Samstag, 27. Oktober 2012

Forza Lorenz-Günther Köstner!

Seit Donnerstag ist Felix Wolfgang Magath nun in Wolfsburg Geschichte. Hat es eigentlich auch rund um die Wolfsburger Meisterschaft anno 2009 derart viel Bohei gegeben wie nun um seine Entlassung? Was einen kaum verwundert: nach dem Niedergang der letzten Wochen mit Magath hat man in der Autostadt kaum einen der wenigen Wölfe aufheulen hören. Dafür soll es in dem  35 (?) Mann starken VfL-Kader so manch Kicker geben, denen seitdem regelrechte Medizinbälle vom Herzen gefallen sein sollen.

Magath kehrte im März 2011 als gefeierter Held zum VfL zurück und ging 1.251 Tage, nachdem er die Meisterschale mit den Wölfen gewann, buchstäblich  als einsamer Wolf. Gewissermaßen erlebte Magath in Wolfsburg sein Waterloo, das ihn beinah in jenem März 2011 auf Schalke ereilt hatte. Wie damals auf Schalke sind nun auch in Wolfsburg die Tage gezählt, an denen seine Kickern den „Mount Magath“ sozusagen zum Kotzen finden und ihnen ob der HSV-Legende die Knie schlottern wie den Piraten in den Asterix-Comics vor den schlagkräftigen Galliern.

Bekanntermaßen wird, wie schon im Frühjahr 2010, Lorenz-Günther Köstner interimsweise das Magath’sche Trainer-Zepter, zumindest für das heutige Bundesligagastspiel bei Fortuna Düsseldorf und das Pokalspiel am Mittwoch gegen den FSV Frankfurt zu übernehmen. Köstner kündigte unlängst an, mit seinen Spielern reden und herausfinden zu wollen, wie die Mannschaft ticke. Hört, hört! Soft Skills sind nun beim VfL wieder gefragt. Die WELT schreibt hierzu:

Der frühere Unterhachinger und Kölner Bundesligatrainer ist nun vorerst die nächste Lösung für den VW-Versuch, die Konzerntochter VfL auf Erfolg zu trimmen. Nach anderthalb Jahren Magath mit 37 Transfers für gut 71 Millionen Euro, ständigen Personalrochaden zwischen Spielfeld und Tribüne, Ausmusterungen und minimaler Kommunikation mit den Spielern ist die Verunsicherung groß.“
 
Der 60-jährige Köstner ist ansonsten Trainer der  zweiten Mannschaft  des VfL und besiegte mit seinem viertklassigen Regionalligateam zuletzt vor 220 Zuschauern 3:1 gegen die einstige Zweitliga-Trutzburg SV Meppen. Unterdessen sind beim VfL Wolfsburg schier unvermeidlich große Lösungen wie Bert van Marwijk oder Bernd Schuster im Gespräch. Doch wer meint, Köstners auf den ersten Blick etwas unscheinbares Profil mangele es, sagen wir einmal, an erhabenen Erlebnissen in der großen, weiten Welt des Fußballs, der irrt! Folgende fünf Fakten über Köstner dürften hier Licht ins Dunkel bringen. 
 
1. Mit  Borussia Mönchengladbach wurde Köstner etwa 1975 Deutscher Meister und gewann gar den UEFA-Pokal, auch wenn der damalige Mittelfeldspieler damals eher in der zweiten Reihe der „Fohlen“ stand.
 
2. In der zweiten Reihe buchstäblich stehend lässt sich auch Köstners größter Erfolg als
Trainer verorten. Köstner assistierte vor 20 Jahren einem gewissen Christoph Daum, der den VfB Stuttgart 1992 in einem denkwürdigen Saisonfinale zum Meister machte.
 
3. Köstners schwärzeste Trainerstunde schlug indes beim 1. FC Köln. Ausgerechnet im Jahr des 50-jährigen Vereinsjubiläums ging Köstner als jener tragischer Trainer in die Annalen des Bundesgründungsmitglieds ein, der mit dem stolzen Effzeh erstmals abstieg.
 
4. Ein ähnliches Schicksal sollte Köstner später nochmals mit der SpVgg Unterhaching erleiden. Allerdings darf sich Köstner ebenso als der Trainer des vor den Toren Münchens ansässigen Klübchens bezeichnen lassen, der zunächst mit der SpVgg in die Bundesliga aufstieg und sie dort stolze drei Jahre lang mit Glück und Geschick hielt.
 
5. Während seines ersten Engagements im Frühling 2010 als Interimscoach des VfL rettete Köstner den damals amtierenden Meister immerhin vor dem Abstieg, führte ihn bis ins Viertelfinale der Europa League und ist seitdem übrigens der erfolgreichste Trainer in der 15-jährigen Wolfsburger Bundesligahistorie: mit einem profunden Punkteschnitt von 1,73.


Forza, Lorenz-Günther Köstner!

 

1 Kommentar:

janus hat gesagt…

Witzig, dass Köstner der Assi bei Daums Meisterschaft 1992 war, das hatte ich irgendwie gar nicht im Blick. Dann darf aber auch der Hinweis nicht fehlen, dass der einstige Co seinem Chef im Jahr 2000 am letzten Spieltag die Meisterschaft klaute, als die von Köstner trainierte SpVgg Unterhaching Daums Leverkusener mit 2:0 besiegte und dadurch Bayern zum Meister machte.

Weniger witzig fand ich natürlich seinen gelungenen Einstand am letzten Wochenende, aber irgendwas ist ja immer.

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