Mittwoch, 30. Oktober 2013

Maradona

Was macht eigentlich, Diego Maradona? Na? Maradona feiert heute seinen 53. Geburtstag. Olé! Ansonsten sitzt Maradona zurzeit auf keiner Trainerbank und dürfte müßig gehend im dichten Rauch einer im Mundwinkel sitzenden Havanna seinen eigenen Mythos pflegen. Das taten neulich bei einem PR-Termin in Mailand auch diverse Tifosi, die ihm mit euphorischen Diego-Rufen huldigten. Derlei toller Tribut lief dem kleinen Diego offenkundig wie Öl den breiten Rücken hinunter. Die Süddeutsche kommentierte, er sei empfangen worden wie der »Stolz der Nation« und sah obendrein »den italienischen Nord-Süd-Konflikt für einen Augenblick überwunden«. Neapels einstiger König  war übrigens nur nach Mailand gereist, um in den heiligen Hallen der Gazzetta dello Sport eine DVD-Reihe über seine Karriere zu präsentieren.

Doch wie wir alle wissen, umfasst die sagenumwobene Heldengeschichte der argentinischen Fußball-Ikone nicht nur völkerverbindende Kapitel. Etwa eingedenk der Reliquie, die sich »Hand of God goal«  nennt. Mexiko-City, wir schreiben den 22. Juni 1986. England mühte sich bei dieser brütend heißen WM bis ins Viertelfinale, wo im Aztekenstadion das auf der Insel »heißgeliebte« Argentinien wartete. Wir zappen in die 51. Spielminute: Maradona und Valdanos Doppelpass missglückt, der Engländer Hodge befördert den Ball hilflos in die Luft, der in den englischen Strafraum fällt. Dann nimmt das Drama seinen Lauf: Die rechte Faust Maradonas berührt den Ball schneller als die linke des englischen Keepers Peter Shilton, woraufhin der Ball zum vorentscheidenden 1:0 für den späteren Weltmeister hinter die englische Linie trudelt.


Welch Filou, dieser Diego, der damals nach dem 2:1-Sieg mit großen, unschuldigen Augen Schultern zuckend beichtete: »Es war ein bisschen die Hand Gottes und ein bisschen Maradonas Kopf.« Sicher, das haben wir alle schon oft gelesen. Weniger oft indessen Maradonas Canossagang in Richtung des Fußball-Mutterlandes, den die The Sun knapp 22 Jahre später abdruckte. Wenn er eine Zeitreise machen und die Geschichte umschreiben könne, dann würde er es tun, säuselte Maradona und fuhr gewohnt markig fort: »Aber ich kann es nicht. Das Tor ist immer noch ein Tor. Wir wurden Weltmeister, und ich war der beste Spieler der Welt.« 

Gewiss, der beste Spieler der Welt war Maradona damals tatsächlich. Wir wollen nicht unterschlagen, wie er sich dank seines sagenhaften zweiten Treffers in demselben Spiel in die rührige Riege diverser »Jahrhunderttorschützen« bugsierte, indem er zuvor ein halbes Dutzend englischen Verteidiger zu ausgetanzten Statisten seines »Jahrhundertsolos« degradiert hatte.


Gleichwohl, die Gretchenfrage folgt noch und gehört zu Maradona wie weiland seine Numero Zehn. Jene Frage, ob er der Beste aller Zeiten ist. Tja, gibt es hierauf überhaupt eine Antwort? Vielleicht für manche, die sich dieser Antwort mit einem Augenzwinkern nähern. Maradona dürfte von ihr, im Sound des Fußball-Mutterlandes gesagt, not amused sein. Sie lautet: Maradona good, Pelé better, George Best...

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