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Donnerstag, 20. August 2015

Against all Odds

Die Bühne der Europa League verspricht für Borussia Dortmund vielleicht nicht unbedingt die glanzvollste zu sein, bietet den Westfalen aber bereits in der Playoff-Runde eine geradezu wildromantische Abenteuerreise. Heute Abend gastiert der BVB in der Skagerrak-Arena des nahezu unbekannten norwegischen Traditionsklubs Odds Ballklubb (kurz: BK). Das naheliegende Wortspiel Against all Odds wird hoffentlich erlaubt sein.  »Der Libero«, präsentiert fünf Dinge über den norwegischen Rekordpokalsieger aus dem 100 Kilometer südwestlich von Oslo gelegenen Skien.

1. Seinen letzten und zwölften Pokaltriumph feierte Odds noch unter dem Namen Odd Grenland im Jahr 2000 und stand in insgesamt 21 Endspielen um den Cupen. Odds ist damit nicht nur Rekordpokalsieger Norwegens, sondern auch Rekordpokalfinalist. Letztmals stand Odds im November 2014 im Finale, musste jedoch mitansehen wie Molde FK den Cupen errang. Nicht einmal Rekordmeister Rosenborg Trondheim (22 Titel) ist mit neun Triumphen und in toto 15 Finalteilnahmen im norwegischen Pokal annähernd so erfolgreich. Norwegischer Meister zu werden, war Odds, dem Gründungsmitglied der ersten norwegischen Liga, bislang nicht vergönnt. Es reichte in den fünfziger Jahren lediglich zu zwei Vizemeisterschaften.

2. Dafür hält Odds BK einen weiteren Rekord und ist der älteste aktive Fußballklub Norwegens.
Odds BK wurde im März 1894 als Abteilung des bereits neun Jahre zuvor ins Leben gerufenen Vereins IF Odd gegründet. Glaubt man der BVB-Webseite sowie den vermutlich zitierten Wikipedia-Seiten stammt der Name Odd angeblich aus dem Roman „Seierssverdet“ von Viktor Rydberg, in dem einer der Charaktere der norwegische Sportler Orvar Odd ist. Wirft man indes einen Blick auf das Porträt der uefa-Homepage, so wird dort der Name Odd auf eine norwegischen Sagengestalt, einem Helden namens Örvar-Oddr, zurückgeführt, der Anfang des 14. Jahrhunderts gelebt haben soll. Örvar-Oddr verfügte demnach über drei magische Bogen, die niemals ihr Ziel verfehlten und stets zu ihrem Besitzer zurückkehrten. Einen dieser Pfeile findet sich im Übrigen auch im Klub-Wappen.

3. Seine Heimspiele trägt Odds BK in der Skagerrak-Arena aus, die derzeit etwa 13.500 Zuschauer fasst, nach dem Sponsor aus der regionalen Energiewirtschaft benannt ist und zuvor schlicht und ergreifend Odd-Stadion hieß. Eine Postkarte der Arena lässt sich übrigens bei Interesse auf einschlägigen Portalen schon für 1,50 Euro ersteigern. Bleibt für den BVB nur zu hoffen, dass der aktuelle Stadionnamen nicht synonym für den in der Seefahrt so gefürchteten Mix aus heftigem Wind und starken Seegang steht, den die berühmte, gleichnamige Meerenge verheißt. Auch hier würde das vorhin schon bemühte Wortspiel wohl durchaus passen. Herausfordernd könnte es für das Team von Thomas Tuchel tatsächlich sein, dass sie sich gegen die Gastgeber - um es mit dem großen Heribert Faßbender zu sagen - auf dem eher unbekannten Geläuf des Kunstrasens behaupten muss.


4. Das Duell gegen den BVB lässt sich als bisher größter Auftritt in der langen Vereinsgeschichte von Odds BK auf internationalem Parkett verorten. Denn Odds BK nimmt trotz der vielen Pokalsiege, die jedoch vor allem zwischen 1903 und 1931 erreicht wurden, bislang erst zum dritten Mal an einem Europapokal teil. Der einstige Europapokal der Pokalsieger wurde erst seit 1960 ausgetragen. 2001  und 2004 hatte Odds jeweils in der 1. Runde des UEFA-Pokals gegen Helsingsborgs IF und gegen Feyenoord Rotterdam das Nachsehen. In diesem Sommer fegte Odds immerhin in den ersten Qualifikationsrunden der Europa League mit Sheriff Tiraspol und den Shamrock Rovers die wohlklingenden Rekordmeister aus Moldawien und Irland aus dem Weg, um dann den schwedischen Vertreter IF Elfsborg in der 3. Quali-Runde zu bezwingen.

5. Bekanntester Spieler des Klubs mit den weißen Trikots und Stutzen wie schwarzen Hosen ist wohl der Olivier Occean. Der Kanadier suchte in den ersten beiden deutschen Bundesligen zuletzt bei diversen Klubs wie Kickers Offenbach oder Eintracht Frankfurt sein Toreglück und kickt nun zum zweiten Mal im Odds-Dress. Bleibt da noch Odds Kopfballungeheuer, das gerade einmal 1,72 Meter misst und Jone Samuelsen heißt. Denn dieser Samuelsen hält den Weltrekord für das aus größter Distanz erzielte Kopfballtor, seitdem er anno 2011 in der letzten Minute des Spiels gegen Tromsø quasi von der Mittellinie den Ball aus rund 58 Metern zur allenthalben aufbrandenden Begeisterung ins Tromsø-Tor köpfte. Mats Hummels und Kollegen dürften gewarnt sein...

 

Freitag, 11. Oktober 2013

Nebulöser Neuneinhalber

Es ist gar nicht so einfach in der weiten Welt des Fußballs auf Ballhöhe zu bleiben. Die Tage einer Saison vergehen so rasant wie David Odonkor einst über die Flügel sprintete. Verfügte Jogi Löw etwa noch neulich über eine ansprechende Stürmer-Garde, sieht es vor den Länderspielen gegen Irland und in Schweden geradezu mau aus, in der Spitze von Löws Nationalelf. Daher kam mir nun ein Ereignis in den Sinn, welches ich längere Zeit verdrängt hatte. Es geht um einen circa ein Jahr alten Donnerstagskicker, der mir zuletzt in die Hände fiel, als ich das Altpapier entsorgte.

Der Wind blätterte wie in einem schlechten Film die letzte Seite auf und von dort sprach plötzlich eine Bundesliga-Legende exklusiv zu mir.  »Was machen Sie eigentlich, Manni Burgsmüller?« hatte der kicker  den noch immer amtierenden Rekordtorschützen des BVB (135 Treffer) in der Bundesliga gefragt. Und Burgsmüller sollte wortreich davon schwelgen, wie er dank Otto Rehhagel einst als Methusalem Werder Bremens noch mit 38 Jahren die Meisterschale in die Höhe stemmen durfte. Dazu war von seinem Bedauern zu lesen, zum Ende der wilden 70er nur ganze drei Mal den DFB-Adler auf der Brust getragen zu haben.

Burgsmüller unkte, damals  seiner Zeit voraus gewesen zu sein und vorortete sich selbst als »Neuneinhalber« Er sei eine »neuneinhalb« gewesen, fuhr er fort, wie sie Dortmunds Marco Reus oft bei Borussia Mönchengladbach gegeben habe.  Reus sei zwar schneller unterwegs, er selbst, also Burgsmüller, wäre dafür torgefährlicher gewesen. Und siehe da, das schier zeitlose Schlitzohr Burgsmüller unkte weiter, jene Position womöglich erfunden zu haben. Leider hätten die früheren Bundestrainer Derwall und Schön geradezu verkannt, so bedauert Burgsmüller, dass er als zurückgezogene Spitze am stärksten gewesen sei. Keine Rede war hingegen von den seinerzeit kapitalen Konkurrenten wie Kalle Rummenigge oder Klaus Fischer. Was schließt man daraus? Offensichtlich war für derlei nebulöse »Neuneinhalber«, damals die Zeit noch nicht reif, zumindest in der Nationalelf .

Was besagten Klaus Fischer angeht, vergaß good old Manni Burgsmüller allerdings zu erwähnen, wie Fischer anno 1977 in seiner Paradedisziplin gegen die Schweiz das deutsche Tor des Jahrhunderts erzielte. Und Burgsmüller? Der stand an jenem Abend, an dem er im Stuttgarter Neckarstadion sein Debüt mit dem Adler auf der Brust feierte, in der Nähe von Fischers Geniestreich entfernt und schaute dem Schalker »Fallrückzieher-König« zu.


Nur wenige werden im Übrigen wissen, dass Burgsmüller an jenem Abend selbst ein durchaus sehenswertes Fallrückziehertor unter die Unterkante der eidgenössischen Latte zimmerte, welches letztlich nicht zählen sollte. Im YouTube-Kosmos findet man als »Burgsmüller Bicycle Kick«. Dennoch wabert es im Kernschatten von Fischers Jahrhundertor ebenso nebulös vor sich hin wie Burgsmüller weiland den »Neuneinhalber« gab.


Ob Jogi Löw einen juvenilen Burgsmüller gegen Irland in dessen Paraderolle hätte gebrauchen können? Wir werden es nie erfahren...

 

Dienstag, 23. Juli 2013

Tag der »Hängesocke«

Was macht eigentlich, Frank Mill? Wie man so liest, führt der Weltmeister von 1990  inzwischen über 80 Fußballschulen und wird heute 55 Jahre alt. Es lässt sich daher leicht der Tag der »Hängesocke« ausrufen, wie Mill ob seiner einst lässig herabhängenden Stutzen genannt wird. Da macht es auch nichts, dass Mills Stiefel seit über 15 Jahren am Nagel hängen. Gleichwohl macht der gebürtige Essener im Fußball-Kosmos immer mal wieder von sich reden. So wurde etwa im Bundesliga-Jubiläumsjahr so mancher Anekdotenstrauß gern mit dem berühmtem »Pfostentreffer« des gelernten Floristen garniert. Jener Treffer, der eigentlich keiner war, gilt längst als leuchtendes Vorbild für alle Schüsse über, unter und neben leere Gehäuse.

In Anbetracht dessen verleiht der geschätzte Bloggerkollege Klaas Reese gar regelmäßig den Titel »Frank Mill desTages«, wenn einer dieser Fehlschüsse mit Mills ewigen »Pfostentreffer« mithalten kann. Was in jenem Sommer ‘86 genau passierte? Es war Mills Debüt im BVB-Dress, das ihn ins sonnige Münchner Olympiastadion führte. Dort dribbelte Mill zunächst Bayerns belgischen Torwartboliden Jean-Marie Pfaff aus und vollbrachte zum kollektiven Entsetzen das Kunststück, den Ball statt ins leere Tor gegen den Pfosten des Rekordmeisters zu schieben. In einem ZDF -Interview gestand Mill einmal, dass er es eigentlich seinem Kumpel Pierre Littbarski nachtun und den Ball »abklemmen« wollte. In Mills Worten gesagt:» Weit ausholen, dann den Ball nach innen legen, so dass der Bayernspieler, der von links kam, ins leere Tor fliegt.«


Doch Mills »Torheit« tat seiner Popularität keinen Abbruch - ganz im Gegenteil. Franky Mills hat sich vielmehr in den 80ern verewigt. Gern erinnern wir uns an seine Chuzpe, wie er weiland dem Hannoveraner Keeper Ralf Raps das Leder aus den Händen köpfte und -dieses Mal - ins leere Tor einschob. Mills BVB-Sturmpartner Nobby Dickel sagte einmal, Mill sei mit allen Abwässern gewaschen. Auch daran muss es gelegen haben, dass Mill für den BVB, Rot-Weiß Essen, Borussia Mönchengladbach und die Düsseldorfer Fortuna über 200 Treffer in über 500 Profispielen einnetzte. In seinem Düsseldorfer Karriereherbst gelang dies Mill unter Aleks Ristic zwar nicht mehr so oft wie gewohnt, doch immerhin wirbelte er dort mit der »kaiserlichen« Nummer fünf durch die gegnerischen Strafräume.

Wer weiß, vielleicht war die Wahl jener ruhmreichen Rückennummer eine kleine Verneigung gegenüber »Kaiser« Franz. Denn dank Teamchef Beckenbauer wurde der damals schon 32-jährige Mill in dessen 1990er WM-Kader berufen, weshalb Mill sich seither Weltmeister nennen und wie alle 90er Weltmeister den »Kaiser« duzen darf. Da stört es auch nicht weiter, dass „Hängesocke“ Mill bei jener Italia 90 genauso viele Einsatzminuten für sich verbuchen konnte wie der Kölner Libero Paule Steiner, die beiden Ersatzkeeper Raimond Aumann und Andy Köpke oder auch ein gewisser Günter Hermann - nämlich keine einzige.

Dennoch kam bis heute fast niemand auf die Idee, Mill in die stilbildende Hermann'sche Nische für WM-Reservisten einzuordnen. Entweder, weil Mill den Fußballgott anders als im Sommer’86 auf seiner Seite hat. Oder, es mag daran liegen, dass Mill bei der Italia‘90 für viele irgendwie doch stets mit von der Partie war. Wie schon gesagt, er galt halt als „mit allen Abwässern gewaschen“ - dieser schlitzohrige Franky Mill...

Dienstag, 23. April 2013

››Don Bernardo‹‹ weiß es

Was macht eigentlich, Bernd Schuster? Wie zu erwarten ist der ››Blonde Engel‹‹ angesichts der deutsch-spanischen Champions League-Festspiele in dieser Woche derzeit ganz besonders gefragt. Ansonsten ist der mittlerweile 53 Jahre alte Schuster nach dem vorzeitigen Ende seines Engagements bei Besiktas Istanbul 2011 einer von vielen Trainer im Wartestand.

Im spanischen Königreich wird Schuster übrigens ››Don Bernardo‹‹ gerufen und prognostizierte nun in der WELT am Sonntag eine Wachablösung des spanischen Fußballs durch die deutschen Kicker: „Im Moment scheint die Zeit ganz klar für Deutschland gekommen zu sein. Die Substanz, die die deutsche Nationalmannschaft mittlerweile hat, könnte dafür sorgen, dass man die Macht von Spanien übernimmt.“

Der BVB und die Bayern hätten, so Schuster, die ideale Mischung aus hohem Rhythmus und spielerischer Klasse gefunden, deshalb werde es für Real Madrid gegen den BVB und Barca gegen die Bayern in den Halbfinals sehr schwierig. Woher der ››Don Bernardo‹‹ das alles weiß? ››Der Libero‹‹ klärt auf und hat fünf Stilblüten zu dem kauzige Grenzgänger zwischen dem deutschen und spanischen Fußball gesammelt.

1. Über Schusters erste Gehversuche in Deutschland als Chefcoach der damals zweitklassigen Kölner Fortuna und des 1. FC Köln hüllt man am besten des Mantel der Geschichte. Seine Saison als FC-Coach bezeichnete Schuster einmal als „das schlimmste Jahr seines Lebens“ . Im letzten Herbst wäre er gar um ein Haar Trainer des VfL Wolfsburg geworden und hätte dort nach eigenem Bekunden gern „Tiki-Taka in die Bundesliga gebracht“.

2.  Seinen größten Erfolge feierte Señor Schuster 2007 als Trainer von Real Madrid, wo er nicht nur den spanischen Meistertitel holte und den Spaniens Supercup errang. Zudem kürte ihn die spanische Presse zum Trainer des Jahres. Vor seinem Engagement bei Real hatte sich Schuster bei kleineren spanischen Klubs wie Getafe, Levante und Xerez verdingt.

3. Ende 2008 setzte Real Schuster dann vor die Tür des Estadio Santiago Bernabéu. Damals hatte ››Don Bernardo‹‹ der sportlichen Krise die Krone aufgesetzt, indem vor einem anstehenden Duell beim FC Barcelona zu behaupten gewagt hatte , Real habe im Clásico keine Chance und müsse sich darauf beschränken, im Camp Nou einen „guten Eindruck“ zu machen.

4. Dabei musste Schuster es doch wissen. Schließlich hatte er als Spieler acht Jahre lang bei Barca die Acht auf dem Rücken getragen, bevor er für zwei Spielzeiten den Dress von Real Madrid überstreifte, um danach für drei Jahre für Atlético Madrid die Stiefel zu schnüren.


5. Im Barca-Dress sollte Schuster in den 80ern auch Doppelpässe mit einem gewissen Diego Maradona spielen. Angesprochen auf den schier unvermeidlichen Vergleich mit Lionel Messi stufte Schuster jenen Messi nun als eine Klasse besser als Maradona ein: „Er ist schneller, außerdem war Maradona nicht so ein exzellenter Torschütze. Er war ein begnadeter Spieler, mit Sicherheit einer Größten, aber Messi hat noch dieses gewisse Extra.“

Donnerstag, 17. Januar 2013

Gestatten, ››Kobra‹‹ Columbo!

Kennen Sie, noch Inspector Columbo? Der ist zweifellos ein Relikt der 70er und 80er Jahre, als der von Peter Falk gemimte Detektiv im zerknitterten hellen Trenchcoat auf deutschen Mattscheiben Fälle unter die Lupe nahm. Ebenso ein Relikt vergangener Zeiten ist wohl Jürgen Wegmann. ››Kobra‹‹ ward der ehemalige Stürmer gerufen, seit er einmal in ein Mikrofon zischte, er sei vor dem Tor ››giftiger als die giftigste Kobra‹‹ .

Nach einem Karriereende ohne Plan zeigte Uli Hoeneß  Herz. Vor Jahren spendierte er seinem einstigen Mittelstürmer einen Job im Bayern-Fanshop, wo Wegmann die Trikots seiner Nachfolger faltete und verkaufte, bis er sich nun offenbar mit seinem Chef und früheren Mitspieler Hansi Pflügler überwarf. Doch Wegmann war schnell einer neuen Karriere auf der Spur, wie er gegenüber BILD in einem bizarren Interview nun ankündigte.

Er wolle im Stile von „Inspector Columbo“ künftig als Detektiv arbeiten und, wie ihn die BILD am Nasenring durch die Manege ziehend erklären ließ, den Mord an Bruce Lee unter der Lupe nehmen. Da der Detektiv in spe bisher nicht unbedingt des hintergründigen Humors verdächtig war, wartete man vergebens darauf, dass sich dieser Nonsens als einfache Ente herausstellen könnte. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die ››Kobra‹‹ die Fährte des australischen Dschungelcamps aufnimmt…

Bevor es heißt ››Gestatten, ››Kobra‹‹ Columbo!‹‹ hat Der Libero nun eine Top 5 an Anekdoten über ››die giftigste aller Kobras‹‹  gesammelt, als diese noch vor den gegnerischen Toren zubiss und Columbo ausschließlich auf der Mattscheibe nacheiferte:
 
1. Jahrelang schnürte Wegmann für den BVB die Stiefel, stürmte etwa Seite an Seite mit Horst Hrubesch oder Daniel Simmes. Mit seinem Last-Minute-Tor im Relegationsspiel anno 1986 gegen Fortuna Köln rettete er den BVB letztlich vor dem drohenden Bundesligaabstieg.

2. Wegmann gehörte zu einem kleinen Kreis weniger Kicker um Stan Libuda, Rolf Rüssmann oder Andi Möller, die es wagten, vom BVB direkt zu Schalke 04 zu wechseln. Nach zwei Jahren beim FC Bayern kehrte Wegmann übrigens später noch einmal zum BVB zurück.

3. Bei den Bayern hatte Wegmann davor einige Karrierehöhepunkte erlebt.  Ebenso wurde er Opfer des legendären Faustschlages von HSV-Keeper Uli Stein im Supercupspiel 1987, der Stein fast die Karriere kostete. Dazu feierte Wegmann mit den Bayern eine Meisterschaft und erzielte per fulminantem Klaus-Fischer-Gedenk-Fallrückzieher das Tor des Jahres 1988.


4. Trotz dieser Meriten hörte Wegmann von Teamchef Franz Beckenbauer  kein ››Kobra, übernehmen Sie‹‹ . Der ››Kaiser‹‹ vertraute in der Nationaelf seinerzeit Rudi Völler, Jürgen Klinsmann, Kalle Riedle und Frank Mill. Ein Schicksal, welches Wegmann mit seinem damaligen überaus torefährlichen Bayern-Gefährten Roland Wohlfahrt teilte.

5. Dazu passt wohl eine allseits bekannte Weisheit Wegmanns ganz gut, mit welcher er weiland fast tiefste philosophische Tiefen erreichte und die wohl in jedem Beitrag über ihn einfach dazugehört: „Erst hatte ich kein Glück, dann kam auch noch Pech hinzu.“

Donnerstag, 20. Dezember 2012

„Ich hab' vom Olaf Thon nix anderes erwartet!“

Was macht eigentlich, Olaf Thon? Der Ur-Schalker ist derzeit mal wieder in aller Munde. Montag sezierte er etwa im kicker die Entlassung von Huub Stevens. Der Schalker „Jahrhunderttrainer“, mit dem Thon einst den UEFA-Pokal und zwei DFB-Pokalsiege errang, so notierte Thon in seiner Kolumne, müsse den Kopf hinhalten, obwohl er nicht die größten Fehler gemachte habe. Hört, Hört!

Bei der Pokalauslosung gestern Abend im Ersten stand Thon dann buchstäblich wieder in der ersten Reihe. Und zwar ausgerechnet in den Katakomben des einstigen Dortmunder Westfalenstadions, wo Thon die Paarungen für das Pokalviertelfinale zog. Jürgen Klopp hatte direkt nach dem vorherigen 5:1-Kantersieg seines BVB gegen Hannover 96 noch getönt, dass „der Olaf“ ihm den Abend nicht versauen könne.
Doch anders als bei manch anderer Gelegenheit sollte der Weltmeister von 1990, der von dem verdächtig feixenden Matthias Opdenhövel als Sportschau- „Losfee“ angekündigt worden war, bei seinen Antworten nicht etwa die befürchtete  professorale T(h)onlage an den Tag legen. Vielmehr sollte Thon im Laufe dieser launigen Auslosung das breite Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht entweichen. Zunächst, als die Sportschau mit einem Einspieler an den legendären 1984er 6:6-Pokalkrimi erinnerte, nach dem der Stern Thons dank seiner drei Treffer sozusagen über Nacht aufging.


Danach ließ Thon Taten sprechen, Schalke war ja bekanntlich nicht mehr in der Lostrommel, und schickte den BVB zu Bayern München. BVB-Boss Watzke wirkte daraufhin am Mikrofon von ARD-Reporter Jürgen Bergener geradezu schmallippig. „Herr Watzke, sie müssen zu den Bayern reisen! Was sagen Sie dazu?“ „Ich hab' vom Olaf Thon nix anderes erwartet!“ Thon selbst goutierte dies einem breiten Grinsen. So, als habe er sich an Rolf Rüssmanns unvergessenen  Knurrer erinnert: „Wenn wir hier schon nicht gewinnen können, dann treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt.

Jener Rüssmann gehört übrigens zur schmalen Kaste jener Kicker, die einst sowohl für Schalke als auch für den BVB über die Rasenrechtecke gerackert sind. Trotz eines eigenen Abstechers zu den Bayern gilt für Thon nach wie vor jene Feststellung, die Schalkes entlassener „Jahrhunderttrainer“ in seinem holländischen Singsang einmal für die Ewigkeit hinterließ: „Einmal Schalke, immer Schalke!“ Selbst wenn dieser Olaf Thon vermutlich niemals Schalke-Trainer werden wird...

Dienstag, 10. Juli 2012

Olé Olé, SV Meppen Olé

Der SV Meppen: auf der Vereinshomepage heißt es: „Seele der Stadt. Stolz der Region. Ein Verein voller Leidenschaft und Tradition.“  Der SV Meppen, einstige Trutzburg der 2. Bundesliga, wird 100 Jahre alt.

Wo ist beim SVM bloß die Zeit geblieben? Und der Aufstieg in die 2. Liga ist auch schon ein Vierteljahrhundert her. Sichtbares Relikt aus diesen Zeiten ist die Anzeigetafel. Deren verbliebenen Lampen mühen sich, die Zwischenstände stets ins rechte Licht zu setzen…

Zum Anlass des 100sten haben sie nun in Meppen nicht nur Jubiläumsschals drucken lassen, sondern ebenso hat man eine Ausstellung auf die Beine gestellt, die die einzelnen Stationen der Vereinsgeschichte eindrucksvoll Revue passieren lässt. Dort lässt sich etwa bewundern, wie der SV Meppen ehedem in der 2. Liga zu einer Art "gallischem Dorf" wurde. Oder wie ein gewisser Diego Maradona Anfang der 80er mit dem FC Barcelona unter Trainer Udo Lattek in Meppen gastierte. Barca, von solchen fußballerischen Sphären ist der SVM Lichtjahre entfernt.

Doch siehe da: nach finanziell wie sportlichen darbenden Jahren sind die Emsländer wieder viertklassig. Zudem sorgte der SVM jüngst gleich mehrmals für Furore. Zum Jubiläumsspiel tritt am 11. Juli etwa kein Geringerer als Doublesieger Borussia Dortmund an. Im Frühling ließ Flügelflitzer Rene Wessels aufhorchen. Denn die Sportschau nahm den Holländer mit seinem Volleykracher gegen Holstein Kiel in die Auswahl für das „Tor des Monats April“ auf.

Wie mein Kumpel Siggi mir anvertraute, munkelte man aber unter den kritischen Dauerkartenbesitzern von Meppens Alter Tribüne, dass der Fußballgott bei diesem Geniestreich zumindest ein bisschen seine Finger im Spiel gehabt haben müsse. Wie dem auch sei, dabei sein ist bekanntlich alles. Zum Torschützen des Monats wurde letztlich der Schalker Señor Ràul gekürt...


Die Finger des Fußballgottes vermuteten manche Meppener im Übrigen auch beim besagten Viertligaaufstieg des SVM anno 2011. Denn für den SVM ergab sich in der Regionalliga die günstige Konstellation, dass er aus dieser in seinem Jubiläumsjahr nicht absteigen konnte. Was will man mehr. Dies war ursprünglich einer Ligenreform geschuldet, lässt sich ebenso als vorgezogenes Geschenk des DFB werten, welches für den SVM immerhin eine Saison lang Bestand gehabt hat.

Ein weiteres Präsent machte nun der große BVB, indem der Doublesieger anders als weiland Toni Schumacher dazu bereit ist, überhaupt nach Meppen zu fahren. Der BVB schenkt dem rüstigen emsländischen Jubilar damit zum 100sten ein 90-minütiges Ständchen. Jürgen Klopp spielte in seinem früheren Leben als Mainzer Zweitligakicker nebenbei gesagt mehrmals höchstpersönlich  in Meppen vor. Ob Klopp und seine Mannen sie den SVM hingegen gewinnen lassen, darf wohl bezweifelt werden.

Als Tormusik röhrt aus Meppens Stadionboxen übrigens der norddeutsche Schlager „Dans op de Deel“. Wer weiß, vielleicht gelingt diesem Rene Wessels am 11. Juli ein weiterer Geniestreich. Fußballgott hin oder her. Der SVM wird 100, dann mal los: auf zum Tanz!

Lesetipps zum SV Meppen & Jürgen Klopp:
- Von lahmen Eulen
- Hoch lebe der „Pöhler“!

Freitag, 8. Juni 2012

Kuba libre

Kennen Sie Kuba? Polens Kapitän wird so genannt. Kuba, das hat aber weniger mit einer Verehrung Fidels oder karibischen Träumen zu tun. Aber wenn man Jakub Błaszczykowski heißt, passt Kuba als polnische Kurzform Jakubs besser aufs Dortmunder Trikot. Bei Länderspielen Polens wird man Kuba vergeblich auf Trikots suchen, dort ein gewaltiges Błaszczykowski auf seinem Rücken prangen.

Seit einigen Jahren wirbelt Kuba nun für Borussia Dortmund über die rechte Flanke. Und, seinen legendären, frankmillesken Schuss über das leere Freiburger Tor wird er wohl nie mehr los. Doch verkörpert er mittlerweile ein Drittel des glorreichen polnischen Trios, das sich der BVB einst nach und nach an Land gezogen hat. Der kampf- und sprintstarke Kuba war dabei etwas überraschend einer jener Antreiber, die den BVB zum historischen Double geführt haben.


Das ist umso bemerkenswerter, als dass dieser Kuba beim BVB mehr oder weniger eine Art Platzhalter für Genius Mario Götze gewesen ist. Da Götze ebenso gut kickt, wie er in den Himmel gelobt wird, war Publikumsliebling Kuba gezwungen, lange Zeit Hufe scharrend auf seine Bewährungschance zu warten. Als Götze langfristig verletzt ausfiel, schlug Kubas Stunde.

Dass in den trubeligen Dortmunder Feiertagen nicht mehr ganz so laut von Genius Götze geschwärmt wurde (wie vielleicht einst von Lars Ricken), darf durchaus als Indiz gewertet werden, dass sich Kuba freigespielt hat von diesem Götze. Selbst Pokalfinal-Kommentator Bela Rethy aus dem Zwoten verortete Kuba bei der Überreichung des DFB-Pokals neben Bundespräsident Gauck in der ersten Reihe.

Und dabei erkannte Rethy, wie der selbstbewusste Kuba mit polnischer Flagge um die Schulter jenem Gauck, die Freiheit des Mithüpfens angedeihte. It sounds like Kuba libre. Diesem Kuba gefiel dies alles augenscheinlich. Vielleicht auch, wie der kicker ihm neulich schmeichelte, indem er ihm eine frappierende Ähnlichkeit mit dem blonden James Bond-Darsteller Daniel Craig unterstellte.

James Bond, der eigentlich Kuba genannt wird, führt Polen zur EM im eigenen Land. Empörte Reaktionen britischer Revolverblätter stehen weiterhin aus. Sie lesen offenbar nicht den kicker. Schließlich würde James Bond, wäre er denn Fußballer, eher eine Zahlenkombination auf seinem Trikot tragen, die am Ende eine 7 enthält. Wohl kaum Kubas Rückennummer „16“, mit der schon Polens Torjäger-Idol Grzegorz Lato weiland über die Spielfelder stürmte.


Wie weit Kuba es mit Polska bei der 2. EM-Teilnahme bringen wird? Griechenland, Russland und Tschechien in der Vorrunde: die Glaskugel bleibt nebelverhangen. Trotz Heimnimbus bleibt Polen wohl nur eine Außenseiterolle, obwohl Polen mitunter gar als Geheimfavorit gehandelt wird. Das drohende EM-Aus wird wohl ein steter Begleiter bei der Euro 2012 sein.

Die Frage, welcher Titel eines James Bond-Streifens hierzu passen könnte, klingt zwar etwas absurd. Doch „Im Angesicht des Todes“ könnte passen, oder nicht?

Sonntag, 13. Mai 2012

Hoch lebe der „Pöhler“!

Zurzeit lässt Jürgen Klopp einen leicht glauben, dass er schier alles kann. Außer vielleicht Champions League. Früher war Klopp schon Brillenträger des Jahres, TV-Bundestrainer an verschwörerischen Taktiktischen mit Kerner und Jauch und so etwas wie der Mainzer Jahrhunderttrainer. Zwei Mal Meistercoach, nach einem gewaltigen fünf zu zwo gegen die Bayern ist er seit gestern Pokalsiegertrainer und holte damit erstmals das Double an den Borsig-Platz.

Beim BVB herrscht Jubel, Trubel, Heiterkeit. Die BAMS titelte bereits kürzlich wenig subtil, aber vermutlich treffend: „Das BVB-Herz schlägt KLOPP; KLOPP; KLOPP.“ Selbst der stern erhob Klopp vor Kurzem auf seinen Titelblatt und sezierte die Klopp'sche Kunst der Motivation. Doch obacht, Klopp kann noch mehr. Er huldigt seit Jahresbeginn mit seiner Kappe dem „Pöhler“. Klopp sagte mal, er trage sie, weil ihm gefalle, wie intensiv im Pott Fußball gelebt werde!


Nur ist das mit den „Pöhlern“ so eine Sache. In nordwestdeutschen Breitengraden, etwa im Emsland (#SV Meppen), besteht die zumeist einzig messbare Qualität eines Pöhlers darin, Bälle lang und weit nach vorne zu „pöhlen“. Die Spielkultur des Kick & Rush hätte ihm vermutlich gut gelegen. René Werner vom emsländischen Fußballportal amateurmarkt.de erklärt:

„Was ist ein Pöhler? Der Pöhler verkörperte zu meiner aktiven Zeit den Fußballer mit dem härtesten unkontrollierten Schuss! Ob nun Libero, Vorstopper, Verteidiger oder Stürmer – allesamt alle konnten den Pöhler verkörpern! Dank/durch Jogi uns seinen Mannen schien er ausgestorben, doch schaut einmal in die Fläche der Hobbykickerei so findet man den ein oder anderen Exoten der alten Gattung.“

Doch mit dem „Pöhler“ der nordwestdeutschen Güte ein Double zu gewinnen, wäre selbst für Jürgen Klopp schwierig gewesen. Es wurde landläufig viel über den „Pöhler“, dem Kloppo huldigt, gerätselt und erklärt. Daher hat der LIBERO bei jemandem nachgefragt, der auf den Rasenrechtecken des Ruhrgebiets sozusagen das Gras wachsen hört: bei Buchautor und VfL Bochum-Edelfan Ben Redelings.

Ben, in Teilen Norddeutschlands kloppt ein "Pöhler" die Pille lang und weit nach vorne. Ist der Pöhler zum Beispiel aus Bochum derselbe Typ?

„Die Sache mit dem "Pöhler" auf der Kappe von Klopp ist sogar etwas komplizierter. >Lass uns pöhlen gehen<, sagen hier in der Gegend kleine wie alt gewordene Jungs, wenn sie sich zum gepflegten Kick verabreden. Früher, als es noch bedeutend weniger Autos gab, pöhlte man tatsächlich gerne auf der Straße oder auf Hinterhöfen, später dann auf Wiesen und Bolzplätzen. Wenn einer besonders schöne Schuhe dabei trug, waren das schon einmal "geile Pöhler", die er da präsentierte.Heute nennt man ganz allgemein alle, die auf dem Platz keine >Muscheltaucher, Vollfriseure oder Eisverkäufer< (O-Ton Peter N.) sind, Pöhler!“

Dank Ben Redelings wissen wir nun: jeder ist ein Pöhler. Das lässt sich hören!

Doch, die Pointe dieser kleinen Geschichte ist noch eine andere. Man muss wissen, dass in den sprachlichen Breitengraden Nordwestdeutschlands der Begriff „Pöhler“ noch eine weitere Bedeutung hat. Denn dort werden an Kanälen liegende Schiffsanleger entweder Poller oder in ihrer umgangssprachlichen Ausformung „Pöhler“ genannt. Soweit, so gut.

Und, wer hätte es gedacht? Richtig, sie sind alle schwarz-gelb. Der BVB und Kloppos Kappe lassen grüßen. In diesem Sinne, hoch lebe der „Pöhler“!