die Lupe nahm. Ebenso ein Relikt vergangener Zeiten ist wohl Jürgen Wegmann. ››Kobra‹‹ ward der ehemalige Stürmer gerufen, seit er einmal in ein Mikrofon zischte, er sei vor dem Tor ››giftiger als die giftigste Kobra‹‹ .

Nach einem Karriereende ohne Plan zeigte Uli Hoeneß  Herz. Vor Jahren spendierte er seinem einstigen Mittelstürmer einen Job im Bayern-Fanshop, wo Wegmann die Trikots seiner Nachfolger faltete und verkaufte, bis er sich nun offenbar mit seinem Chef und früheren Mitspieler Hansi Pflügler überwarf. Doch Wegmann war schnell einer neuen Karriere auf der Spur, wie er gegenüber BILD in einem bizarren Interview nun ankündigte.

Er wolle im Stile von „Inspector Columbo“ künftig als Detektiv arbeiten und, wie ihn die BILD am Nasenring durch die Manege ziehend erklären ließ, den Mord an Bruce Lee unter der Lupe nehmen. Da der Detektiv in spe bisher nicht unbedingt des hintergründigen Humors verdächtig war, wartete man vergebens darauf, dass sich dieser Nonsens als einfache Ente herausstellen könnte. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die ››Kobra‹‹ die Fährte des australischen Dschungelcamps aufnimmt…

Bevor es heißt ››Gestatten, ››Kobra‹‹ Columbo!‹‹ hat Der Libero nun eine Top 5 an Anekdoten über ››die giftigste aller Kobras‹‹  gesammelt, als diese noch vor den gegnerischen Toren zubiss und Columbo ausschließlich auf der Mattscheibe nacheiferte:
 
1. Jahrelang schnürte Wegmann für den BVB die Stiefel, stürmte etwa Seite an Seite mit Horst Hrubesch oder Daniel Simmes. Mit seinem Last-Minute-Tor im Relegationsspiel anno 1986 gegen Fortuna Köln rettete er den BVB letztlich vor dem drohenden Bundesligaabstieg.

2. Wegmann gehörte zu einem kleinen Kreis weniger Kicker um Stan Libuda, Rolf Rüssmann oder Andi Möller, die es wagten, vom BVB direkt zu Schalke 04 zu wechseln. Nach zwei Jahren beim FC Bayern kehrte Wegmann übrigens später noch einmal zum BVB zurück.

3. Bei den Bayern hatte Wegmann davor einige Karrierehöhepunkte erlebt.  Ebenso wurde er Opfer des legendären Faustschlages von HSV-Keeper Uli Stein im Supercupspiel 1987, der Stein fast die Karriere kostete. Dazu feierte Wegmann mit den Bayern eine Meisterschaft und erzielte per fulminantem Klaus-Fischer-Gedenk-Fallrückzieher das Tor des Jahres 1988.


4. Trotz dieser Meriten hörte Wegmann von Teamchef Franz Beckenbauer  kein ››Kobra, übernehmen Sie‹‹ . Der ››Kaiser‹‹ vertraute in der Nationaelf seinerzeit Rudi Völler, Jürgen Klinsmann, Kalle Riedle und Frank Mill. Ein Schicksal, welches Wegmann mit seinem damaligen überaus torefährlichen Bayern-Gefährten Roland Wohlfahrt teilte.

5. Dazu passt wohl eine allseits bekannte Weisheit Wegmanns ganz gut, mit welcher er weiland fast tiefste philosophische Tiefen erreichte und die wohl in jedem Beitrag über ihn einfach dazugehört: „Erst hatte ich kein Glück, dann kam auch noch Pech hinzu.“

Sonntag, 6. Januar 2013

Da biegt sich die „Bananenflanke“

Manni Kaltz gehört zum altehrwürdigen HSV genauso wie die „Bananenflanke“ zu ihm selbst. Die ewige Sentenz von „Kopfball-Ungeheuer“ Horst Hrubesch haben wir natürlich im Ohr, die sein einstiges Wirken mit Manni Kaltz sozusagen flankiert: „Ich sach‘ nur zwei Worte: Manni Bananenflanke, ich Kopf - Tor“. Der Anlass für die Kaltz’sche Huldigung? Der „Bananenflankenkönig“ wird 60 und Der LIBERO gratuliert.

Was hat Kaltz bei seinem HSV nicht alles erlebt. Pinke Trikots, viele Eigen- und noch mehr Elfmetertore, Trainer von Kuno Klötzer, Ernst Happel bis Gerd-Volker Schock, Kevin Keegan, Flanken über Flanken. Und natürlich die Glanz & Gloria-Ära des HSV, als im Hamburger Volkspark  in den 70er und 80ern drei Meistertitel, zwei Pokalsiege und gar zwei Europapokaltriumphe gefeiert werden konnten. Bemerkenswert: bei jedem Titel des HSV seit der Bundesliga-Gründung war Kaltz mit von der Partie. Auch in der Nationalelf machte er den „Rothosen“ in 69 Länderspielen zumeist Ehre, wurde etwa 1980 Europameister und zwei Jahre später Vize-Weltmeister. 

1977, nachdem Franz Beckenbauer in der Nationalelf abdankt war, nahm Kaltz des Kaisers Position als Libero ein, erntete aber meist Skepsis. Selbst DER SPIEGEL fragte sich seinerzeit, ob Kaltz der richtige Nachfolger für Beckenbauer sei und damals zitierte einen gewissen Hennes Weisweiler. Der hatte geunkt, bei der kommenden WM 1978 werde man erkennen, dass Kaltz einen besseren rechten Verteidiger als Libero abgeben werde. Und der weise Weisweiler behielt recht: jenes Experiment bei der WM in Argentinien scheiterte. Spätestens, als der Österreicher Hans Krankl „Manni, den Libero“ vor seinem berühmten Cordoba-Tor ausgetanzte. Wie dem auch sei.

Ernst Happel dürfte sich im Grabe umdrehen, würde er miterleben, wie der „HaEsVau“ seinen Rekordspieler Manni Kaltz rund um dessen Jubiläumstag beehrt. Nämlich kaum,
da biegt sich förmlich die  „Bananenflanke“. Heute etwa ist auf der HSV-Homepage ein kompakter Gratulationsartikel zu erkennen, der mit 159 Wörtern (inkl. Überschrift) nicht mal so viele Wörter enthält wie Kaltz einst Bundesligaspiele absolvierte. Das waren stolze 581 in 19 Jahren, ausschließlich für den HSV.

Der Bundesliga-Dino verewigte Kaltz zwar auf dem Walk of Fame der HSV-Legenden rund um das einstige Volksparkstadion. Aber ansonsten? Von einer Geburtstagsgala ganz zu schweigen, hat Kaltz selbst bis heute noch immer kein Abschiedsspiel erhalten. Ebenso wird auch seine legendäre Rückennummer Zwo munter weiter vergeben. Ob der HSV seine neue Stadionuhr, die die ewige Bundesliga-Zeit des Dinos in der HSV-Arena anzeigt, demnächst nach Kaltz benennen könnte? Vermutlich: Fehlanzeige.
Was bleibt ist ein Interview, welches der als Schweiger bekannte Kaltz nun flankierend zu seinem Jubiläum gab. Dort analysierte er den Zustand seines HSV beinahe so messerscharf wie er weiland seine Flanken schlug: der HSV habe kein System und sei von einer Meisterschaft meilenweit entfernt. Auch da biegt sich die  „Bananenflanke“
Foto: der-libero.de

Samstag, 29. September 2012

Hoch lebe der HSV, hoch lebe »Horst-Uwe«!

Heute Abend werden beim großen HSV der Abwechslung halber wieder einmal Glanz und Gloria herrschen. Im Sommer gratulierte bereits der FC Barcelona, wenn auch ohne Lionel Messi im Gepäck, mehr oder weniger persönlich im Jubiläumsspiel. Anlässlich seines 125-jährigen Klubjubiläums wird der Bundesliga-Dino sich heute nun selbst bei seiner großen Geburtstagsgala feiern. Die MOPO jubelte hierzu unlängst: Am 29. September blickt Fußball-Deutschland auf den HSV.

Schau an, selbst die Spieltagsplaner des DFB spannten sozusagen Spieltagsgirlande und lassen an diesem Samstag, ja ausgerechnet, den "kleinen HSV" Hannover 96 beim großen HaEsVau gastieren. Mal sehen, ob dieses Prestigeduell aus Sicht des "großen HaEsVau" zu einer Gala wird. Zu der abendlichen Geburtstagsgala haben sich jedenfalls vielen HSV-Legende angesagt.

Neben „Uns Uwe“ Seeler, den 1983er Helden rund um Felix Magath, „Kopfballungeheuer“ Horst Hrubesch, „Bananenflankenkönig“ Manni Kaltz undsoweiter oder auch Ex-Manager Günter Netzer soll gar der im Rothosen-Kosmos mystisch verehrte Kevin Keegan auf der Gästeliste stehen. Ob der kleine Engländer seinen Gassenhauer »Head over heels in love« noch einmal schmettern wird, ist zwar nicht bekannt.


Als sicher gilt indes, dass HSV-Idol Jimmy Hartwig die Playback-Platten seiner Trällereien »Mama Calypso« und »Ich bin immer zu früh« verlegt haben soll. Da dieser Sound doch eher von gestern scheint, hätte sich HSV-Messias Rafael van der Vaarts nebst Gattin  vermutlich ohnehin nicht auf die Tanzfläche verirrt.

Nicht nur von gestern, sondern schier in der Versenkung verschwunden, scheint hingegen ein besonderer HSVer zu sein, der beim Bundesliga-Dinos eigentlich einen besonderen Platz einnehmen müsste. Nicht Charly Dörfel. Es geht um keinen Geringeren als Dirk Weetendorf, seines Zeichens hochaufgeschossener HSV-Stoßstürmer aus den 90er Jahren . Denn anders als jenem Dirk Weetendorf gelang es in der 125-jährigen HSV-Historie noch keinem der vielen vermeintlichen HSV-Stürmerstars, als Kreuzung der Legenden Uwe Seeler und Horst Hrubesch etikettiert zu werden. Kein Wunder, dass die HSV-Fans ihm den Namen „Horst-Uwe“ hinterherposaunten.

Leider birgt die Karriere Weetendorfs eine kleine Ironie. Denn das „Kopfballungeheuer reloaded“ köpfte nicht etwa den großen HSV zu tollen Titeln oder gar zum Champions League-Triumph. Nein, der große HSV ließ  „Horst-Uwe“ nach wenigen Toren in einer überschaubaren Anzahl von Einsätzen ausgerechnet zum Nord-Rivalen Werder Bremen ziehen. Dort nahm ihn ausgerechnet HSV-Ikone Felix Magath als Werder-Trainer unter seine Fittiche und bei Werder sollte „Horst-Uwe“ ausgerechnet mit dem DFB-Pokalsieg 1999 den einzigen Titel seiner Profikarriere stemmen.

Doch, wie man in den Weiten des Netzes nachlesen kann, huldigen treue wie hingebungsvolle HSVer ihrem „Horst-Uwe“ noch immer und haben Weetendorf seinen Grenzgang zu Werder längst verziehen. Oder, wie lässt es sich sonst erklären, dass auf versprengten HSV-Fanseiten noch immer uralte Steckbrief-Fragebögen auftauchen, auf denen „Horst-Uwe“ verrät, dass seine Lieblingsspeise „Milchbohnen“ sind. In diesem Sinne: hoch lebe der HSV, hoch lebe „Horst-Uwe“!

Freitag, 1. Juni 2012

Golden Goals

Allerorten werden momentan Parforceritte durch die EM-Historie gewagt. Es lässt sich allerhand über van Basten, Platini, Uli Hoeneß, Panenka undsoweiter nachlesen. Da kommt man auch nicht an Oliver Bierhoff vorbei, der Finalabend der EM 1996 lässt grüßen. Hat sich dieser Bierhoff, den Rudi Völler einmal „Malta-Fuß“ schimpfte, damals in Wembley etwa unsterblich gemacht?

Vielleicht. Vielleicht hat es der Fußball-Gott mit ihm aber einfach nur gut gemeint. Zunächst, als er Bierhoff Bertis Elf mit seinem Ausgleich in die Verlängerung retten ließ. Danach, als er Tschechiens Torsteher Kouba beim „Golden Goal“ Bierhoffs deutlich derangiert danebengreifen ließ. Weniger als maltafüßiger „Mr. Golden Goal“, denn als „Kopfballungeheuer“ verewigte sich Horst Hrubesch.

Und wir haben natürlich Hrubeschs unvergängliche Sentenz im Ohr, die sein Wirken mit Manni Kaltz flankiert: „Ich sach‘ nur zwei Worte: Manni Bananenflanke, ich Kopf - Tor“. Ohne dass Kaltz‘ Flanken  im Endspiel einer sonst tristen 1980er EM sein Haupt erreichten, ereignete sich dort eine von Hrubeschs Sternstunden. Nach dem Anpfiff fand ihn ein Steilpass des juvenilen Bernd Schuster, den das „Kopfballungeheuer“ per Fuß in Jean-Marie Pfaffs Tor versenkte.


Nach dem belgischen Ausgleich , machte das blonde „Kopfballungeheuer“ aus dem Westfälischen seinem Namen alle Ehre und wuchtete mit seiner Stirn Kalle Rummenigges Ecke in Pfaffs Tor.  Es war die 88. Minute und man kann sagen, dieser Horst Hrubesch war nicht der einzige Deutsche, der nun kurz vor dem Abpfiff im  Stadio Olimpico in Rom Kopf stand . In seinem Fußball-Jahrbuch '80 erinnert sich Reporterikone Harry Valérien hieran irritierend nüchtern:

„Die entscheidende Sekunde - Horst Hrubesch befördert den Ball zum 2:1-Sieg ins belgische Tor - natürlich per Kopf, für dessen Wertarbeit der lange Hamburger ja bekannt ist. Karl-Heinz Rummenigge hatte per Eckstoß die Vorarbeit geleistet. Minuten später ertönte der erlösende Schlusspfiff. Geschafft: Deutschland ist zum zweiten Mal Europameister.“

Gewiss, es ist der altväterliche Sound einer anderen Zeit. Mit Bierhoff hat Hrubesch aber nicht nur gemein, in einem EM-Finale doppelt getroffen zu haben. In jener entscheidenden Sekunde erzielte das „Kopfballungeheuer“ sozusagen sein eigenes „Golden Goal“. Der Fußball-Gott ward also auch Hrubesch zugetan. So heißt es: hätte sich „Fallrückzieher-König“ Klaus Fischer nicht verletzt, wäre er nach Italien nicht einmal mitgefahren…

Samstag, 8. Oktober 2011

The unsung hero

Als ich jüngst auf einer Barkasse durch den Hamburger Hafen schipperte, platschte mir plötzlich kaltes Elbwasser ins Gesicht. Ich hatte mich auf die „Backboard“-Seite gesetzt und bereute diesen Entschluss. So etwas muss ich halt nicht allzu oft haben. Aber gut, wie ergeht es da erst Menschen, die anderen Menschen gerne „nur der HSV“ zurufen und sich fast jeden Samstag kalt erwischt fühlen. Denn ihr HSV ist Bundesligaschlusslicht, hat nach Spieltag 8 so viele Punkte wie Bremen Stadtmusikanten und taumelt nach dem schlechtesten Saisonstart in 49 Jahren Bundesliga der zweiten Liga entgegen.

Kein Wunder, dass an der Elbe zurzeit viele Untergangsszenarien aufbranden. Einmal bleibt etwa die Bundesliga-Uhr des Liga-Dinos an Spieltag 34 um Punkt 17.15 Uhr stehen. Daneben liegen sich auf der Ehrentribüne „Uns Uwe“ und die Helden der Happel-Ära wie die Wölfe heulend in den Armen. Wahrlich zum Schaudern!

Der neue HSV-Sportchef Frank Arnesen tauschte darum kürzlich seinen ratlosen Übungsleiter Michael Oenning gegen den trainerlizenzlosen Interimscoach Cardoso aus. Und seitdem dreht dieser Arnesen, der sich so gern Talente seines Ex-Klubs Chelsea angelt, munter das Trainer-Karussell. Seine unglückliche Suche nach dem nächsten Ernst Happel kommentierte die taz gewohnt bissig mit dem Titel „Marko Morten van Stevens Hrubesch“. Denn Arnesens Favorit Morten Olsen bleibt wohl in Dänemark, Marco van Basten ebenso wie Louis van Gaal in Holland und ein gewisser Huub Stevens faselt mittlerweile Treueschwüre wie „einmal Schalke, immer Schalke“ in die Mikrofone.

Horst Hrubesch, HSV-Idol und DFB-Jugendcoach, ist zwar für viele HSVer vorstellbar und hat in Uwe Seeler gar einen profunden Fürsprecher. „Uns Uwe“ meint, das Kopfballungeheuer himself könne dem HSV „Seele und Geist“ zurückbringen. Nur schwirrt Hrubeschs Name offenbar nicht in Arnesens Kopf umher, was sich im Übrigen auch von Kevin Keegan sagen lässt. Keegans Name erklang bisher noch überhaupt nicht, was ihn gewissermaßen zum unbesungenen Helden dieses Trainertheaters macht.

Das alles, obwohl Ende der 70er in Hamburg „Keeganmania“ herrschte. Noch heute schwelgen Zeitzeugen, wie dieser „unsung hero“ ihnen damals mit wallender brauner Mähne Freudentränen in die Augen dribbelte, sie Keegan „Mighty Mouse“ nannten und er mit dem One-Hit-Wonder „Head over heals in love“ den passenden Soundtrack dazu trällerte.


Gewiss, Arnesen wird seine Gründe für Keegans Nichtbeachtung haben. Ist es mangelnde Chelsea-Vergangenheit? Oder witterte Arnesen bei Keegan etwa eine apokalyptische Aura? Eine Aura, die aus Englands epochaler Pleite im allerletzten Spiel im alten Wembley-Stadion gegen Deutschland erwuchs? Ob Arnesen unkte, Keegan als damaliger Nationaltrainer Englands könne daher erster HSV-Trainer werden, der mit dem Bundesliga-Dino absteigt? Wohl nur Arnesen, laut Günter Netzer der einzige im HSV-Laden mit Ahnung vom Fußball, wird die Wahrheit kennen.


Menschen, die anderen „nur der HSV“ zurufen, werden es unter diesen Vorzeichen sicher verkraften, dass an der Elbe zunächst keine neue „Keeganmania“ aufziehen wird. Schließlich gehört der HSV in die Bundesliga wie der Hafen zu Hamburg. Oder etwa nicht?

Sonntag, 14. August 2011

Kein Kopfballungeheuer

Ein wenig besorgt frage ich mich derzeit schon, wie sich dieser Mario Götze auf seiner rasenden Rakete fühlt, die ihn offenbar ungebremst in Richtung Fußball-Olymp schießt.Franz Beckenbauer etwa ergötzte sich kürzlich regelgerecht an diesem 19-Jährigen, indem er ihn mit dem grandiosen Lionel Messi verglich und Götze damit einen ersten von zwei kaiserlichen Ritterschlägen gab.

Von Jogis Löwen bekam unser „Kaiser“ am letzten Mittwoch in der neuen Stuttgarter Arena eine spielerische Sternstunde beim 3:2 gegen Brasilien serviert, die dieser Mario Götze mit einer neuerlichen Gala in eigener Sache garnierte. Angesichts der Gala, mit der dieser Mario Götze diese Sternstunde garnierte, sollen sich an diesem lauen Abend im August, wie die ZEIT zu berichten weiß, so manche Journalisten gar an den jungen Franz Beckenbauer erinnert gefühlt haben.

Selbst der mit Lob sonst kühl kalkulierende Felix Magath, in einem früheren Leben Anfang der Achtziger selbst einmal Spielmacher der deutschen Nationalmannschaft, adelte den Dortmunder tags darauf zum „Jahrhunderttalent“. Das Prädikat „deutscher Messi“ scheint nach Beckenbauers Eloge gesetzt, der surrende Spitzname „Götzinho“ ist aus den Schlagzeilen wohl nicht mehr wegzudenken und der Weg für Götze geebnet, in die Reihe der „Weißen Brasilianer“ um Strategen wie Bernd Schneider oder Ansgar Brinkmann aufgenommen zu werden.

Für viele Zuschauer vor den Fernsehschirmen gehörte wegen der berauschenden „Samba do Götze“ gegen die Erben des großen Pelé der euphorische Sprung vom heimischen Sofa vermutlich ebenso dazu wie der Griff in die Chips-Schale. Ob Magath den Sofasprung ebenfalls gewagt hat, ist bislang nicht durchgesickert. Dazu wird man kaum vorhersagen können, ob kommende brasilianische Ballkünstler mit dem nun trendigen Künstlernamen „Mario Götze“ den Sand der Copacabana bedribbeln werden.

Fest steht jedenfalls, dass diese Ereignisse unseren „Kaiser“ schier überwältigt haben und Götze von ihm zwischenzeitlich den nächsten kaiserlichen Ritterschlag erhalten hat. Der Herrgott habe diesen Burschen mit Talent überschüttet. Er traue ihm alles zu, jubilierte unser „Kaiser“ in seiner Bild-Kolumne.

Alles? Naja, fast alles. Denn der korrekte Beckenbauer’sche Wortlaut klingt so: „Ich traue ihm alles zu – außer vielleicht ein Kopfballungeheuer zu werden.“ Nur, was heißt das nun für Fußball-Deutschland? Ist jetzt etwa Sorge angebracht, wenn es selbst diesem Mario Götze nicht gelingt, das Erbe von good old Horst Hrubesch anzutreten?

Gott sei Dank, nicht. Denn dieser Mario Götze wird vermutlich niemals im Luftduell gegen walisische Abwehrhünen klitschnasse Bälle per Kopf in die Maschen wuchten. Danach wird er auch niemals dem rasenden ARD-Reporter Jürgen Bergener lakonisch in dessen Mikro seufzen: „Poldi Flanke, ich Kopf - Tor.“

Doch wenn dieser Mario Götze, wie der „Kaiser“ weissagt, kein Kopfballungeheuer werden wird. Dann bedeutet dies: auch dieser Mario Götze ist nur ein Mensch. Ein Mensch mit Midas-Füßen wohlgemerkt. Dies lässt einen erst einmal durchatmen. Hauptsache, dieser Mario Götze verglüht nicht auf seiner Rakete auf dem weiten Weg gen Fußball-Olymp…